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208 Beilage C. zu überschreiten, weil ja sonst der Empfänger lieber auf den Genuss der Leistung verzichten würde. Feste Preise. In früheren Zeiten glaubte man, und in Gegenden mit unent wickeltem Handel glaubt man zum Theil noch, dass das sicherste Mittel, das in Eede stehende Ziel zu erreichen, darin bestehe, jedem Abnehmer je nach seinen Vermögensverhältnissen und seinen Markt kenntnissen einen verschiedenen Preis abzuverlangen. Da bleibt aber bei denjenigen, welche höhere Preise zahlten, als die anderen, das Gefühl nicht lange aus, dass sie übervortheilt worden seien; sie meiden dann solche Kaufläden und Bezugsquellen und so kam und kommt man im Kleinhandel zu den »festen Preisen«. Der feste Preis be deutet so viel, dass ohne Ansehen der Person dieselbe Waare unter denselben Umständen ohne Feilschen und Handeln zu demselben Preise abgelassen werde. Feste Preise gelten aber nur im Klein handel, und sind nicht nach den Selbstkosten bemessen, sondern nach den durch das Gesetz des Angebotes und der Nachfrage gere gelten Marktpreisen. Im Grosshandel sind feste Preise eine Ausnahme. Handelt es sich um eine Lieferung von Schienen, von Fassoneisen u. s. w., so wird jedes Eisenwerk sein Angebot nach den Chancen der Concurrenz stellen, es wird sich gar kein Gewissen daraus machen, allenfalls bei dem Fassoneisen 25% zu verdienen, sich gleichzeitig aber bei den Schienen vielleicht mit 5% zu begnügen, ja wer weiss? dieselben sogar mit Verlust zu übernehmen, um die Arbeit nicht ein stellen zu müssen. Von den Selbstkosten, von einer proportionalen Vertheilung der allgemeinen Verwaltungskosten, der allfälligen Anle henszinsen auf die einzelnen Lieferungen ist absolut keine .Rede. Die Fabrik verlangt eben so viel, als der augenblickliche Eisenmarkt zu erlangen gestattet. Nebenmittel zur Er höhung der Preise. Weniger geläufig und interessanter sind die Vorgänge bei solchen Leistungen, die keinen schwankenden Marktpreisen unter liegen und bei denen die Tendenz zu Tage tritt, durch kleine Neben mittelchen den reichen Mann zu bestimmen, freiwillig mehr zu zahlen, als der arme, unbemittelte. Buchhandel. So z. B. im Buchhandel. Es erscheint ein neues Buch, dessen Absatzgebiet sich auf verschiedene Stände erstreckt, etwa ein, grosser und dauernder Verbreitung sicherer Roman eines gefeierten Schrift stellers. Flugs werden davon zwei verschiedene Ausgaben veranstaltet, eine theuere für die Reichen auf etwas schönerem Papier und mit etwas grösserem Druck, und eine wohlfeile für die weniger Bemit telten. Sind dauernder Erfolg und spätere Auflagen nicht zu hoffen, so begnügt man sich auch wohl mit einer einzigen Ausgabe, deren ursprünglichen hohen Preis man nach einiger Zeit herabsetzt. Wird Jemand behaupten wollen: Im ersten Falle sei die Preisdilferenz einzig durch die Verschiedenheit der Herstellungskosten begründet?