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130 II. Die französischen Wasserstrassen. dürfte, will der Verfasser mit seinem subjectiven Eindrücke nicht zurückhalten. Er glaubt, dass die französische Binnenschifffahrt bereits ihren Höhenpunkt überschritten habe und langsamem Niedergänge verfallen sei. Möglich, dass ihre Circulation absolut noch zunimmt; relativ, d. h. im Verhältniss zum Eisenbahnverkehr, wird sie doch abnehmen. Die grossen Eisenbahngesellschaften haben auf Grund ihrer neuen Verträge keinen Grund, den Niedergang der Schifffahrt zu beschleunigen. Ihre alten Hauptlinien sind nicht ferne von der Grenze ihrer Leistungs fähigkeit ; auf sie passt vollständig, was Herr von Freycinet in so beredten Worten sagte. Allein, während eine Erweiterung des Wasser- strassen-Netzes im grossen Style sehr problematisch geworden ist, werden unablässig neue Bahnlinien eröffnet. Durch jede derselben wird das Feld der Wasserstrassen virtuell weiter eingeengt und die Entfremdung der Verfrachter, denen das letzte Wort gehört, vermehrt. Und so werden die neuen, grossentheils mit Betriebsdeficit bedrohten Bahnlinien den bisherigen Wasserverkehr immer mehr an sich ziehen. Dieser Process kann ein sehr langwieriger sein und möglicherweise nie zum Abschlüsse kommen. Ein ähnlicher Vorgang spielt sich auf den Landstrassen ab, welche von den Eisenbahnen längst in den Hintergrund gedrängt sind, aber doch fortfahren, Dienste zu leisten. Negatives Schluss- Was übrigens auch die Zukunft sein mag, die den französischen Wasserstrassen beschieden ist, für uns ist es ziemlich gleickgiltig, denn der Zweck der gegenwärtigen Schrift ist nicht, die möglichen Ereignisse einer fernen Zukunft vorauszusagen, sondern die Massnahmen zu beleuchten, welche von den Regierungen in der Gegenwart auf dem Gebiete des Wasser- und Canalbaues verlangt werden, — und hierzu bietet das angerufene Vorbild Frankreichs dermalen nur negative An haltspunkte.