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156 — sollten. Bald darauf wurden die Sechsstädte auch durch den Oberlausiher Landvogt Berka von der Duda auf Reichstadt zur Werbung von Truppen aufgefordert. Es ward den der Reformation ergebenen Oberlausitzern nicht leicht, der kaiserlichen Partei im Kampfe gegen den Protestantismus Kilfe zu gewähren. Der Prediger Bugenhagen in Wittenberg forderte in einer Schrift i) die Böhmen, Schlesier und Lausitzer auf, in dem zur Unterdrückung der evan gelischen Lehre unternommenen Kriege dem Kaiser den geforderten Beistand zu verweigern. Im Lande Küssens lieh man solchen Stimmen ein williges Ohr. Dort wagte man es, dem Landesherrn offen Trotz zu bieten. Die böhmischen Stände erklärten, es sei wichtiger, die Türken zu bekriegen und schickten Truppen, die der König Ferdinand gesammelt hatte, wieder nach Kaufe. Als dieser den Reichsfreiherren, Rittern und Edelleuten befahl, sich zum Kriege zu stellen und auch an die Bürger der Städte ähnliche Aufforde rungen ergehen ließ, wurde ein solcher Aufruhr in Prag, daß Ferdinand für gut fand, durch eine Kinterpsorte seines Schlosses zu entweichen und sich nach Leitmerih zu begeben. Man zog unter Absingung hussitischer Lieder in die Kirchen und rüstete sich zum bewaffneten Widerstande. Die Prager behaupteten, auf Grund von Privilegien, die der König beschworen habe, nicht zum Kampf gegen ihre Glaubensverwandten verpflichtet zu sein. Sie schlugen noch im April 1547 dem Feldhauptmann von der Weitmühl die geforderte Kriegshilfe ab, ja sie schickten sich an, den eigenen König zu bekriegen, wozu sie auch die Unterstützung der Lausitzer und Schlesier erbaten. Der Krieg gegen den sächsischen Kurfürsten, der von Karl V. geächtet worden war, begann in Süddeutschland. Der Papst hatte dem Kaiser 200 000 Kronen sowie auf sechs Monate 12000 Fufftruppen und 500 „Ringe Pferd" zugesagt. 2) Gegen diese italienischen und gegen spanische Söldner, die sich an der Donau gesammelt hatten, zog der sächsische Kurfürst im Bunde mit den oberländischen protestantischen Städten zu Felde. Die Entscheidung wurde durch den Albertinischen sächsischen Kerzog Moritz herbeigeführt. Im Bunde mit dem König Ferdinand brach er in das Land seines Vetters ein und nötigte diesen, aus Bayern zurückzukehren. Im April 1547 wurde der Zittauer Stadtschreiber Nikolaus Dornspach mit einer Geldsumme — man weiß nicht, wohin — auf die Reise geschickt. Am 17. schreibt er aus Saaz, daß das kurfürstliche Keer Eibogen genommen, Ioachimstal besetzt habe und Komotau belagern wolle. Das Gebirge sei verhauen und verstellt. Die Böhmen wollten dem Könige nicht Keeresfolge leisten. Der Kaiser zog damals in Eilmärschen über Eger, wo er sich mit seinem Bruder vereinigte, nach Kursachsen, um den Gegner in dessen Lande zu bekämpfen. Im Februar 1547 hatten sich die Oberlausitzer nach langem Zögern und auf wiederholtes Drängen hin endlich dazu bequemt, dem Könige 500 Fuß knechte seitens der Städte und eine größere Anzahl Reiter seitens des Adels zu bewilligen, die bei Budissin versammelt und zu zweimonatigem Dienste verpflichtet wurden. Nach dieser Zeit fragten die Städter auf einem Landtage den Amtshauptmann von Nostih, den Stellvertreter des fast immer abwesenden Landoogts, und die andern Vertreter der Landschaft, ob man dem König >) ^ctkortatio brevis sct vicinv8 in Lokemia, Lilesis et kusstis, gedruckt im Oktober 1546 in Wittenberg. 2) Nach einer 1546 gedruckten Schrift: Des Bapsts ond Kaiserlicher Mayestat Biindtnus.