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Frankfurt a. M.. den 15. November 1903. No. 4. 19031904 Telearramm- Adresse Elektrotechnische Rundschau Fraakfurtmain. Zeitschrift XXI. Jahrgang Oommissionair f. d« Bachhandei F, Yolckmar, LEIPZIG. fdr die Leistungen und Fortschritte auf dem Gebiete der angewandten Elektrizitätslehre. Abonnements werden von allen Buchhandlungen nnd Poetanstalten zum Preise vor Mk. 4.— halbjähr?., Mk. 8.— ganzjährl. •ngenommen. Von der Expedition in Frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezogen: Mark 4.75 halbjährlich. Aasland Mk. 6 , ganzjährl. Mk. 12.— Expedition: Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10 Farnapraohitalla No. 586 Erscheint regelmässig 2 Mal monatlich im Umfange von 2*/ s Bogen. Post-Preisverzeichniss pro 1903 No. 2411. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämmtliche Annoncen-Expe ditionen und Buchhandlungen entgegen Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 Berechnung für */„ '/„ und */, Seite nach Spezialtarif. Inhalt: Umschau in Industrie und Technik. S. 30. — Elektrische Zugbeleuchtung in den Vereinigten Staaten. Von Dr. Oskar Eckstein, Tufts College, Mass. S. 31. — Ein neues System gleichzeitiger Telegraphie und Telephonie. (Schluss folgt.) S. 32. — Elektromonteure. S. 34. — Verfahren zum Anlassen von Elektromotoren. S. 35. — Entwickelung der elek trischen Eisenbahnen in Italien. S. 36. — Neue Fassungen der Bergmann-Elektrizitäts-Werke, Akt.-Ges. Berlin N., Hennigsdorfer Strasse 33—35. S. 86. — Vorschriften betreffend die Lieferung von Elektrizität, S. 36. — Kleine Mitteilungen: Die Schnellfahrversuche der Studiengesellschaft. S. 37. — Ein Omnibus mit elektrischer Beleuchtung. S, 37. — Gesell schaft für drahtlose Telegraphie. S. 37. — Projektierter Bau einer Brücke und einer elek trischen Kraftanlage am Rio Grande. S. 37. — Bozen. S. 38. — Müllh im S. 38 — I ns- bruck. S. 38. — Hamburg. S. 38. — Jubiläum. S. 38. — In der letzten Sitzung des Berliner Vereins für Luftschifffahrt. S. 38. — Eine Studienreise des russischen Eisenbahn ministers. S. 38. — Die Unfallversicherung der Monteure und Arbeiter. S. 38. — Aus der Elektrizitäts-Industrie. S. 38. — Helios, Elektrizitäts-Aktiengesellschaft. S. 38. — Akkumu latoren-'Werke, System Pollak, Akt.-Ges.., Frankfurt a. M. S. 38. — Deutsche Gasglühllcht- AktieDgesellschaft in Berlin. S. 39. — Neue Bücher und Flugschriften S. 39. — Patentllste No. 4. — Börsenbericht. — Anzeigen. Umschau in Industrie und Technik. Die weiteren Fortschritte in der Besserung- der wirtschaftlichen Lage hielten auch in den letzten Wochen an und die elektrische Industrie konnte weiter an dem Aufschwung der Industrie partizipieren. Allerdings wird die Lage der elektrischen Industrie nicht überein stimmend als befriedigend bezeichnet, aber die Anschauung, daß die rückläufige Konjunktur endgültig vorbei ist und sich überall eine Aufwärtstendenz bemerkbar macht, gelangt doch allgemein zur Geltung. Zu verwundern ist es nicht, wenn nach dem tiefen Niedergang der letzten Jahre die Skeptiker, die der Besserung der Verhältnisse abwartend gegenüber stehen, auch jetzt noch zurückhalten, ehe sie sich zu einer günstigen Beurteilung der Lage bewegen lassen ; doch nach den vorliegenden Mitteilungen scheint es, daß die Besserung nicht vorüber gehend, sondern der Anfang der neuen wirtschaftlichen Flutwelle ist. Von großem Interesse ist in diesem Augenblicke das Nachlassen der Beschäftigung in den Vereinigten Staaten und in der Tat dürfte die Meinung eines hervorragenden Kenners der Verhältnisse hiermit als richtig bewiesen sein, die, wie in den letzten dreißig Jahren, so auch zukünftig ein Abwechseln der Hochkonjunktur und des wirtschaftlichen Niederganges zwischen den europäischen Industriestaaten und der Union in gewissen Zeiträumen als wahrscheinliche Regel hinstellte. Die Gründe für eine derartige gegenseitige Beeinflussung sind äußerst schwer festzustellen, bestehen bleibt jedoch, daß bei der Richtigkeit der ausgesprochenen Meinung, die Aussichten für die deutsche Industrie sehr gute zu nennen sind. Als normal wird die Beschäftigung in Dynamos, Elektromotoren und Transformatoren bezeichnet, die an manchen Stellen lebhafter, an anderen schwächer, wie in den vorherigen Wochen war. Die Arbeitszeiten wurden überall innegehalten, wodurch bei der Festigkeit der Löhne auch die Lage der Arbeiter günstig beeinflußt wurde. Gut zu tun hatte besonders die Fabrikation telegraphischer Apparate und Zubehörteile, sodaß vereinzelt Ueberstunden dringend nötig waren. Dasselbe ist von den Fabriken für elektrische Beleuchtungsartikeln zu sagen, für die die gegenwärtige Zeit allerdings Hochsaison bedeutet. Die Herstellung isolierter Drähte und Kabel leidet unter ziemlich gedrückten Preisen, wenn auch der Beschäftigungsgrad nicht unbe friedigend ist. Ueberstunden und Nachtschichten mußten die Werke für elektrische Isolationsartikel einlegen, um die Nachfrage befriedigen zu können, zudem das Angebot von Arbeitskräften nur schwach war. Ueber sehr gute Beschäftigung wird aus der Akkumulatoren- branehe berichtet, wo mehrfach mit Ueberstunden gearbeitet werden mußte. Die sehr starke Nachfrage hielt uDgesehwächt an, was auch von der Fabrikation elektrischer Kohlen zu sagen ist, wobei jedoch der Beginn der Beleuchtungssaison mit ins Gewicht fällt. Die übrigen Zweige der Branche waren gleichfalls gut beschäftigt, was namentlich von der Fabrikation von Meßinstrumenten und Starkstromapparaten zu sagen ist. Als ein günstiges Zeichen der allgemeinen Besserung kann auch die Erteilung großer Aufträge an verschiedene Elektrizitätsgesell schaften betrachtet werden. So erhielten u. a. die Siemens-Schuckert Werke seitens der Mansfelder Gewerkschaft einen Auftrag im Betrage von über l*/ 2 Million Mk., ebenfalls erhielt die „Helios“ E.-A.-G. einen großen Auftrag und der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft wird in Verbindung mit der „Union“ E.-G. wahrscheinlich die Aus führung der Brüsseler Liehtzentrale zufallen. Auch die E.-A.-G. vorm. W. Lahmeyer & Co. ist mit der Erledigung großer Aufträge beschäftigt nnd Brown, Boveri & Co. erhielten den Auftrag auf Lieferung von Dynamomaschinen von insgesamt 55,000 K. W. Das Glühlampenkartell ist nun handelsgerichtlieh ein getragen worden und hiermit endgültig sanktioniert. Die Gesellschaft nimmt jedem einzelnen Produzenten von Glühlampen die Erzeugung zu einem bestimmten Preise ab. Der Erlös, der über diesen Preis erzielt wird, gelangt nach Abzug der Spesen an die Anteilschein besitzer zur Verteilung. Die Glühlampenfabrikanten übernehmen Anteilscheine nach Maßgabe ihrer Quoten. Der Allgemeinen Elek trizitäts-Gesellschaft und Siemens & Halske wurden Quoten von je 5 Millionen Stück bewilligt, die Vereinigte Elektrizitäts-Gesellschaft in Wien eine solche von 3,1 Millionen Stück. Sitz des Kartells ist Berlin, Dorotheenstraße 43/44. Geleitet wird die Vereinigung von den Herren Philipps (Amsterdam), Bentheim (Berlin, A.-E.-G.), Mezai (Budapest, Vereinigte Elektr.-Aktiengesellsch.) Obgleich im Laufe der ersten Verhandlungen eine Preiserhöhung nicht in Aussicht ge nommen wurde, fand eine solche doch sofort nach Abschluss des Kartells statt. Infolgedessen hat in Wien eine Agitation gegen die Vereinigung eingesetzt, die zum Zwecke hat, auf Grund der höheren Preise eine bessere Ware zu erlangen. Diesen berechtigten Be strebungen wird von dem Kartell bereits entgegengekommen, denn da mit der gegenseitigen Unterbietung die Qualität der Lampen ver schlechtert werden mußte, so geht mit der Preiserhöhung auch eine Verbesserung der Ware Hand in Hand. Schon ans diesem Grunde ist das Kartell im Interesse des Ansehens der elektrischen Industrie mit Befriedigung zu begrüßen, denn der bisherige Weg mußte natur gemäß zu einer argen Diskreditierung der elektrischen Beleuchtung führen. Dem Syndikat gehören die deutschen, österreichischen, un garischen, schweizer und niederländischen Werke an. Von größerer Bedeutung für die fernere Entwicklung der deutschen elektrotechnischen Industrie dürfte die vollzogene Reise des Geh. Rates Rathenau von der A.-E.-G. nach den Vereinigten Staaten sein, die teilweise mit der Gründung des Glühlampenkartells in Ver bindung gebracht wird, in der Hauptsache jedoch auf eiue Verständigung zwischen der A.-E.-G. und der Union mit der General Electric Co„ und der Pariser Thomson-Houston-Gesellsch. einschließlich derThomson- Mediterranee hinauslief. Die Verständigung dürfte inzwischen in Paris ihren Abschluß gefunden haben. Wahrscheinlich haben diese Verhandlungen zu den infolge der großen Erfolge mit der elektrischen