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307 XXI. lahrgang. »ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.* No. 23. 1903,1904. solchen Kraftwerken so einfach wie möglich zu gestalten. Zu diesem Zwecke sieht man besondere Maschinenaggregate für die Erzeugung des zur Erregung der Wechselstromgeneratoren erforderlichen Gleich stromes vor. So ist beispielsweise in Figur 6 eine Gleichstrom maschine der Western Elec tric Company in Chicago abgebildet. Die Leistung dieser Maschine beträgt ca. 250 Kilowatt bei 120 Volt Spannung und 190 Touren pro Minute. Die Dynamo ist direkt mit einer Dampf maschine horizontaler An ordnung gekuppelt. Um den Betrieb möglichst sicher zu gestalten, sieht man gewöhnlich noch eine Re servemaschine vor. In großen Drehstromzentralen sieht man außerdem noch eine Akku mulatorenbatterie vor. Die Erregermaschine dient dann gewöhnlich gleichzeitig zum Aufladen dieser Batterie. Dadurch gewinnt man Fig. 6. wesentlich an Betriebssicherheit. Um diese noch weiter zu erhöhen, sind außerdem noch Strom-Umformer vorgesehen. Ein solcher be steht gewöhnlich aus einem Drehstrommotor direkt gekuppelt mit einer Gleichstrommaschine. Figur 7 stellt einen solchen Umformer der National Electric Company in Mil waukee dar. In kleineren Anlagen wird man selbstverständlich mit kleineren Erregermaschi nen auskommen. In solchen Fällen wird beispielsweise eine schnellaufende Dampf maschine stehender Anord nung zum Antriebe der Erregermaschine mit bestem Erfolge zur Anwendung ge- Fisr. 7. langen könnön. Solch’ eine Masehineneinheit ist in Fi gur 8 dargestellt. Der Raum den diese Maschine einnimmt, ist verhältnismäßig klein. Da fast alle beweglichen Teile der Dampf maschine umschlossen sind, so ist fast keine Wartung erforderlich. Die mit der Dampfmaschine gekuppelte Dynamo ist eine mehrpolige Westinghouse-Maschine. Die Vorteile, die man durch diesen vollständig separaten Antrieb der Erregerma schinen in großen Drehstromzentra len erhält, sind keineswegs un bedeutende. Wir wollen den Fall anneh men, daß die Er regermaschine eines Wechsel stromgenerators ihren Antrieb von der Welle des selben (sei es direkt oder indirekt durch Vermittlung von Zahnrad oder Riemen) erhält. Alle Belastungsstöße wirken in diesem Falle auf ■die Erregerspannung zurück; dies beeinflußt dann wiederum die Wechselstromspannung. Haben wir hingegen den Antrieb der Erreger maschine vollständig getrennt angeordnet von der Weehselstrom- maschine, so werden auftretende Störungen oder Stöße nicht gleich auf die Erregerspannung zurückwirken. Dadurch aber, daß das magnetische Feld eines Wechselstromgenerators seine Stärke beibehält, auch dann wenn durch Belastungsstöße ein momentanes Zurückgehen der Geschwindigkeit des rotierenden Polrades erfolgt, wird das Wechselstrompotential niemals beträchtlich schwanken und somit auch das Parallellaufen ohne Schwierigkeiten erfolgen können. Im anderen Falle geschieht folgendes: Durch den plötzlichen Belastungsstoß wird die Geschwindigkeit der Maschine, somit auch die der direkt oder indirekt verbundenen Erregermaschine bewirkt. Die Erregerspannung wird hierdurch vermindert, wodurch das magnetische Feld der Wechselstrommaschine geschwächt wird. Die Folge ist, daß das Wechselstrompotential sinkt und die Maschine solange Strom von den anderen Maschinen erhält (also als der Motor läuft), bis die Spannungsdifferenz wieder Null ist. Ein Parallel arbeiten ist demnach mit Schwierigkeiten verknüpft. Man muß im Auge behalten, daß die Veränderungen des magnetischen Feldes niemals momentan erfolgen, sondern eine gewisse Zeit beanspruchen. Wir erhalten somit bei der direkten Anordnung der Erregermaschine beträchtliche Ausgleichsströme zwischen den verschiedenen Weehsel- stromgeneratoren. Es werden ferner Energieverluste durch magnetische Hysteresis und Wirbelströme in den Polschuhen auftreten. Diese Verluste werden dort, wo die Erregung durch separaten Antrieb von Erregerdynamos erfolgt, wesentlich kleiner sein, wenn die Gleichstrom spannung vollständig konstant gehalten wird. Die Vorteile, die der separate Antrieb der Erregermaschinen bietet, scheinen immer mehr anerkannt zu werden. So sind beispiels weise in den großen Drehstromwerken der New-York Edison Light Company und der Manhattan Railway Company separate Maschinen aggregate für den Antrieb der Erreger vorgesehen. Der Antrieb derselben geschieht hier durch schnellaufende Kompound-Dampf maschinen mit horizontaler Anordnung. In der Anlage der Niagara falls Power Company kommt das gleiche Prinzip zur Anwendung, nur daß hier der Antrieb der Erregermaschinen durch Turbinen erfolgt. Zum Betriebe der Erregermaschinen in Dampfzentralen kommt in neuester Zeit die Dampfturbine immer mehr zur Anwendung. Bei dieser Anordnung gewinnt man bedeutend an Platz. Auch ist die Bedienung eine verhältnismäßig einfachere. Da solche Maschinen erst seit kurzer Zeit im Betriebe sind, so läßt sich noch wenig über Betriebsresultate und Endergebnisse berichten. Daß aber die Dampf turbine zum Betriebe von elektrischen Maschinen besonders geeignet ist und der Dampfverbrauch der gleiche, in manchen Fällen noch kleiner pro induzierte Pferdekraft ist, als bei einer Dampfmaschine von entsprechender gleicher Leistung, steht schon jetzt außer allem Zweifel. Für die großen Kraftanlagen der New-York Central und der Pensylvania Railroad sind beispielsweise für den Betrieb der Drehstrommaschinen, Dampfturbinen, für Leistungen von je 8000 bis 12,000 PS. vorgesehen. Was nun die selbsterregende Wechselstrommasehine betrifft, so kann man hier als Nachteile die schon bereits früher erwähnten Punkte bezeichnen. Das wäre also, daß Schwankungen in der Wechsel stromspannung sich auf die Erregerspannung direkt übertragen. Dazu kommt noch der weitere Nachteil, daß wir die Maschine mit einem Kommutator, ähnlich der der Gleiehstrommaschine versehen müssen. Wir bekommen also dann dieselben Nachteile wie sie der Gleichstrom- Maschine anhaften. Aus diesem Grunde verspricht sich der Verfasser nicht viel von dem besonders in neuerer Zeit in den Fachzeitschriften viel besprochenen selbsterregenden Wechselstromgenerator. Dessen Prinzip war bereits vor vielen Jahren von Deri, Zipernowsky und Blathy angegeben worden. Eine solche Maschine ist die Kombination einer Gleichstrom- und Wechselstrommaschine in ein und derselben Maschine. Dasjenige was wir gerade beim Wechselstrombetrieb ver meiden wollen, die Konstruktion eines kostspieligen Kommutators, taucht hier wiederum auf. Die Mehrkosten einer solchen selbst erregenden Wechselstrommaschine werden aber keineswegs durch bessere Betriebsresultate gut gemacht- Jede Belastungsstörung auf der Wechselstromseite überträgt sich auf die Gleichstromseite. Die Folge ist, daß sieh ein Feuern der Bürsten nicht gut beseitigen läßt und daß wir ein fortwährendes Fluktuieren der Spannung erhalten. Das Gleiche gilt auch von der Verwendung separater Strom- umwandler. Ein solches System rührt z. B. von Pollak her. Somit wäre ich an dem Schlüsse meiner Abhandlung gelangt. Das Resume derselben läßt sich kurz in Folgendem zusammenfassen: Der Antrieb der Erregermaschinen in einer großen Drehstrom zentrale hat unabhängig von der Umfangsgeschwindigkeit der Wechselstromgeneratoren zu geschehen. Es heißt dies also, daß zum Antriebe der Erregermaschinen separate Dampfmaschinen oder Turbinen zur Verwendung gelangen sollen. Je ein Erreger-Aggregate hat den Erregerstrom für mehrere Generatoren zu liefern. Die An ordnung je einer besonderen Erregermaschine für einen Generator ist in Amerika nur bei kleineren Typen etwa von ca. 500 Kilowatt abwärts anzutreffen. Der Antrieb der Erregermaschine erfolgt dann gewöhnlich durch Riemen oder Zahnradübertragung. Die direkte Anordnung des Ankers der Erregermaschine auf der Welle des Weehselstromgenerators, wie dies auf dem Kontinent üblich ist, ist nur in vereinzelten Fällen in den Vereinigten Staaten anzutreffen.