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Elektrotechnische Rundschau — Polytechnische Rundschau — Zeitschrift für die Gesamt=Interessen der elektrischen Industrie. Verlag von: DAUBE & Co., G. m. b. H., Frankfurt a. M. Expedition : Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Redaktion: Fr. Liebetanz, Düsseldorf, Herderstr. 10. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mk. 4.— halbjährl., Mk. 8 — ganzjährl., angenommen. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämtliche Annoncen-Expe ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 ,Sj. Berechnung für */„ \ und 1 / 8 Seite Erscheint am 1. und 15. jeden Monats. nach Spezialtarif. XXI. Jahrgang. Frankfurt a. NI., den 15. August 1904. Heft 22 Alle für die Redaktion bestimmten Zuschriften werden erbeten unter der Adresse: Redaktion der ,,Elektrotechnischen Rundschau“ Beiträge für den elektrotechnischen und polytechnischen Teil sind willkommen und werden gut honoriert. , Düsseldorf, Herderstr. IO. Die Deutsch-atlantischen Kabel. (Schluß.) Die ersten Kabellegungsversuche im atlantischen Ozean vor ungefähr 50 Jahren endeten mehrfach auch aus dem Grunde mit einem Mißerfolge, weil der Meeresgrund, auf dem das Kabel ruhen sollte, nach seiner wechselnden Bodenbeschaffenheit nicht genügend bekannt war und darum Beschädigungen und Zerreißungen des Kabels eintraten. Soll heute ein Kabel gelegt werden, so ist die erste vorbereitende Aufgabe, daß durch das Kabelschiff die Boden verhältnisse des Meeresgrundes auf der zukünftigen Kabellinie möglichst sorgfältig festgestellt werden. Darum wurde auch für das deutsch atlantische Kabel bereits im Sommer 1899 eine genaue Untersuchung des Meeresbodens durch den Kabeldampfer „Britannia“ unter Leitung des Ingenieurs Peake vorgenommen. Es wurde die Tiefe, die Boden wärme und die Bodenbesehaffenheit des Meeres festgestellt, um für die Richtung der Kabellinie, die gute Lagerung und notwendige Länge des Kabels den besten Anhalt zu gewinnen. Die Meerestiefe zwischen Europa und Amerika ist nämlich an den einzelnen Stellen sehr verschieden; oft ganz plötzlich zeigt sich ein tiefer Abgrund oder eine bergartige Erhöhung. Solche Stellen werden natürlich bei der Kabellegung möglichst umgangen, da die Ueberführung des Kabels über derartige Stellen zu große Anforderungen an seine Zugfestigkeit stellen würde. Im Sommer 1899 trat das Schiff seine Forschungsreise an und dampfte zunächst nach den Azoren, um an den Küsten der beiden Inseln Flores und Fayal zu loten und dann von dort die Linie nach New-York festzulegen. Später kehrte das Schiff nach den Azoren zurück und lotete von dort bis zum Eingang in den englischen Kanal. Strecke von Emden (Gretfiel) nach Borkum zum Anschluß an das Deutsch-atlantische Kabel ein zweiadriges Kabel verlegt worden. Eine der Adern nämlich dient als Erdleitung und das ist notwendig, damit Störungen durch Induktion aus den übrigen, auf derselben Strecke Fig. 12. Anlandbringen des Kabels bei Borkum. verlegten Kabeln, von dem Deutsch-atlantischen ferngehalten werden. Aus demselben Grunde ist aueh von der Endstation in New-York aus ein zweiadriges, 10 Seemeilen langes Küstenkabel verlegt worden. Am 4. Mai 1900 wurde das Kabel unter dem Jubel der Bewohner Fig-. 11. Die zur Erforschung des Deutsch-atlantischen Kabelweges vor genommenen Tiefenlotungen wurden in einer ziemlich breiten Zickzack linie ausgeführt, wodurch eine genaue Kenntnis der Bodenerhebungen und Senkungen erzielt wurde. Auf der ganzen Strecke wurden 500 Lotungen vorgenommen und an 150 Stellen die Wärme am Grunde gemessen. Die alten Kabelschiffe benutzten für die Tiefsee lotungen noch Hanfleinen, die aber wegen ihres Reibungswiderstandes im Wasser nur langsam niedersanken und mehrere Stunden brauchten, ehe sie den Grund berührten. Die „Britannia“ verwandte einen dünnen, glatten Stahldraht, sogenannten Klaviersaitendraht, der natürlich viel schneller als Hanfleinen in die Tiefe geht. Der Draht wird vom Heck des Kabelschiffes aus mittels einer Winde ins Meer versenkt und wieder aufgewunden. An der Winde befindet sieh ein Zählwerk, welches jederzeit selbsttätig die erreichte Tiefe angibt. An den Stahldraht wird für die Tiefenmessungen eine etwa 20 Kilo gramm schwere Eisenkugel gehängt, die beim Aufstoßen auf den Meeresboden sieh vom Drahte loslöst und am Boden liegen bleibt. Sobald nun das Gewicht den Boden berührt und die Spannung des Drahtes nachläßt, tritt die Bremsvorrichtung in Tätigkeit, bringt die Maschine zum Stillstand und verhindert ein weiteres Abrollen von Draht. Die erreichte Tiefe kann nun durch Ablesen vom Zifferblatt festgestellt werden. Nach den Ergebnissen dieser Lotungen wurde die Linie, auf der das Kabel verlegt werden sollte, auf Meereskarten genau fest gelegt und die Stärke des Kabels auf den einzelnen Strecken der Bodenbeschaffenheit entsprechend von der Kabelfabrik hergestellt Anfangs Mai 1900 begann die Verlegung. Zunächst ist auf der auf Borkum unter einem dreifachen Hoch auf den deutschen Kaiser gelandet. Das Kabelschiff „Britannia“ fuhr zunächst möglichst nahe an die Insel heran, dann wurde die Entfernung des Schiffes vom Kabelhause auf Borkum mit der Meßleine gemessen. Darauf wurde die notwendige Kabellänge vom Schiffe aus auf einen Leiehter verladen und dieser von einem Dampfschlepper so nahe wie möglich an die Landungsstelle herangeschleppt und auf der letzten kleinen Sti ecke der An-' fang des Kabels mit einer Trosse durch Pferde Fig. 13. und Männer ans Land gezogen. In ähnlicher Weise ging die Landung des Küstenkabels in den Azoren auf der Insel Fayal vor sich. Damit das Kabel nicht auf dem Meeresboden schleife, war es an Fässern und Bojen befestigt, von denen es unbeschädigt ans Land getragen wurde.