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268 ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU. No. 20. 1903/1904. XXI. Jahrgang. » nach oben hin, die jetzt 100 Kilometer beträgt, im Fortfall kommen. Auf den Nebenbahnen soll sie statt 40 50 Kilometer betragen. An der Zustimmung des Bundesrats zu dieser Aenderung ist nicht zu zweifeln. Der russische Elektroteckniker Pilsudski, der sich in der Anwendung der drahtlosen Telegraphie einen Namen gemacht hat, ist zurzeit im Andischewer Kreise mit Studien über den Einfluß der Elektrizität auf das Wachstum der Baum- wollpflanze beschäftigt. Nach seinen Forschungen soll durch Elektrokultur das Wachstum der Pflanze und das Reifen der Kapseln sich um das Zwei- und Drei fache beschleunigen lassen. Bestätigen sich diese Angaben, so wird die Baum- wollkultur im ganzen Süden Rußlands betrieben werden. Siemens=Schuckert=Werke. Anläßlich der Vereinigung der Budapester Niederlassungen der Siemens- und Schuckert-Werke sind zwischen den Beamten der gewesenen Firma Siemens und der Leitung der hiesigen Schuckert-Werke Differenzen aufgetaucht, welche die ältesten und hervorragendsten Beamten der früheren Niederlassung der Firma Siemens & Halske — worunter auch Herrn Bela Wiedenkeller — veranlaßt haben corporativ ihre Kündigung zu geben. Hoffentlich wird es gelingen die obschwebenden Differenzen zu begleichen und die betreffenden hervorragenden Fachmänner dem Verbände der reorganisierten Gesellschaft zu erhalten. Altona. Der Antrag, die Preise für elektrischen Lichtstrom von 5 Pfg. für die Amperestunde unter Gewährung steigender Rabattsätze er mäßigen zu wollen, ist von der Kommission für die Altonaer Elektrizitätswerke dahin motiviert worden, daß es für die Gewerbetreibenden, namentlich die Laden besitzer Bedürfnis sei, sich billiger, als nach dem städtischen Tarife möglich, mit elektrischem Lichtstrom zu versorgen, und daß dieselben sich daher der ihnen durch Anlage von Blockstationen gebotenen Möglichkeit, billigeres Licht zu be ziehen, bedienen würden, wenn der Konkurrenz solcher Blockstationen nicht durch Herabsetzung des Preises bis auf die beantragte Höhe vorgebeugt werde. Der entstehende Einnahmeausfall würde durch Mehrverbrauch bei billigerem Preise alsbald wieder ausgeglichen werden. Es ist nun festgestellt, daß die be antragte Preisherabsetzung einen Einnahmeausfall von rund 100,000 Mk. nach der Stromabgabe des Jahres 1903/04 ergeben würde. Curtis=Turbine. Im Jahresbericht der American General Electric Company wird gesagt, daß das vergangene Jahr sich durch die erfolgreiche Einführung der Curtis-Dampfturbine ausgezeichnet habe. Die Gesellschaft hatte bereits vor Jahren ein Abkommen mit dem Erfinder getroffen, und dessen Arbeiten, sowie die der Ingenieure der Gesellschaft führten zur Herstellung einer Turbine, die speziell zum Betriebe von elektrischen Generatoren geeignet ist. Die Kombination von Turbine und Dynamo gehe unter dem Namen .„Turbo-Generator“ und sei außerordentlich einfach, billig und leistungsfähig. Es sei bereits eine große Anzahl derartiger Anlagen in Größen von U/s bis 7500 PS hergestellt worden. Im ganzen seien Turbinen von insgesamt 350,000 PS verkauft, wovon 35,000 bereits erfolg reich arbeiteten. Normalien für elektrische Anlagen auf Schiffen. Die Jahresversammlung des Verbandes deutscher Elektrotechniker nahm einen Beschluß an, zu dem die Anregung vor anderthalb Jahren in Gegenwart des Kaisers in einer Sitzung der Deutschen schiffbautechnischen Gesellschaft gegeben wurde. Es handelte sich um den Vorschlag, den damals der Marinebaumeister Schulthes, jetzt Direktor bei den Siemens-Schuckertwerken, machte, für alle Schiffe die gleichartige elektrische Stromart und Spannung international einzuführen. Nachdem nun im Laufe längerer Verhandlungen eine Einigung mit den maßgebenden englischen Gesellschaften für Handelsschiffe erzielt wurde, konnte jetzt in Kassel als normale Stromart für Schiffe der Gleichstrom und die normale Spannung von 110 Volt festgelegt werden. Man darf hoffen, daß diese Maß nahme nicht nur von England, sondern auch von den andern Ländern ange nommen wird. Durch diese Maßnahme ist ein bedeutender Schritt zur Förderung der Leistungsfähigkeit der Schiffahrt getan, da die Schiffswinden in allen großem Häfen durch elektrische Kraft von Land aus besser und billiger betrieben werden können als bisher. Auch wird die Sicherheit der Seeschiffe gefördert, da bei Schiffbeschädigungen, wobei meist die Kesselräume unter Wasser gesetzt sind, die elektrische Kraft für Pumpen und Hiilfsmaschinen von jedem hinzukommen den Dampfer entliehen werden kann. Bei Strandungen' kann ein helfender Dampfer auch Licht hinübergeben, wodurch die Rettung von Menschen und Gütern bei Nacht ermöglicht wird. Ueber die neuen Niagarra=Anlagen berichtet Caxiers Magazine folgendes: Die Niagarra-Falls-Co. besitzt zwei Stationen: die ältere, seit Langem im Betrieb befindliche mit 10 Generatoren von 5000 PS, und die neue, eben fertiggestellte mit 11 Generatoren und derselben Leistung. Die Generatoren der neueren Anlage sind Innenpolmaschinen, abgesehen hiervon aber ist die Ausrüstung beider Anlagen dieselbe. Eine andere Gesellschaft errichtet auf der kanadischen Seite der Fälle eine Zentral-Statiori von 110,000 PS. Das Wasser wird in einem kurzen Kanal gesammelt und den Turbinen zugeführt; der Abwasser-Kanal wird durch einen 500 m langen Tunnel gebildet. Die Primär-Motoren besitzen einfin Energieinhalt von je 10,000 Pferdestärken, und sind von Escher-Wyss erbaute Zwillings- Francis-Turbinen; die Generatoren sind bei doppelt so starker Leistung nicht größer als die der älteren Anlage, so daß auch die Zentral-Station nicht größer auszufallen braucht. Die erste Anlage wird nur 5 Generatoren aufnehmen, von denen jeder für Dreiphasenstrom von 10,000 Volt Spannung und 25 Polwechseln gebaut ist. Die Betriebsspannung der Leitungen soll je nach der Entfernung der Abgabestationen bei 22,000, 40,000 und 60,000 Volts liegen; auch ist im Projekte auf die Möglichkeit einer Vereinigung aller drei Stationen im Bedarfsfälle Rück sicht genommen worden. suchungen über X-Strahlen gemeint, in Betracht kommen, ist Rezensent un- verständlich. In den Annalen der Physik sind, wie zitiert, allerdings viele magnetischen Arbeiten erschienen und Verfasser hätte dort die meisten seiner Versuche in exakter Weise ausgeführt, auch mathematisch behandelt (S. 7) finden können und vielleicht erkannt, warum z. Zt. für viele kein Bedürfnis vorliegt, eine „kinetische Theorie“ des Magnetismus, der „das Fundament fehlt", „die bislang keine mathematische Bearbeitung zuläßt“ etc. (S. 7) zu besitzen. Für den Physiker ist es eben schwer (S. 8), von seinen mathematisch und experimentell befriedigenden Lehren „abzusehen“ und sich aufs Geratewohl einer neuen An schauung zu überlassen. Daß in der Tat die der neuen Theorie zugrunde liegenden Andersohnschen Anschauungen unklar sind, ersieht der Leser S. 11 f. Aber auch die vom Ver fasser zugefügten weiteren Ausführungen entbehren jeder Begründung und sind teilweise ganz unverständlich, teilweise nur ein Streit um Worte und Ausdrücke (S. 12 ff). Warum soll denn z. B. ein galvanisches Element eine Säugpumpe sein? Magnetismus ist nach Verfasser Druckdifferenz im Aether. S. 14 wird dann die Dynamomaschine erklärt und es heißt: die „durch den remanenten Magnetismus an den Polen erzeugte Druckdifferenz.“ Also Druckdifferenz wird hier erst durch Magnetismus erzeugt und nachher ist der sogenannte Magnetismus die Folge von Druckdifferenzen! Es soll unrichtig sein, von magnetischer „An ziehung“ zu reden, alles ist nach Verfasser magnetischer Druck. S. 17 wird als unlogisch infolge veralteter Anschauungen erklärt, zwischen „Zug und Druck zu unterscheiden.“ Die Kaufmannschen Ausführungen über Elektronen scheinen vom Verfasser zum Teil mißverstanden zu sein (S. 19 und 83 Anmerk.) Bei den Ausführungen über Magnetismus wäre es interessant, die Ursache des „Aetherdrucks“ kennen zu lernen. Die des Luftdrucks ist bekannt und jenes wäre zur Durchführung der Analogie wünschenswert. Vom Studium der Erdströme erhofft Rezensent mehr, als der Verfasser (S. 22 ff.) S. 25 wird von der Gravitation eine konzentrische Aetherschicht um die Erde festgehalten, deshalb können elektrische Schwingungen nicht von der Erde etwa auf den Mars gelangen. Nach „der Einheit in der Natur“, ist das Licht identisch mit den elektrischen Schwingungen, z. B. S. 83, wie kommen dann dessen Strahlen von der Sonne, vom Mars etc. zur Erde? Uebrigens scheint vom Verfasser die hier benutzte Schwerkraft stark angezweifelt zu sein (S. 4, 15 u. a). Dem ersten Satz auf S. 27 wird auf derselben Seite, 29 Zeilen später das Gegenteil gegenüber gestellt. Philosphische Spekulationen nehmen allerdings und zwar wohl mit ziemlicher Berechtigung eine „einzige Kraft“ an, die in verschiedenen Erscheinungsformen unserer Beobachtung zugänglich ist. Aber als Grundsatz mit Beweiskraft darf dies nicht hingestellt werden (S. 29, ebenso a. a. 0.) Es ist richtig, S. 29, nur Gründe gelten in der Wissenschaft, dies gilt aber auch für die „Drucktheorie des Aethers.“ Und bei so zweifelhaften Fragen sollte auch Verfasser noch keine „Entscheidung“ treffen, sondern mit dem Physiker „prüfen und suchen“ (cf. S. 22 unten). S. 157 ist der Fortschritt durch das „starre Festhalten“ an den An schauungen von Faraday und Maxwell .gehemmt“ worden. S. 83 u. 84 wird L e b e d e r mit seinen Untersuchungen über den Lichtdruck beifällig erwähnt, ebenso S. 119. Und Lebeder hat seine Untersuchungen begonnen in Konsequenz der Maxwellschen Gleichungen und an ihrer Hand führt er sie fort. Es sind übrigens nicht nur Widersprüche und Unklarheiten, sondern auch direkte Unrichtigkeiten im Buche vorhanden, so z. B. S. 83 die Angaben über Schwingungszahlen. Die polemischen Bemerkungen S. 156 u. a. a. 0., gehören nicht in ein Buch. — R. Die für die Technik und Praxis wichtigsten physikalischen Grossen in systematischer Darstellung, sowie die algebraische Bezeichnung der Größen, physikalische Maßsysteme und Nomenklatur der Größen und Maßeinheiten. Von Olof Linders. Mit 43 Textiiguren. Verlag von Jäh und Schunke in Leipzig. Preis geb. 10 Mk. Das vorliegende wohl ausgestattete Buch bietet zum ersten ein bequemes und brauchbares Nachschlagebuch, insofern es nicht blos Formeln und Defi nitionen, sondern auch die Ableitung der Formeln in kürzerer, übersichtlicher und dennoch meist völlig genügender Weise bietet. Bei manchen Definitionen und Herleitungen vermißt der Physiker vielleicht eine schärfere Fassung. Auf der anderen Seite glaubt Rezensent das Buch mit gutem Gewissen zum Durcharbeiten sowohl für die Angehörigen und Studierenden der technischen Wissenschaften empfehlen zu können, die es gewiss nicht ohne Nutzen und Befriedigung studieren werden, wie auch den Physikern, die über die praktische Verwendung ihrer Wissenschaft manches lernen könnten. Eine Besonderheit des Werkes ist die Wahl der Bezeichnung, wozu sogar' das russische Alphabet herangezogen wurde. Auch die vorgeschlagene Nomen klatur wird wohl — bei aller darin enthaltener Systematik -- manchen Gegner' und wenige Anhänger finden. Zwar sind für den „Praktiker“ die bekannten Buchstaben des lateinischen, deutschen und griechischen Alphabets beibehalten, um ihm die Schwierigkeiten zu erleichtern; umsoweniger wird sich der Physiker mit dem ihm zuerteilten Bezeichnungen begnügen und wohl mit Recht! Denn während in Ingenieurkreisen die Einigungsversuche in der Wahl der Bezeichnungen gescheitert sind, haben die Physiker, besonders die Physikochemiker, sich bereits ziemlich verständigt (cf. z. B. Nernst, elektrochemische Maßeinheiten, Zeitschrift für Elektrochemie 9, p. 685—686 1903; C. Marie, Bericht, vorgelegt von der Kommission etc. etc. itidem p. 686—691. Diese Bezeichnungen finden sich schon in dem grundlegenden Werk über die Leitfähigkeit der Elektrolyte von Kohl rausch und Holborn, ebenso in dem neuesten Lehrbuch der Elektrochemie von Le Blanc) und fordern die Ingenieure, hauptsächlich der Elektrotechnik auf, Neue Bücher. Elektrische Spektra. Praktisch analytische Studien über Magne tismus. Dargestellt nach Versuchen von Johannes Zacharias. Mit 79Abbildungen. Verlagvon Theod. Thomas in Leipzig. Preis brosch.6 Mk. Im vorliegenden Buch sucht der Verfasser einen Ueberblick über seine magnetischen Versuche zu geben, die er seit zwanzig Jahren angestellt hat. Auf diesen Versuchen baut er dann nach seiner Mitteilung eine neue Theorie des Magnetismus („Drucktheorie“) auf. In Wirklichkeit ist seine Theorie fertig und er erklärt nach ihr die beobachteten Erscheinungen. Gleich hier möchte Rezensent bemerken, daß er es. für dankeswert hält, wenn man Versuche anführt, nur müssen diese so mitgeteilt sein, daß es möglich ist, sie zu wiederholen, denn nur dadurch überzeugt das Experiment den Zweifler und nur dann „überzeugen die Tatsachen“ (S. 159). Man vergleiche hierzu z. B. das über Kugelmagnete Gesagte, wo man die Feststellung nicht ersehen kann, daß die Feilspahnkurven (räumlich) geradeso wie Figur 65 oder 66, angeordnet sind. Ebenso die „astatischen Magnete aus einem Stück“ (S. 115), wo die Art der Magnetisierung nicht angegeben ist. Nach einer geschichtlichen Einleitung werden „physikalische Grundsätze“ aufgeführt, die so gefaßt sind, wie sie nachher verwendet werden sollen. Einzelne dieser Grundsätze sind übrigens stark hypothetisch und nicht ganz verständlich, z. B. 4, 8, 10. Im folgenden Kapitel wird in zwei Teilen historischen Be merkungen, in denen besonders A. Andersohn genannt und verteidigt wird — von dem es aber ausdrücklich S. 7 heißt, daß er „noch keine klaren Vor stellungen“ gehabt hätte —, über die Einheit in der Natur gesprochen. Wieso hier, ebenso S. 15 und 83, die Röntgenschen Arbeiten, offenbar sind seine Unter- sich derselben Bezeichnung zu bedienen. In dieser Sache werden also entweder die Techniker sich den Physikern anschließen oder auf eine einheitliche Be zeichnung verzichten müssen. Dem Rezensenten ist es übrigens schwer geworden, durch die neuartigen, ungewohnten Formeln sich durchzufinden, obwohl er die russischen Buchstaben schon kannte. In- der Tabelle 1 wäre es vielleicht eine Erleichterung für den Nichtkenner des Russischen, wenn die einander entsprechenden Buchstaben, besonders griechisch-russisch, der einzelnen Alphabete auf dieselbe Zeile gesetzt würden, natürlich nur soweit dies möglich ist. R. Lehrbuch der Elektrotechnik für technische Mittelschulen und angehende Praktiker, Von Moritz Kroll, Professor an der deutschen Staatsgewerbeschule zu Pilsen. Mit 595 Abbildungen, 350 Seiten. Verlag von Franz Deuticke- in Wien. Preis 6 Mk. Elektrotechnische Lehrbücher sind nicht so leicht zu schreiben, wie das im allgemeinen angenommen wird. Der richtige Mittelweg zwischen zuviel Theorie und zu großer Popularität ist nicht leicht zu finden und daher wird der Zweck vieler derartiger Bücher häufig verfehlt, vielfach aber auch verkannt. So sind uns Bücher dieser Art bekannt, die in der Presse teilweise höchst abfällig kritisiert wurden, während sie in praxi außerordentlichen Anklang fanden und als Elementarbücher für die Einführung in die betreffende Materie Verwendung finden. Auch das “vorliegende Buch kann nach diesen zwei Gesichtspunkten beurteilt werden. Ich glaube daß z. B. die einleitenden Kapitel noch nicht elementar genug gehalten sind, da immerhin schon eine den hier in Betracht kommenden Schülern nicht immer eigene Vorbildung zu der gewünschten rasc hen Erfassung des Gesagten gehört, ein Umstand der allerdings wegfällt, wenn das Buch nur