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205 XXI. Jahrgang. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU, No. 16. 1903 1904. Schutz von Telegraphen und Fernprechanlagen gegenüber elektrischen Starkstromanlagen. Die Minister des Innern und der öffentlichen Arbeiten veröffentlichen einen Erlab, wodurch dem früheren Erlasse betreffend den Schutz von Telegraphen- und Fernsprechanlagen gegenüber elektrischen Starkstromanlagen, vom 13. Februar 1901, die richtige Auslegung gegeben werden soll. Der letztgenannte Erlaß war teilweise dahin mißverstanden worden, als ob die Polizeibehörden hätten verpflichtet werden sollen, die Unternehmer von Starkstromanlagen, die mit Telegraphen- oder Fernsprechanlagen konkurrieren, zur Anerkennung der in der „Zusammenstellung der Schutzmaßregeln“ enthaltenen Forderungen der Telegraphenverwaltung anzuhalten oder ihnen entsprechende polizeiliche Auflagen zu machen. Indessen soll die erwähnte „Zusammenstellung -1 den Polizeibehörden nur als Anhalt für privatrechtliche Vereinbarungen zwischen dem Unternehmer der Starkstromanlage und der Telegraphenverwaltung dienen - Das polizeiliche Interesse an dem Schutze der Telegraphenanlagen gegenüber anderen elektrischen Anlagen beschränkt sich auf den allgemeinen Schutz für Leben und Eigentum, also auf den Schutz für den Bestand der Telegraphen- und Fernsprechanlagen und auf den Schutz für die Sicherheit (Leben und Qesundheit) des Bedienungspersonals. Der ministerielle Erlaß bestimmt daher, daß die Polizeibehörden bei der Herstellung von Starkstromanlagen, durch deren Bau oder Betrieb der Bestand vorhandener Telegraphen- oder Fernsprechanlagen oder die Sicherheit des Bedienungspersonals gefährdet werden könnten, von amtswegen von dem Unter nehmer der Anlage die Vorlegung der zur polizeilichen Prüfung des Vorhabens erforderlichen Unterlagen (Plan, Erläuterungsbericht oder dergl.) zu verlangen, über diese die Telegraphenverwaltung, zu hören und die zum Schutze der Telegraphen- und Fernsprechanlagen erforderlichen Vorkehrungen durch polizei liche Verfügung förmlich festzusetzen haben. Dies gilt namentlich von Stark stromanlagen, die öffentliche Wege benutzen oder kreuzen sollen, die bereits von Telegraphen- oder Fernsprechanlagen benutzt oder gekreuzt werden. Es ist selbstverständlich, daß bei der polizeilichen Prüfung geplanter Starkstromanlagen nicht blos der Schutz der Telegraphen- und Fernsprechleitungen, sondern aller elektrischen Leitungen und aller Interessen wahrzunehmen ist, die durch die Anlage .gefährdet werden könnten. Vom GlühlampenkartelL Die Verhältnisse im Glühlampenkartell scheinen sich ziemlich ungünstig zu gestalten. Es fanden in den letzten Wochen wiederholt Beratungen innerhalb des ständigen Komitees in Berlin statt; an einer derselben nahmen auch einzelne Vertreter der Wiener Fabriken teil. Wie der „N. Z. Z.“ aus Wien geschrieben wird, scheint es sich um die Stellungnahme gegenüber den vorliegenden Projekten für Neugründungen zu handeln, von denen insbesondere eines in Deutschland ernst genommen wird. Die Preise für Glühlampen zeigen nicht jene Stabilität, welche als Konsequenz der Kartellierung selbstverständlich wäre. Man will auch Offerten von Teilhabern des Kartells gesehen haben, in welchen die vom Kartell festgesetzten Preise unterboten werden. Solche Vorkommnisse will man auf die Tatsache zurückführen, daß die meisten Glühlampenfabriken knapp vor der Perfektion des Kartells noch große Schlüsse mit Unterabnehmern gemacht haben, sodaß diese jetzt noch in der Lage wären, zu billigeren als den Kartellpreisen zu liefern und man betrachtet es als einen Mangel in der Organi sation des Kartells, daß die Schlüsse seinerzeit nicht abgelöst wurden. Möglicher weise wird man sich entschließen, Zentralverkaufsbureaus in den großen Städten — Berlin, Wien, Pest — zu errichten, weil dies schließlich doch nur die einzig verläßliche und einwandfreie Kontrolle gestattet. Wie es heißt, soll ein Vertreter des Berliner Komitees in Wien nach dieser Richtung hin vorbereitende Schritte gemacht haben. An eine Gefährdung des Kartells glaubt man in informierten Kreisen nicht; auch die Erbauung neuer Fabriken würde eine Auflösung des Kartells, wie es heißt, nicht zur Folge haben, weil immerhin ein bis zwei Jahre vergehen, bis eine neue Fabrik marktgängige Ware liefern kann und weil man beispielsweise nach Oesterreich auch jetzt schon Glühlampen außer Kartell, aus Frankreich zu importieren in der Lage ist, wo mehrere Fabriken sich dem Kartell nicht angeschlossen haben. Wirtschaftliche Nachrichten. Die Hamburger Bürgerschaft wählte einen Ausschuß von 7 Personen zur Prüfung des Antrages des Senats, betreffend den Erlaß eines Gesetzes, be treffend die bei der Herstellung von elektrischen Starkstrom anlagen zu beobachtenden Vorschriften. Die Hauptstelle deutscher Arbeitgeberverbände hat an die in Deutschland bestehenden Arbeitgeberverbände sowie die wirtschaftlichen und industriellen Vereine ein Rundschreiben gerichtet, in dem sie zum Anschluß auffordert und mitteilt, daß am 6. Juni in Berlin eine Verbandsversammlung stattfinden^ wird, um die Hauptkasse so bald als möglich aktionsfähig zu machen. Das Verbot der Kreuzungen von Staatsbahngleisen durch elektrische Straßen» bahnen hat in Rheydt gleichfalls Anwendung gefunden. In der Stadtverordneten sitzung teilte der Oberbürgermeister mit, daß die Anlage der elektrischen Straßen bahnen von Rheydt nach Rheindahlen vorläufig verschoben werden müsse, weil die Eiseubahndirektion in Köln endgiltig eine Kreuzung der Straßenbahnstrecke mit der Eisenbahn abgelehnt habe. Redner bemerkte bei dieser Gelegenheit, daß die Antwort die Eisenbahndirektion nicht anders zu verstehen sei, als daß für die Zukunft grundsätzlich derartige Kreuzungen abgelehnt würden. Verstaatlichung der Wasserkräfte des Oberrheins. Eine von 150 Industriellen und Gemeindevertretern des Oberrheins und des Wiesentales besuchte Versamm lung beschloß eine Eingabe an die großherzoglich badische Regierung, sie solle vorläufig keine Wasserkräfte am Oberrhein mehr an Private vergeben, sondern nach Möglichkeit nach Verstaatlichung der Wasserkräfte trachten. Die Kon zession für das geplante Lausenburger Elektrizitätswerk sei zu verweigern, zum mindesten aber solle eine der größten Wasserkräfte für den Staatsbetrieb reser viert werden. Warenverzeichnis zum Zolltarif. Im Zentralverbande deutscher Industrieller sind die Beratungen über den Entwurf des amtlichen Warenverzeichnisses zum Zolltarif nunmehr zu Ende geführt worden. Die zahlreichen Abänderungs- und Ergänzungsvorschläge haben gezeigt, wie notwendig die sorgfältige Durchbe ratung dieses Entwurfes durch die Sachverständigen-Kommission gewesen ist. Bis auf einen einzigen Fall sind sämtliche Vorschläge von den verschiedenen Industrien, bei denen sich stets Hersteller und Weiterverarbeiter zu gemeinsamen Beratungen vereinigt hatten, einstimmig gefaßt worden. Internationaler Regierungskongreß für Arbeiterschutz. Wie die „Soziale Praxis“ hört, haben Oesterreich-Ungarn, Frankreich, Italien und Holland ihre Einwilligung zur Veranstaltung eines internationalen Regierungskongresses für Arbeiterschutz ausgesprochen. Die Zustimmung des deutschen Reiches ist be kanntlich schon vor einigen Tagen bekannt geworden. Es steht zu hoffen, daß auch die übrigen in Betracht kommenden Staaten sich auf der Konferenz ein finden, namentlich Belgien und England. Das Programm der Konferenz steht noch nicht fest. Die „Soziale Praxis“ nimmt an, daß außer der gewerblichen Nachtarbeit der Frauen und dem Phosphorverbot insbesondere der Kinderschutz und die Bleigefahr in den Bereich der Beratungen gezogen werden sollen. Das Zustandekommen einer amtlichen Konferenz für internationalen Arbeiterschutz ist gewiß sehr erfreulich'. Die aus privater Initiative entsprungene internationale Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz kann mit diesem Ergebnis ihrer Be mühungen in hohem Maße zufrieden sein. Die Stillegung der kleinen Zechen im südlichen Ruhrgebiet hat die Gründung eines Lokalverbandes veranlaßt, der gegen die Stillegung der Zechen und etwaiger Uebergriffe des Großkapitals lebhaft agitiert. Es wird die Frage erwogen, ob durch Massenbeschluß nicht der Regierung nahegelegt werden solle, durch Er hebung einer Bergwerkssteuer der Stillegung weiterer Zechen einen Riegel vor zuschieben, da eine Verstaatlichung in vielen Fällen nicht mehr eintreten könne, weil die Zechen bereits den Betrieb eingestellt hätten. — Inzwischen begannen im Oberbergamtsbezirk Dortmund, die von Seiten des Ministeriums angeregten Verhandlungen wegen der beabsichtigten Stillegung einiger Zechen. — Von einer dem Kohlensyndikat nahestehenden Seite wurde einem in Bergwerksversamm lungen in Sachen der Stillegung der Zechen erwählten Komiteemitgliede be stätigt, daß infolge der Vorstellungen, welche seitens der Versammlungen als auch der Behörden erfolgten, das Kohlensyndikat tatsächlich dem Gedanken näher getreten ist, einer weiteren Steigerung der Förderung der großen Fett- und Gasflammkohlenzechen Einhalt zu tun. Dieser Schritt soll geschehen, um weiteren Stillegungen der noch lebensfähigen Bergwerksanlagen vorzubeugen. Ueber diese Angelegenheit wurde auch in Regierungskreisen Diskusion ge pflogen, wobei gleichfalls ein vom Syndikat nach dieser Richtung hin gut unternehmender Schritt als die beste Lösung der die Gemüter erregenden Frage der Stillegung weiterer Zechen bezeichnet wurde. Vom Leipziger Elektrizitätswerk. Am 1. September dieses Jahres läuft der Vertrag der Stadt Leipzig mit dem Elektrizitätswerk ab. In den Kreisen der Interessenten gehen die Wünsche vielfach dahin, daß die Werke in städtischen Besitz übergehen. Diesen Wünschen ist Ausdruck gegeben worden in einer Eingabe, die vor kurzem von den drei in Leipzig bestehenden elektrotechnischen Vereinigunnen; „Elektrotechnischer Verein - , „Elektrotechnische Gesellschaft“ und „Bezirksverein Leipzig des Verbandes der elektrotechnischen Installationsfirmen in Deutschland“ an den Rat und an die Stadt Leipzig gerichtet wurde. Auf diese Eingabe ist, wie jetzt von beteiligter Seite mitgeteilt wird, ein Antwortschreiben des Rates eingegangen, in dem anerkannt wird, daß die zur Zeit in Leipzig herrschenden Verhältnisse der Elektrizitätsversorgung es nur ermöglichen, die Wünsche eines kleinen Teiles der Bürgerschaft in Bezug auf die Lieferung elek trischer Energie zu befriedigen und daß es geboten sei, in tunlichst schneller und möglichst weitgehender Weise Abhülfe zu schaffen. Zur Erreichung dieses Zieles und zur Klärung aller einschlagenden Verhältnisse sei eine gemischte Kommission, bestehend aus Ratsmitgliedern und Stadtverordneten unausgesetzt tätig, die Vorarbeiten, soweit sie sich auf die zukünftige Gestaltung der Elek trizitätsversorgung beziehen, in nächster Zeit zum Abschluß zu bringen. Geheimrat Dr. Lueg über den Stahlwerksverband, ln seinem Jahresbericht kam der Vorsitzende des Vereins deutscher Eisenhüttenleute auch auf den Stahl werksverband mit folgenden Worten zu sprechen; „Seit unserer letzten Tagung hat sich ein für die deutsche Eisenindustrie überaus wichtiges -Ereignis durch die Begründung des Stahlwerksverbandes, Aktiengesellschaft Düsseldorf, vollzogen. Dem Stahlwerksverband gehören zunächst nur die größeren Stahlwerke bis auf eins an. Es ist die Absicht, auch die übrigen Stahlwerke aufzunehmen, und die Aufgaben des Verbandes, die zunächst nur in den gemeinsamen Verkäufen von Eisenbahnoberbau-Material, Formeisen und Halbzeug, sowie einer Kontingentierung der übrigen Stahlprodukte liegen, zu erweitern und nach der Aufnahme der übrigen Stahlwerke auch den Verkauf der übrigen Erzeugnisse einzubegreifen, soweit nicht Sondererzeugnisse in Betracht kommen. Die Errichtung des Stahl werksverbandes wurde nötig, weil die Erzeugung unserer Werke zum großen Teil, gegenwärtig fast zur Hälfte, Absatz im Auslande suchen muß, und ohne den Verband ein wilder Wettbewerbskampf entstehen müßte, der der Gesamtheit unserer Werke unberechenbare Verluste beigebracht hätte. Inwieweit der Stahl werksverband der ihm gestellten hohen Aufgabe gerecht werden wird, vermögen wir heute noch nicht in allen Konsequenzen zu übersehen, jedoch dürfen wir das Zutrauen zu den Männern haben, die an der Spitze stehen, daß die Leitung maßvoll und unter möglichster Schonung und Wahrung aller vorhandenen Inte ressen vor sich gehen wird. Da der inländische Absatz, der seit dem Jahre 1899 1900 enorm zurückgegangen war, sich erfreulicherweise wieder zu heben be ginnt, so dürfen wir der weiteren Entwicklung unserer Eisenindustrie wohl mit Vertrauen entgegensehen.“ Verein deutscher Werkzeugmaschinenfabriken in Düsseldorf. Am 9. Mai fand in Berlin im Continentalhotel unter dem Vorsitze des Geh. Kommerzien rates Schieß-Düsseldorf die Hauptversammlung statt, in der zunächst General sekretär Steller-Köln den Jahresbericht erstattete. Nach Erwähnung der allge meinen Besserung des Wirtschaftslebens, die sich namentlich in der weitern bedeutenden Zunahme der Kohlenförderung, der Eisenerzeung und der Eisenbahn einnahmen ausdrücke, wird darin mit Bedauern vermerkt, daß von den Eisen weiterverarbeitenden Industriezweigen der Maschinenbau sich noch immer in unbe friedigender Verfassung befinde. Insbesondere haben, wie weiter ausgeführt wird, die Preise der Werkzeugmaschinen sich von dem Druck des überwiegenden Angebots noch nicht erholen können, sodaß größtenteils ohne genügenden Nutzen, ia vielfach selbst mit Verlust gearbeitet werden mußte. Auch verschlechterte sich die Handelsbilanz für Werkzeugmaschinen im Jahre 1903 um annähernd 1000 t.. zum Teil infolge des Rückgangs der Ausfuhr um 550 t., zum Teil infolge der Mehreinfuhr amerikanischer Maschinen um rund 450 t. Im ersten Vierteljahr 1904 hat diese Bewegung insofern angehalten, als die Einfuhr von 524 t. auf 972 t. gestiegen ist, also in erheblich stärkerem Maße zugenommen hat, als gleichzeitig die Ausfuhr, die von 5055 t. auf 5790 t. gestiegen ist. Die Ausfuhr ist also jetzt nur noch etwa 6 mal so groß, als die Einfuhr, während sie im vorigen Jahr das Neunfache der letzteren betrug. In der Hauptversammlung wurde festgestellt, daß die Beschäftigung in den Fabriken in neuester Zeit zugenommen hat, die Preise aber noch keine erhebliche Besserung erfahren haben, da noch große Vorräte an Maschinen vorhanden seien und der ameri kanische Wettbewerb sich fortschreitend fühlbarer mache. Neuanlagen, Neubauten, Erweiterungen. Staats- und Kommunalbauten. Flensburg. Die Stadt plant den Neubau eines Rathauses. Königshütte. In der Stadtverordnetensitzung wurden die Kosten für den Neubau der Reichsbanknebenstelle in Höhe von 70,000 Mk. einschließlich Tresoranlage genehmigt. Barmen, ln der Stadtverordnetensitzung wurden die Kosten in Höhe von 137,800 Mk. für den Erweiterungsbau der Oberrealschule genehmigt. Burg i. Dithm. Der Bau des neuen Posthauses in Burg wurde dem Bauunternehmer Stahl in Kiel für 1,443,567 Mk. übertragen. Der Bauplatz ist für 16,000 Mk. erworben. Wilmersdorf. Die Gemeinde beabsichtigt wegen der geplanten Bauten ein Darlehen von 2,575,000 Mk. aufzunehmen. Davon sind u. a. bestimmt 900,000 Mk. zum Bau des Reform-Realgymnasiums. Mülheim a. Rh. Die Stadtverordneten verhandelten über die Vorlage betr. die Abrechnung über den Bau eines städtischen Schlachthofes. Die Summe