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XXI. Jahrgang'. ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.« No. 16. 1903/1904 198 sich, so fährt die Katze in derselben Richtung vorwärts, und bei entgegengesetzter Handhabung des Hebels bewegt sie sich auf ihn zu. Rückt er den Hebel aus der Nullstellung in Richtung der Kranbahn nach der einen oder anderen Seite, so erfolgt ein Verfahren des Kranes nach rechts oder nach links, sodaß also die Bewegung des Hebels jederzeit mit derjenigen des Hakens bezw. der Last übereinstimmt. Um sich auch gegen etwaige plötzliche Stromunterbrechung zu sichern und das Halten der Last in jeder beliebigen L ige unabhängig von rein mechanischen und leicht zu Störungen Anlaß gebenden Bremsvorrichtungen zu machen, verwendet man die elektromagne tischen Bremsen, deren Wirkung darin besteht, mit dem Augenblick wo der Strom unterbrochen wird, die Bremsung zu betätigen und sofort beim Stromanlassen die Bremsung wieder aufzuheben. Bei Gleichstrom gestalten sich die Bremsmagnete sehr einfach und bestehen im wesentlichen aus einer mit dem Stromzuführungskreis des Hnbmotors in Verbindung stehenden Magnetspule, die bei Strom- durehgang einen mit dem Bremsgewicht verbundenen Eisenkern einzieht und damit das erstere hebt, während bei Stromunterbrechung der Eisenkern in der Spule losgelassen wird und somit das Brems gewicht sofort in Funktion treten kann. Da die Einschaltstromstärke, bei welcher der Magnet anziebt, kleiner als die Anlaufstromstärke des Motores ist, so läuft der letztere erst an, nachdem die Bremse gelüftet ist. Da durch das plötzliche Herabfallen des Brems gewichtes Stöße in das Triebwerk gelangen, ist durch Luft- oder Flüssigkeitspuffer das Auffangen derselben und ein vollkommen stoß freies, sanftes Einsetzen der Bremse erzielt. Damit auch bei Leerlauf, wo die Ankerstromstärke auf ein Minimum herabsinkt, der Brems magnet noch funktioniert, legt z. B. Lahmeyer um den Brems magneten noch eine kleine Nebenschlußwicklung, die parallel zum Anker des Hubmotors gelegt wird. Läuft der Motor leer an, so herrscht an den Bürsten die volle Netzspannung und die Nebenschluß wicklung des Bremsmagneten erhält den maximalen Strom, während in der Hauptstromwicklung der Strom fast Null ist. Während z. B. Lahmeyer und die Union den Eisen kern vertikal stellen, legen Siemens & Halske denselben horizontal und er halten für den Ein bau ihres Brems magneten, die in Fig. 9. Bremsmagnet von Siemens u. Halske. Figur 9 dargestellte Anordnung. Der Bremsmagnet ist hierbei ein Hufeisenmagnet mit drehbarem Anker, der bei Erregung des Magneten in eine bestimmte Endlage gezogen wird und zwar mit einem Drehmoment, das bei den verschiedenen Stellungen des Ankers verschie den ist. Dasselbe ist am größten in der in der Abbildung punktiert dargestellten Endlage und am kleinsten in der mit vollen Linien gezeichneten Anfangslage; Anfangs- und Endlage schließen einen Winkel von ca. 60 0 ein. Die Anfangslage entspricht der Stellung der angezogenen Bremse, die Endlage der gelösten Bremse. Der Umstand, daß das Drehmoment des Ankers in der Anfangslage kleiner ist als in der Endlage, kann durch zweckmäßige Anordnung des Gestänges ausgeglichen werden. Es ist dafür die Anordnung derart zu gestalten, daß der Winkel zwischen der Verbindungsstange b und den Hebel a in der Anfangslage ca. 30° und in der Endlage ca. 90° beträgt. Dann wird das Moment der in b wirkenden Kraft in Bezug auf den Drehpunkt des Magnetankers in der Anfangslage klein und in der Endlage groß, sodaß sich das aktive magnetische Drehmoment des Ankers und das widerstehende Moment der Bremskraft gänzlich einander anpassen. Die Hubarbeit des Magneten beträgt etwa 85 pCt. des maximalen Drehmomentes. Zur Erläuterung der Gesamtanordnung der Schaltung des Hub motors mit Kontroller und Bremsmagnet werde nachstehend diejenige der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft Helios in Köln-Ehrenfeld an Hand von Figur 10 beschrieben. Wie früher bedeuten auch hier die schraffierten Rechtecke die leitenden Walzensehienen; die Ver bindung derselben ist mit stark ausgezogenen Strichen dargestellt. Man denke sich also das die schraffierten Flächen enthaltende strichpunktierte Rechteck so zu einem Zylinder zusammengerollt, daß die schraffierten Flächen außen liegen und bei Drehung des Zylinders um seine vertikale Achse der Reihe nach über die jeweiligen Kontaktflächen 1—13 schleifen. Die verschiedenen Stufen, die dabei die Sehaltwalze durchläuft, seien mit kleinen Buchstaben a bis p bezeichnet und zwar ist die eine Hälfte für das Heben, die andere für das Senken wirksam. Die Nulllage der Schaltwalze, d. h. also die Ruhelage des Motors, entspricht derjenigen Stellung, in der die Kontaktfläehen 1—13 über Spalte b liegen; es findet kein Strom durchgang statt. Es wird die Schaltwalze weitergedreht, sodaß die Kontaktflächen 1—13 über Spalte e liegen; der Strom geht von + über 9 in die betreffende Schiene, wird von da durch den stark ausgezogenen Leiter auf die darunter liegende Schiene geführt und somit nach 10, von da über 6 nach a, durch den Anker zurück über D nach 8 und 7, durch die die Walzensehienen verbindenden Leiter nach 1, dann durch die Widerstände W, bis W 4 über 5 zur Funkenlösehspule nach B, durchfließt die Magnetspule und erregt die Feldmagnete und geht über die Klemmen C und E zurück ins Netz. Bei weiterer Drehung der Sehaltwalze gelangen die Kontakt flächen 1—13 über Spalte d, der Strom gelangt von + in leicht sichtbarer Weise nach 2, geht durch W 2 , W 3 , W 4 und wie vorhin beschrieben. So werden bei weiterer Drehung der Schaltwalze die Widerstände stufenweise kurzgeschlossen, bis in der Stellung, wo die Kontaktflächen über Spalte g liegen, sämtliche Widerstände kurz geschlossen sind und der volle Strom in den Motor geht, diesem die : Maximalgeschwindigkeit erteilend. Die Ausschaltung erfolgt ent sprechend rückwärts bis zur Nullage über b. Um jedoch das Nach laufen, d. h. die Bewegungsenergie der rotierenden Massen und der aufsteigenden Last zu vernichten, wird die Schaltwalze über die Nullage zurückgedreht, sodaß die Kontaktflächen 1—13 über Spalte a liegen. Bei 9 ist der Kontakt, also der Strom, unterbrochen zum Anker; in diesem entsteht jedoch selbst ein Strom, da der Motor jetzt infolge des Naehlaufens als Dynamo wirkt, Strom erzeugend in entgegengesetztem Sinne, also von D’naeh A. Dieser Strom geht über 6 und durch die Walzenschienenleiter nach 2, durch W 2 , W 3 , W 4 nach 5, durch die Funkenlösehspule und die Feldmagnete in Richtung von B nach C, diese dabei weiter erregend über Klemme E nach 8 und zum Anker zurück. Durch die Feldmagneterregung verzögert sieh rasch die Geschwindigkeit des Ankers und der Bremsstrom erlischt. Dann geht, bevor die Steuerwalze auf „Senken“ gestellt werden kann, dieselbe durch eine zweite stromlose Lage über Spalte p und in die erste Senkstellung, wo die Kontaktflächen 1—13 über i Fig. 10. Schaltung des Hubmotor mit Kontroller und Bremsmagnet der Helios E. A. " Spalte 0 liegen. Der Strom geht von Plus über 9 und 12 zu 13, durch den Bremsmagneten über F naeh B, die Feldmagnete in demselben Sinne wie beim Heben durchfließend, über C und E nach der negativen Klemme. Der Anker erhält von F aus Strom über die Funkenlösehspule, über 5, 7, 8 und D durch den Anker zurück über A, 6, 10, 11 und E. Es ist also die Maschine als Nebenschluß motor geschaltet und gibt der Last einen Stromstoß im Sinne des Senkens. Bei der Weiterdrehung der Schaltwalze gelangen die Kontaktflächen über Spalte n, die Maschine bleibt als Nebenschluß motor geschaltet, der Strom zum Anker geht von F aus und durch die Widerstände W 3 und W 4 . Bis zur Spalte 1 bleibt die Maschine als Nebenschlußmotor geschaltet und wird durch das Vorsehalten der Widerstände die Senkgeschwindigkeit gesteigert. Bei weiterer Drehung der Schaltwalze gelangen die Kontaktflächen über Spalte k; der Bremsmagnet steht unter Strom, bleibt also gelüftet; die Feldmagnete sind erregt, der Ankerstromkreis ist aber bei 8 unterbrochen und die an der Winde frei hängende Last kann selbsttätig niedergehen. Erfolgt dieses durch irgendwelche Umstände noch nicht, so wird die Schaltwalze weitergedreht, bis die Kontaktfläehen über i bezw. über Spalte h liegen; dadurch wird dem Motor wieder Strom im Sinne des Senkens zugeführt, jedoch ist er jetzt als Hauptstrommotor ge schaltet. Der Bremsmagnet ist parallel zum Anker geschaltet. In der letzten Lage h, die vornehmlich für den leeren Haken dient, geht der Strom von 6 über 4 durch W 4 , treibt also den Haken kräftig nach unten. Zur Aufnahme des Induktionsstromes, der beim Ausschalten entsteht, ist neben dem Bremsmagneten ein Parallel widerstand angeordnet. Um die sinkende Last rasch zum Stillstand zu bringen, ist die Schaltwalze beim Abstellen des Motors über