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8 XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 1. 1903/1904. dadurch eine weitere Erhöhung der Sicherheit des Eisenbahnbetriebes zu erreichen. A. M. Eine bemerkenswerte Dynamo. Die Compagnie de l'Industrie Electrique et Mecanique in Genf hat vor kurzem für Herrn Greffie’ de Bellecombe in Brides-les-Bains eine Gleichstrommaschine für Beleuchtung geliefert, die eine besondere Erwähnung verdient. Sie ist eine sechspolige Nebenschlußmaschine, welche bei 500 minütlichen Umdrehungen einen Strom von 1250 Ampere bei einer Spannung von 120 Volt abgibt. Die ganze Länge der Maschine beträgt 2,275 m die Breite 1,330 m, die Höhe 1,260 m Die Bohrung hat 750 mm Durchmesser; die Armatur ist 600 mm lang. Der Kommutator aus hartgezogenem Kupfer mit Mika isoliert, hat einen Durchmesser von 320 mm und eine nutzbare Länge von 450 mm; wegen dieser beträchtlichen Länge mußte er in seiner Mitte mit einem Stahlband versehen werden. Auf dem Kommutator schleifen sechs Bürsten, | deren jede aus 20 Kohlen besteht. Mit Rücksicht auf die Leistung von 150 KW ist die Größe der Maschine wohl als klein zu bezeichnen, der von ihr eingenommene Fläehenraum beträgt wenig über 3 m 2 . A. M. Das Banti’sche Phänomen. — Beim letzten Kongreß der Italienischen Elektrotechnischen Gesellschaft hat Professor Banti auf eine Erscheinung hingewiesen, die trotz ihrer sehr erheblichen Be : deutung für die Praxis bisher unbeachtet geblieben war. Dieselbe besteht in folgendem: So lange Stromtransformatoren auf einen Ohm’schen Widerstand wirken, zeigt der von der Maschine gelieferte Gleichstrom den Charakter eines so ziemlich konstanten Stromes; wenn dieselben hingegen mit einer Akkumulatorenbatterie arbeiten, zeigt der transformierte Strom erhebliche Schwankungen. Hieraus folgt, daß man beim Laden von Akkumulatoren bei Verwendung von Transformatoren nicht, wie dies allgemein üblich ist, die elek trische Arbeit als das Produkt der Volts in die Amperes messen kann, oder mit anderen Worten, daß man eine Batterie nicht laden kann, wenn man nur die Amperestunden berücksichtigt. Man muß vielmehr die elektrische Arbeit entweder mit dem Wattmeter oder nach einer anderen zur Messung von Wechselströmen dienenden Methode messen oder schließlich die Phasendifferenz mit Bezug auf die Potentialdifferenz berücksichtigen. Um diesem Uebelstand abzu helfen, schlägt Verfasser vor, in den Stromkreis eine geeignete In- duktanz einzusehalten, die man in jedem einzelnen Fall regulieren muß. Diese Induktanz verbraucht an und für sieh nur sehr wenig Energie. (Naturw. Woehenschr.) Elektrischer Alarm gegen Rauchvergiftung. In der neuen Zeitschrift „Electric Museum“ beschreibt Hill einen neuen Apparat, der sich dazu eignen könnte, die Anwesenheit giftiger Rauchmassen in der Luft, namentlich auch die von Kohlensäure, anzuzeigen. Das Verfahren beruht auf der Tatsache, daß Kohlensäure ein schweres Gas darstellt. Der Apparat besteht aus einer Art von Wage, diö in gewöhnlichem Zustand genau im Gleichgewicht steht. Auf der einen Seite befindet sich ein gasdicht hergestellter Trichter aus starkem Papier, auf der anderen eine wagerechte Holzplatte. An der nach unten gerichteten Seite des Trichters ist ein kleiner Kupfer draht angebracht, dessen zwei nach unten gerichtete Spitzen dicht über zwei mit Quecksilber gefüllten Näpfchen stehen. Um ihr ein Eintauchen unter gewöhnlichen Verhältnissen zu verhindern, wird auf die erwähnte Holzplatte an der anderen Seite der Wage so viel Sand gestreut, daß die beiden Kupferspitzen über das Quecksilber zu stehen kommen. Wird nun die Luft in dem Trichter mit Kohlen säure gesättigt, so wird dieser schwerer und infolgedessen tauchen die beiden Kohlenspitzen in die Quecksilbernäpfchen ein. Dadurch wird ein elektrischer Stromkreis geschlossen und eine Gloeke in Bewegung gesetzt. Es ist die Frage, ob dieser Apparat mit solcher Feinheit hergestellt werden kann, daß seine praktische Benutzung möglich wird. Sollte dies der Fall sein, so würde dadurch ein wichtiges Mittel geboten werden, einen gefährlichen Gehalt der Luft an erstickenden Gasen zu entdecken, und es würde sich die Auf stellung eines solchen Apparates namentlich in Tunnels und Schächten von Bergwerken (und Untergrundbahnen?) empfehlen. A. M. Von dem Verbände Deutscher Elektrotechniker sind neue Sicherheitsvorschril'ten für die Errichtnrg elektrischer Stark stromanlagen: I. Niederspannung, II. Hochspannung, herausgegeben worden, die dem gegenwärtigen Stande der Elektrotechnik ent sprechen und bestimmt sind, an Stelle des früheren (mit den jetzigen bis auf wenige Abänderungen übereinstimmenden) Vorschriften zu treten. Das Königl. Ministerium des Innern hat in Uebereinstimmung mit dem Königl. Finanzministerium beschlossen, diese neue Sicherungs vorschriften dergestalt anzuerkennen, daß danach eine Anlage, die diesen Vorschriften nicht genügt, nicht als feuer- und lebensgefahr sicher gelten kann, daß ferner das nach diesen Vorschriften unter gewöhnlichen Verhältnissen sich ergebende Sicherheitsmaß als zu länglich erachtet wird, daß aber da, wo besondere Gefahrzustände bestehen oder nach den örtlichen Verhältnissen erwartet werden können, diesen durch entsprechende sinngemäße Verschärfung oder Ergänzung der Sicherheitsmaßregeln das Gleichgewicht zu halten ist. Göppingen. Mit dem 1. September 1903 ist dem Elektrizitätswerk gestattet, neben Kraftstrom auch Liehtstrom zu liefern. Der Gas gesellschaft war nach einem Vertrag von 1886 allein das Recht zugestanden, auf 20 Jahre Licht zu liefern. Nachdem aber nun die Gasfabrik städtisches Eigentum geworden ist, hat die Stadtbehörde dem Elektrizitätswerk die elektrische Beleuchtung gestattet. Bahn yon Gloggnitz anf (len Semmering. Wie das letzte „Verordnungsblatt für Eisenbahnen und Schiffahrt“ mitteilt, hat das österreichische Eisenbahnministerium der Maschinen- und Feldbahn fabrik Lehmann & Leyrer in Wien die Bewilligung zur Vornahme technischer Vorarbeiten für eine zweischienige, schmalspurige Klein bahn mit elektrischem Betriebe von Gloggnitz über Schottwien auf den Semmering erteilt. Von einem geeigneten Punkt der projek tierten Bahnlinie soll eine elektrisch zu betreibende einschienige Ab zweigung nach Marie Schutz gebaut werden. Heidelberg. Die Stadtgemeinde Karlsruhe bezahlte — nach einer Vereinbarung mit dem Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts — der Technischen Hochschule eine Abfindungssumme von 70 000 Mk. für die eventuellen Nachteile, die das Physikalische Institut der Hochschule durch Einführung der oberirdischen Strom zuführung bei der städtischen Straßenbahn in der Kaiserstraße er leiden kann. Altenau. Das hiesige Elektrizitätswerk beabsichtigt in Gemein schaft mit hiesigen und auswärtigen Personen zwecks Erbauung einer gleislosen elektrischen Bahn im Okertale eine Aktiengesellschaft gründen. Arnstadt. Nachdem der Vertrag der Stadtgemeinde mit flifer Kgl. Eisenbahndirektion in Erfurt über die Lieferung von elek trischem Strom zur Beleuchtung des hiesigen HauptbahnhiJfes die Genehmigung des preussischen Eisenbahnministers gefuns^n hat, ist der Ankauf des Leyschen Elektrizitätswerkes durch dio Stadt perfekt geworden. (Thür. Ztg.) Mülheim, (Ruhr). Die demnächstige Verlängerung der elek trisehen Bahnlinie von hier nach Saarn über Broich ist in dem Ein gemeindungsvertrage der Stadt Mülheim mit den Gemeinden Brok-' und Saarn, der mit dem 1. Januar in Kraft tritt, dahin festgdegt worden, daß die Stadt Mülheim sich verpflichtet, den Ausbau zu be ginnen, sobald die neu projektierte Ruhrbrücke an Stelle der jeb Kettenbrücke diese Verbindung ermöglicht. (Köln. Volksztp Pirmasenz. Der Stadtrat beschloß die Schaffung einer t trisehen Straßenbahn. 'li Die Aussichten der deutschen Elektrizitätsindustrie we-- durch den in diesen Tagen gemeldeten Sieg der Bergmann-Elekt: tätswerke, Aktiengesellschaft, über die sehr rührige englische ’ ■ kurrenz bei Vergebung eines größeren Auftrages auf Elektr maschinen insofern beleuchtet, als die genannte deutsche Gesells; zu denjenigen zählt, die sich unter keinen Umständen dureh bloße Konkurrenz- oder aber sogenannte nationale Absichten bei Be werbungen um ausländische Arbeiten leiten läßt. Diese Gesellschaft macht kein Hehl daraus, daß sie auch nicht etwa, um nur beschäftigt zu sein, zu billigen Preisen Aufträge entgegennimmt, daß sie viel mehr bei jeder Arbeit angemessenen Gewinn erwartet. Die Dividenden, die das Unternehmen verteilt, geben diesem Prinzip recht. Aller dings ist nicht jede Fabrik in der Lage, bei der Bewerbung um Auf träge besondere Rücksichten außer aebt zu lassen. Saarbrücken. Daß der Handwerker bei Submissionsangeboten nicht zu rechnen versteht, ist nicht ganz ungewöhnlich; daß aber auch von Groß industriellen ganz unglaubliche Angebote erfolgen, beweist ein Aussehreiben wegen Anlieferung der Maschinen und Apparate zur Errichtung einer elektrischen Zentrale bei den Redenschächten. Die Angebote der 30 Submittenten des ersten Loses gingen um nicht weniger wie Mk. 52,755 auseinander. Die Mindest forderung betrug Mk. 48.715, die Höchstforderung Mk. 101,740, d. h. Mk. 4040 mehr als das Doppelte der Gesamtsumme des Mindestfordernden. Die Studiengesellschaft für elektrische SchneHfahrten hat kürzlich ihre Fahrten wieder aufgenommen. Oberingenieur Dr. ing. Reichel fuhr mit dem Schnellmotorwagen der Firma Siemens & Halske die neugebante Strecke der Militärbahn mehrmals ab und erzielte Geschwindigkeiten bis zu 175 Kilometern. Demnächst wird auch der Motorwagen 4er Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft wieder die Strecke befahren. Es läßt sich erwarten, daß die Studiengesellschaft das Vorgesetzte Ziel, die Fahrgeschwindigkeit auf 200 Kilometer zu bringen, erreichen wird. Der Verein zur Wahrung gemeinsamer Wirtschaftsinteressen der deutschen Elektrotechnik beantragt den Abschluß von Handelsverfc «.gen mit Schweden und Norwegen in einer Eingabe an den Reichskanzler. In derselben wird auf den ausgedehnten Handelsverkehr zwischen Deutschland und den skandinavischen Staaten, gleichzeitig aber auch auf die Unsicherheit desselben hingewiesen, welche in den jährlichen Zollerhöhungen jener beiden Länder seinen Grund hat, längere Geschäftsabschlüsse unmöglich macht und unseren Exporteuren nicht selten direkte Schädigungen verursacht. Kabelwerk Rheydt, Aktiengesellschaft, in Rheydt (Rheinprovinz). Der Bericht des Vorstandes über das am £0. Juni abgeschlossene Geschäftsjahr i 1902/03 beschränkt sich auf die Mitteilung, daß dieses teilweise die zu Beginn desselben gehegten Erwartungen übertroffen habe und daß die vorliegenden Aufträge eine lohnende Beschäftigung auch im neuen Geschäftsjahre erhoffen ließen. Von dem Rohgewinn,- der 345638 Mk. (im Vorjahre 278 808 Mk.) beträgt, j sollen 105466 Mk. (103 796) als Abschreibungen dienen. Für den Rest wird i folgende Verteilung vorgeschlagen: ordentliche Rücklage 11614 Mk. (7965), Rücklage II 35 000 Mk. (20000), Gewinnanteile und Belohnungen 39 310 Mk. (23176), 12 proz (10) Dividende auf 1 Mill. Mark Aktien gleich 120000 Mk. (100000) und auf 500000 Mk. neue Aktien, auf die 50 proz. eingezahlt sind (250000 Mk. im Verhältsnis zur Zeit), gleich 30 000 Mk. (15972), zusammen 150000 Mk. (115 972) und Vortrag 4249 Mk. (7898). 4proz. Anleihe der Akt.-Ges. Brown, Boveri & Co., Baden (Schweiz). Von der insgesamt 5 Mill. Fr. betragenden 4 proz. Anleihe, deren Aufnahme durch die genannte Elektrizitäts-Gesellschaft bereits gemeldet wurde, hat ein Konsortium schweizerischer Banken, bestehend aus der Bank in Winterthur, der Schweizerischen Kreditanstalt, der Akt.-Ges. Leu & Co. und der Bank in