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ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU No. 13. 1903/1904. 154 die Anschaffungskosten wesentlich verteuert. Die erwähnte Firma ist daher bestrebt, die Anwendung einer Schweißmaschine dadurch zu verallgemeinern, daß für jede Type Schweißmaschinen auswechsel bare Schweißapparate ausgeführt werden. Hervorragend gelungen ist dies in einer Universalschweißmaschine, welche benutzt werden kann, um Flacheisen, Rund eisen, Winkeleisen, Fa§oneisen, Stahl, sowie Kupfer im Stoß oder unter beliebigen Winkeln zusammenzuschweißen; durch ein fache Auswechslung des Schweiß apparates kann die gleiche Maschine auch zu Rohrschweiß ungen und Reifenschweißungen und zu beliebigen anderen Zwecken, wie solche in Eisen- konstruktions-Werkstätten und verwandten Betrieben Vorkom men, Verwendung finden. Berücksichtigung hat hierbei nur der maximale Querschnitt zu finden, für welchen die Sehweißmaschine gebaut ist. Erhält die Sehweißmaschine ihren Primärstrom aus einer bestehenden Anlage, so kann durch Einschalten einer regulier baren Drosselspule das richtige Stromverhältnis herbeigeführt werden. Bei Entnahme von Strom aus fremden Leitungs netzen wird die Verwendung von Drosselspulen nicht gerne gesehen wegen der möglichen Beein flussung der Zähler und sind daher induktionsfreie Vorschaltwider stände oder wie bei den Maschinen der Firma Hugo Helberger üblich, regulierbare Primärwindungszahlen anzuwenden, welche letztere Art der Regulierung jeden Kraftverlust ausschließt, wenn der Wicklungs- und Eisenquerschnitt des Transformators den bei Ein- Fig. 3. Elektrische Universalschweissmasc^ne Type II mit Rohraufsatz zum Schweissen von Rohren bis 100 mm 2 massiven Wandquerscbnitts. XXI. Jahrgang. ein wenig mehr; wogegen die Ampere je nach Querschnitt in vielen | Tausenden zum Ausdruck kommt. Aus diesen Tatsachen ergibt sich zunächst die Unmöglichkeit der Anwendung von Gleichstrom wegen der Schwierigkeiten des Baues von geeigneten Maschinen und Strom- 1 abnehmern, zum Teil auch infelge der Erscheinung, daß die zusammen zuschweißenden Stücke bei Anwendung von Gleichstrom an der Stoßstelle sich ungleich erhitzen. H er bildet der Wechselstrom das geeignete Stromsystem, indem im Transformator die einfachste Möglichkeit gegeben ist, Ströme beliebiger Spannung zu erhalten. Hugo Helberger baut hierfür Spezial-Transformatoren, deren primäre Wicklung der üblichen Spannung kuranter Masehinen- typen, bezw. der Spannung bestehender Leitungsnetze angepaßt ist, während die Sekundärwicklung derart kurz und kräftig berechnet isl, daß der Verlust in der Wicklung selbst, unter Annahme der j höchst vorkommenden Stromstärke, praktisch gleich Null bleibt. Dieser Transformator bildet gleichzeitig die Unterlage fü' den Schweiß apparat, sodaß Verbindungsleitungen zwischen diesen beiden Haupt teilen der ganzen Schweißmaschine in Wegfall kommen, wodurch wiederum Verluste gänzlich vermieden werden. Der Schweißapparat, welcher für die denkbar verschiedensten Zwecke ausgebildet werden kann, gibt der Schweißmaschine ihren Charakter und so entstanden Rolirschweißmaschinen, Reifenschweißmaschinen, Kettenschweiß maschinen und für ungezählte andere Zwecke. Die Kosten von Trans formatoren und Schweißapparaten können ungefähr zu gleichen i Teilen angenommen werden ; in Werkstätten, in denen nun beispiels weise sowohl Rohre wie auch Reifen geschweißt werden sollen, müßten zwei solcher Spezialmaschinen Aufstellung finden, was natürlich Fig. 2. Elektrische Kettenscliweissmaschine Type II für Glieder von 5—6 und 7 mm Stiirke 15 Glieder pro Minute. Schaltung der geringsten Windungszahl obwaltenden Strom- und Spannungsverbältnissen angepaßt ist. Nachstehende Tabellen ze gen die zulässige Maximalbelastung der einzelnen Typen von Universalschweißmaschinen für Eisen konstruktionswerkstätten und von Kettensehweißmaschinen. Angabe n ü b e r K e 11 e n sch weißmasch inen: Nr. der Type I II III IV V VI VII Gliederstärke mm 2-4 Ö-7 1 8-10 11—14 15—18 19-22 23—26 Stück pro Min. 15 15-10 12-8 8—5 5-3 3-2 2—1 Kwstd. per 100 Stück . . . 0 On-O'18 0-3-0 65 1—1-58 2-1-38 5-7-75 9-5-13-8 16-22.5 erforderliche PS 1-3 6-8 1 14 21 24 30 85 Angaben über Universalschweiß m aschinen: Nr. der Type I II III IV V VI VII Eisen 30 100 300 1000 1500 2500 4000 max. Querschnitt 10 35 100 325 475 I 610 850 Kupfer 10 15 25 40 60 90 120 Kswdt. per 100 Stück . . . 05 2-1 84 47-5 92 210 450 erforderliche PS max. . . . 3-5 8-5 21 70 100 1 135 200 Daraus ist zunächst zu ersehen, daß mit zunehmendem Quer schnitt die Schweißdauer wächst. Je größer dann die vorhandene Kraft, desto geringer ist die erforderliche Zeit zum Schweißen, das gilt in gewissen Grenzen, welche einesteils von der praktischen An schauung g> zogen sind, daß halbe Zeit und doppelte Kraft nicht immer rationell ist, andernteils aber durch die Schweißung selbst gegeben sind, da die Erfahrung, daß der elektrische Strom den Scliw. ißquerschnitt nicht gleichmäßig, sondern von innen nach außen erhitzt, eine Beobachtung der Beendigung der Schweißung dadurch unmöglich machen würde, daß bei zu hoher Stromzufuhr, also zu geringer Schweißdauer, die Schweißstelle mit einem Ruck ab schmelzen würde. Die Entwicklung der Schweißhitze muß vielmehr von innen nach außen durch geeignete Wahl von Zeit und Strom stärke derart geschehen, daß die im Mittelpunkt entstehende Schweiß hitze Zeit hat, sich gleichmäßig zu verbreiten. Die Schweißdauer steigt mit zunehmendem Querschnitt, dagegen sinkt der Strombedarf pro Quadratmillimeter mit zunehmendem Querschnitt, jedoch halten sich diese beiden wechselnden Größen nicht das Gleichgewicht, vielmehr steigt das Produkt auf Strom und Zeit auf die Einheit bezogen, je größer der Querschnitt ist. Kleine Zeitteilungen. Elektrolytische Zelle mit Aluminiumelektrode. Wie die Praxis ergeben hat, haben die z. B. von Poilak (Patentschrift 93614) angewendeten Zellen mit Aluminiumelektroden eine praktische Bedeutung nicht erlangt, weil dieselben schon nach kurzem Gebrauch dem Wechselstrom einen Durchtritt nach beiden Bichtungen gestatten. Infolge der elektrolytischen Wirkung des Stromes bilden sich auf den senkrecht im Elektrolyten hängenden Elektroden zunächst kleine Löcher, welche während des Betriebes immer größer werden und keine iso lierende Schicht mehr bilden. Mit der Vergrößerung dieser Fehler vergrößert sich auch der Energieverlust, welcher sich direkt zwischen den Elektroden aus- gleichen kann. Die Firma Grisson & Co. in Dresden hat jedoch eine Zelle ge schaffen und patentiert erhalten, welche während des Betriebes stets eine Neu- formierang der deformierten Aluminiumelektrode herbeiführt. Erreicht wird dieser Zweck dadurch, daß an der Aluminiumelektrode alle senkrechten aktiven Flächen vermieden werden. Da eine Formierung des Aluminiums mit Wechsel strom nur bei geringer Stromstärke erfolgt, so wird eine dauernde Formierung der aktiven Fläche während der Arbeitszeit dadurch erreicht, daß sich an den Stellen der Elektrode, an welchen ein Stromdurchgang stattfindet, eine Gasblase bildet, welche bei Vermeidung senkrechter Flächen nicht sofort entweichen kann und somit einen starken Stromdurchgang an dieser deformierten Stelle verhindert und eine Neuformierung bewirkt. Die Blase entweicht nach erfolgter Formierung langsam zur Seite und der Vorgang wiederholt sich. Es ist nicht unbedingtes Erfordernis, daß die wirksame Fläche der Aluminiumelektrode genau horizontal liegt, sie kann auch mehr oder weniger geneigt stehen oder selbst die Form einer Kugelkalotte und dergl. haben. Die Elektrode muß derartig gestaltet bezw. angeordnet sein, daß die erzeugten Gasblasen den Stromdurchtritt an der deformierten Stelle so weit reduzieren, daß eine Neuformierung stattfindet. Diese Zelle findet eine praktische Verwendung, um Wechselstrom in Gleich strom umzuwandeln, als Absperrzelle beim Laden von Akkumulatoren, als Wechselstromkondensator usw. p. Elektrisch betriebene Drehstrom-Strassenbahn Schwyz-Seewen. Von S. Herzog. (Schweiz. Elektrotechn. Ztschr. 1904, 1, S. 4.) Die Straßenbahn Schwyz-Seewen, die vorläufig nur dem Personentransporte dient und die Verbindung des Kantons hauptortes Schwyz mit dem Dorf Seewen, Station der Gotthardbahn, herstellt, kann als erstes Teilstück der schon seit mehreren Jahren projektierten Straßen bahn Seewen-Schwyz-Brunnen, die an die Ufer des Vierwaldstätter-Sees führen soll, betrachtet werden. Die Bahn bietet besonderes Interesse, weil sie die zweite Straßenbahn in der Schweiz ist, die unmittelbar mit Drehstrom, d. h, ohne vorherige Umformung des letzteren in Gleichstrom, betrieben wird. Neben ihr besteht als reine Drehstromstraßenbahn die Straßenbahn der Stadt Lugano, die bereits im Jahre 1895 nach dem gleichen Prinzipe ebenfalls von der Firma Brown, Boveri & Cie. in Baden mit elektrischer Ausrüstung versehen worden