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XXL Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 12. 1903/1904. 144 Aus nebensächlichen Herstellungsgründen wurde die erste große Turbine mit getrennter Lagerung für die Turbine und die Dynamomaschine gebaut. Das geringe Radgewicht gestattet jedoch das Turbinenrad fliegend auf dem Ende ■=&=--=q=^®=-- -=&= 7 Fig. 8. Umkehrschaufe n der Riedler-Stumpf-Turbine für einfachen Schaufolkranz Die hohe Umdrehungszahl von 3000 minütlich ist in vielen Fällen für Drehstrombetrieb, für den Antrieb von Gebläsen, Kompressoren, Pumpen usw. ohne weiteres zulässig, aber für das Wesen dieser Turbinen keineswegs er forderlich. Dieselbe Einfachheit läßt sich auch er zielen, wenn der Ra.ddurchmesser vergrößert wird, sodaß für etwa 1500 Umdrehung en mi nütlich die Umfangsgeschwindigkeit wieder die richtige wird. Da Räder von 5 m Durch messer ohne Ausführungs- oder Betriebsschwie rigkeiten verwendbar sind, so ist diese einstufige Turbine auch für Gleichstrombetrieb verwendbar. Bei einer ausgeführten Riedler-Stumpf-Turbine v on 5000 Kilowatt benötigt der schwere Anker der Dynamomaschine eine kräftige Welle, welche in der Lage ist, die Dampfturbinenscheibe auf dem freien Kopfende zu tragen. Das Gehäuse ist um das eine freie Ende der Dynamomaschine herumgebaut, wo bei eine mit Spielraum durchgebildete Stopfbüchse das Turbinengehäuse gegenüber der Atmosphär- so abdichtet, daß die Temperaturdehnnngen des Turbinengehäuses auf die Lagerung keinen schäd lichen Einfluß ausüben können. Bei dieser Kon* struktion entfällt demnach eine eigene Turbinenla gerung und wird deshalb der mechanische Wir kungsgrad solcher Dampfturbinen, soweit die La gerung in Betracht kommt, gleich 100 °/ 0 sein, b) Rie dler-Stu mpf-Turbin en mit Geschwind igkeit sabstu fang. Die Geschwindigkeitsabstufung ist das wirksamste Mittel zur Vermin der un g der Umlaufzahl. Die Ausnutzung der Dampfströ- mungsenergie erfolgt zunächst in einer Druckstufe, wobei für geringe Leistungen der Scheibendurch messer vermindert und zwei- oder mehrstufige Geschwindigkeitsausnutzung durchgeführt wird. Die wiederholte Geschwindigkeitsaus nutzung erfolgt durch Umkehrschaufeln Diese führen den Dampf entweder wieder in denselben S ch a u fe 1 kr a n z (Fig. 8) oder mit tels einer Schleifenumkehrung in einen Nach barkranz (Fig. 9 und 10). Die erste Konstruktion soll die Zahl der nicht beschäftigten Schaufeln, welche Ventilations widerstand erzeugen, möglichst vermindern. Da bei müssen jedoch die Umkehrschaufeln eine schrau benförmige Form haben, um die Einströmdüse zu umgehen und um den Anfordei ungen hinsichtlich der verschiedenen Größe des Ein- und Ausströmwinkels gerecht zu werden. Der Ausströmschenkel legt sich auf die Flachseite der Düse auf, sodaß die Dampf- Strahlen gute Führung erhalten: Durch diese An ordnung wird die Herstellung eines zweiten Schau felkranzes vermieden und der Ventilations-Wider stand vermindert. Außerdem findet die Ueberfüh- rung des Dampfes von der Düse an so statt, daß die Umbiegung des Dampfstrahls immer in glei chem Sinne erfolgt. Fig. 9. Umkehrschaufeln der Riedler-Stumpf-Turbine für Doppelschaufelkranz. Fig. 10. Schleifenumkehrung (zwei Schaufelkränze). der Dynamowelle anzubringen. Diese Konstruktion einstufiger Riedler- Stumpf-Turbinen ist wohl die einfachste aller Turbinen, die zugleich den Anforderungen der Zugänglichkeit und der Dampfökonomie entspricht, Durch die Anordnung des Umkehrapparates (Fig. 10) wird die Strahl-Umlagerung gleichfalls vermieden. Die Ablenkung erfolgt auch stets in ein und demselben Sinne. Jedoch wird der Strahl einem zweiten Laufschaufelkranz zugeführt. Hier durch entfällt die Rücksichtnahme auf die Ein strömungsdüse und die Schraubenform des Umkehr- apparates ist entbehrlich; er kann daher in regel mäßiger ebener Form hergestellt werden. Weiter ist die Möglichkeit gegeben, die beiden Schau: el- kränze mit ungleichen Winkeln, wie sie den ver schiedenen Dampfgeschwindigkeiten entsprechen, durchzuführen. Beide Apparate gestatten das He rausnehmen der Laufräder, ohne die Leitapparate lösen und das Gehäuse demontieren zu müssen. Die Besichtigung und Kontrolle der Einstellung der Räder ist bei offenem Deckel jederzeit möglich. Nach diesen Grundsätzen haben Riedler & Stumpf zuerst eine 20pferdige Turbine für Gleich strombetrieb entworfen, die in den Werkstätten der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft als Versuchsmaschine gebaut und nach ihrer Erpro bung mehrfach ausgeführt wurde. Die erstbe- schriebene UmkehrschaufeLKonstruktion, bei welcher der Dampf in denselben Laufschaufelkranz wieder zurückgeführt wird, wurde bei dieser^Mascbine ver wandt, die bei 3500 Umdrehungen eine Gleichstrom maschine antreibt. Die Turbine hat einen Raddurchmesser von $00 mm und ist für atmosphärischen Auspuff gebaut. Diese Turbine ergab einen Dampfverbrauch von nur 17 kg auf die eff. Pferdestärke. Der Dampf wurde durch einen