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94 XXI. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 9. 1903/1904. Schlacken auf dem Eisen, die man durch die Oeffnung o entfernen kann, sobald sie eine hinreichende Höhe erreicht haben. Der Schmelzofen wird auf einem Wagen angebracht, sodaß er schnell ausgeweehselt werden kann, wenn Reparaturen er- iorderlich sind. Das geschmolzene Eisen wird durch die Oeffnung m entnommen. Will man Stahl hersteilen, so bringt man in die Kammer k eine Menge Kohle, die sich nach der Masse des zu schmelzenden Metalls richtet und will man besonderen Stahl, z. B. Chromstahl, Niekelstahl u. s. w. erhalten, so bringt man in Kammer k eine Menge Chrom, Nickel u. s. w., die sich nach dem gewünschten Gehalt richtet. Die Abmessungen der Oefen richten sich nach der gewünschten Leistung. Es kann vorteilhaft sein, mit einem Schachtofen mehrere Schmelzöfen zu verbinden, infolgedessen die Abmessungen der Schmelzöfen verringert werden können und eine höhere Temperatur in denselben erzielt werden kann. Bei dem Ofen der Soeiete Eleetro-Metallurgique francaise in Froges, sind Elektroden in dem Ofenschacht und in der Otensohle eingebaut. Hiermit wird bezweckt, bei ununterbrochener Beschickung des Ofens und unter getrennter Zuführung des Erzes und des Reduktionsmittels, der Einwirkung des elektrischen Stromes auf die Beschickung, die größtmöglichste Ausdehnung zu geben. Zu diesem Zweck sind die Elektroden senkrecht zueinander an den äußersten Punkten des aus feuerfester Masse bestehenden Arbeitsraumes angeordnet. Die eine Elektrode befindet sich an dem unteren Teil des Herdes und bildet dessen Sohle, die andere Elektrode befindet sieh an dem oberen Teil des Ofens zwischen Herd und Zufuhrschacht des Brennstoffes bezw. Reduktionsmittels. Dadurch, daß der Ofen schachtartig gebaut ist und mit schachtartigen Be hältern für das Reduktionsmittel und das Erz in Verbindung steht, ist es möglich, den Ofen ununterbr. chen unter steter Zuführung der Beschickung arbeiten zu lassen, indem die zwischen den Elektroden befindliche und allmählich nach Maßgabe der Arbeit verbiauchte Brennstoffsäule, sowie die Erzbesehickung beständig von oben her erneuert und zwischen der oberen und der unteren Elektrode die Verbindung stets aufrecht erhalten werden kann. Das Erz wird hierbei zweckmäßig im geschmolzenen oder erweichten Zustand oder wenigstens ziemlich erweicht zugeführt, damit es allmählich in dem Ofen herabsinken und sich in den frei- gelassenen Zwischenräumen zwischen den Kohlenstücken ver- tei en kann. Figur 2 zeigt int Längsschnitt einen Ofen, der besonders zur Herstellung von Gußeisen, Ferrosilicium, Ferromangan und anderen ähnlichen Produkten geeignet ist. Auf dem Tiegel B aus Kohle, welcher nach Art der ge wöhnlichen elektrischen Oefen hergestellt ist, ist ein feuerbestän- Ofen der Soeiete Electro-M4tallurgique fran9ai.se. diges Mauerwerk C errichtet. Der Tiegel B ist mit einer Ab flußöffnung D für das geschmolzene Metall und der Teil C mit einer ! Oeffnung E zum Abziehen der Schlacke versehen, welche Oeff- nungen je nach Wunsch beliebig angeordnet sein können. An dem oberen Teil des Behälters C ist gleichsam als Schwelle ein Kohlenblock F wagrecht oder schräg angeordnet, über welchen das Erz in den Ofen gelangt, und welcher mit zum Erhitzen des Erzes dient. Auf diesem Block F wird das aus der Erhitzungsvorrichtung A kom mende Erz ausgebreitet. Da dieser Block F in das Innere von C hineinragt, so wird das geschmolzene Erz in die Mitte der Kohlen oder Koksbeschiekung Z geführt. Infolge der Zuführung des geschmolzenen oder erweichten Erzes in die Mitte der hohen Kohlen- bezw. Kokssehicht Z vermeidet man die Berührung der Ziegel mit der noch nicht verbrauchten Schlacke, welche das Erz begleitet. Der Block F ist überdies leicht ersetzbar, wenn er unbrauchbar geworden ist. Die Elektroden werden durch den Tiegel B und den Block G gebildet. Die Form dieses Blockes G kann nach Bedarf wechseln. Um den Durchgang des Siromes durch die hohe Brennstoffschicht zu sichern, kann er z. B. die Form eines Ringes oder Hufeisens besitzen. In der Figur 2 ist derselbe in länglicher Form dargestellt und bildet eine der Wandungen des oberen Fülltrichters H zur Einführung des Brennstoffes. Ein Teil des Stromes geht von der Beschickung auf das äußerste Ende des Blockes F über und durchfließt es in senkrechter Richtung, wodurch die Erhitzung des Blockes bei ef gesteigert wird. Eine An häufung des Erzes an diesem Punkte und die dadurch eintretende Verstopfung wird somit vermieden. Der obere Kontakt J, an welchem der Stromanschluß angebracht ist, befindet sieh in einer ziemlich großen Entfernung von den Hitzeherden e, f und h. Die von der Reduktion des Erzes stammenden Gase entweichen in den Raum, welchen die Blöcke F und G umfassen und treten in die Vorrichtung A, wo sie das Erz erhitzen. Wenn die Kohlen- bezw. Koksbeschiekung durch den elektrischen Strom zum Glühen gebracht worden ist, läßt man das Erz über die Sohle von A bis e fließen. Es fällt von e nach f, um sich durch die Kohlenstüeke zu verbreitern und in dem Maße, wie es herabfällt, reduziert zu werden. Das Metall fließt zu Boden und sammelt sich in dem Tiegel B, während die Schlacke obenauf schwimmt. Die Gase steigen in die Höhe, um zwischen e und h zu entweichen, und dringen in A ein, wodurch das Erz geschmolzen oder wenigstens erweicht und teigartig wird. Wenn in dem unterhalb F befindlichen Raum des Ofens Teile der Koksbeschickung vorhanden sind, die nicht von dem Erz be rührt werden, so ist dies vorteilhaft, weil die Reaktionsgase sich in Berührung mit diesen Teilen stärker erhitzen und daher auch das Erz höher erhitzen können. Wenn ferner nach dem Ablassen die Höhe des flüssigen Metalls abnimmt, so nehmen der Koks oder die Kohle die Wärme auf, welche sie dann wieder nutzbar machen, wenn die Höhe von neuem zunimmt. Figur 3 stellt eine andere Ausführungsform des Ofens dar, in welcher der ganze Arbeitsraum vorteilhaft aus Kohle besteht, und die Koksbeschickung Z die Stromverbindung zwischen dem Boden B und dem oberen Block G aus Kohle herstellt. Dieses Stück G wird in einem metallischen Kranz k gehalten, an welchem der Kontakt J be festigt ist, und welcher eine Oeffnung besitzt, um die Koksbeschickung H hindurchzulassen. Das erweichte oder geschmolzene Erz fließt wie zuvor aus einer Vorrichtung A, wo es durch die Reduktionsgase er hitzt wird. (Schluß folgt.) Kleine Zeitteilungen. Der Quecksilberbogen. Herr de Valbreuze beschreibt einige merkwürdige beobachtete Erscheinungen, wenn der Druck in einer kalten Quecksiberbogen- Röhre zwischen 2 und 4 mm beträgt. Zuerst zeigt die Anode einen hellen, gleiehmässig erleuchteten Fleck. Dann wird sie mit kleinen, glänzenden Sternen bedeckt, welche reguläre geometrische Figuren bilden. Oft sind 6 oder 7 Sterne vorhanden, welche die Ecken und den Mittelpunkt eines regulären Fünf- oder Sechsecks bilden. Sonst sind sie sehr klein und zahlreich längs des Umfangs konzentrischer Kreise angeordnet. Meist erscheinen, verändern und verschwinden die verschiedenen Anblicke sehr schnell. Steigt die Temperatur der Elektrode, so werden die Sterne stärker und erhalten die Gestalt von runden, auf dem Quecksilber schwimmenden Leuchtperlen. Dann vereinigen sich die Perlen und bilden einen Zentralfleck mit leuchtenden Hingen umgeben. Die dunklen Ringe zwischen denselben verschwinden schließlich und die Elektrode nimmt ihr Nor malaussehen, an einer gleichmäßig beleuchteten Fläche an. Der Verfasser schreibt diese Erscheinungen der Existenz einer Membranfläche auf dem Queck silber zu, deren Vibrationen regelmäßige Figuren erzeugen. Er hat auch eine Erscheinung von willkürlichem Aufleuchten beobachtet. In der Regel verlangt der Quecksilberbogen eine Spannung von mehreren tausend Volt zur Entzündung. Wenn aber mit einer Eisenanode und Quecksilberkathode und einem Queck silberdruck von 0,1 mm die Röhre einige Minuten einer Spannung von 550 Volt ausgesetzt ist, entzündet sich der Bogen von selbst. Bei viel kleinerem Druck muss die freiwillige Entzündung von einer Erschütterung begleitet sein. Sind die Elektroden verwechselt, so findet freiwillige Entzündung nur bei dem Druck von höchster Leistungsfähigkeit statt und dann nur bei Erhitzung der Röhre durch vorhergehende Entladungen. Der Verfasser verbindet diese Erscheinungen auch mit der Existenz einer dünnen Hautfläche, welche dem Durchgang des Stromes bei Kälte widersteht. („Comptes Rendus.“) S. Radiumstrahlung und Kontaktelektrizität. Ist die Luft zwischen zwei isolierten Platten verschiedener Metalle dem Einfluß einer ra lio-aktiven Substanz aus gesetzt, so erleiden ähnliche, mit den Platten verbundene Leitungen eine Potentialdifferenz. Die Differenz kann durch Verbindung der Platten mit den Quadranten eines empfindlichen Elektrometers gemessen werden. Sie ist von derselben Größenordnung, weihe durch Verbindung der Metallplatten mit einem Wassertropfen erreicht werden konnte. Lord Blythswood und H. S. Allen haben diese Potentialdifferenz für verschiedene mettallische Elemente gemessen, indem sie ein Radiumsalz als Strahlungsquelle anwandten. Der Apparat besteht ganz aus Blei, um Komplikationen in Folge der Gegenwart verschiedener fremder Metalle zu vermeiden. Die Resultate waren die über das Blei bereits bekannten und die erhaltenen Abweichungen zeigten eine geschlossene Uebereinstimmung mit den Voltaschen Reihen. In Betreff der Wirkung des Gasdrucks fand man daß die Potentialdifferenz unter dem Einflüsse der Radiumstrahlung keine Ver-