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Elektrotechnische Rundschau — Polytechnische Rundschau — Zeitschrift für die Gesamt=Interessen der elegischen Industrie. Abonnements werden von allen Buchhandlungen und Postanstalten zum Preise von Mk. 4.— halbjährl., Mk. 8 — ganzjährl., angenommen. Von der Expedition in Frankfurt a. M. direkt per Kreuzband bezogen: Mk. 4.75 halbjährlich, Ausland Mk. 6.—, ganzjährlich Mk. 12.— Verlag von: G. L. DAUBE &. Co., Frankfurt a. M. Expedition : Frankfurt a. M., Kaiserstrasse 10. Fernsprechstelle No. 586. Chef-Redakteur: Ingen. Fr. Liebetanz, Düsseldorf, Herderstr. 10. Erscheint am 1. und 15. jeden Monats. Inserate nehmen ausser der Expedition in Frank furt a. M. sämtlche Annoncen-Expe ditionen und Buchhandlungen entgegen. Insertions-Preis: pro 4-gespaltene Petitzeile 30 Berechnung für '/,, '/ ä , */ 4 und ’/s Seite nach Spezialtarif. XXI. Jahrgang. Frankfurt a. NI., den I. Februar 1904. Heft 9. DV Alle für di»* Redaktion bestimmten ZuschriftiMi werden erbeten unter der Adresse: Redaktion der ,,Elektrotechnischen Rundschau“, Düsseldorf, Herderstr. IO. Beiträge für den elektrotechnischen und polytechnischen Teil sind willkommen und werden gut honoriert. Friedrich von Hefner-Alteneck *j\ bereits in dem letzten Hefte der ..Elektrotechnischen Rund schau" wurde Mitteilung von dem Hinscheiden Ür. Friedrich von Hefner-Altenecks gemacht, der am 7. Januar d. J. einen Schlaganfall zum Opfer fiel. Mit dem Verstorbenen verliert Deutschland einen seiner namhaftesten Vertreter der elektrischen Wissenschaft, einen seiner hervorragendsten Elektrotechniker, dessen Namen überall auf der Erde genannt wird, wo die Zivilisation hindrang, dessen glänzende Leistungen mit der Entwicklung der t iektrotechnik auf das engste verbunden sind. An den Namen Hefner- Alteneck knüpfen sich die Fortschritte auf elektrotechnischem Gebiete wie eine unendlich lange Kette von ununterbrochenen Erfolgen an und jetzt, wenn wir angesichts des Todes dieses Pioniers der Elektrotechnik jenen Weg überblicken, den die Elektrizität seit die von dem Verstorbenen geschaffenen Trommelwicklung der Üynamo- anker zurückgelegt hat, dann zeigen sich erst die vielfachen grundlegenden Schöpfungen von Hefner-Altenecks in ihrem richtigen Lichte. Als 1872 die Firma Siemens u.Halske mit dem Trommelanker hervortrat, be gann die Elektrotechnik ihre Schwingen zu regen, aber noch hatte sie verhältnis mässig wenig Gelegenheit, sich der Menschheit in ihrer Macht und eminenten Bedeutung zeigen zu können, denn die damaligen elektrischen Lampen konnten zur Verbreitung des elektrischen Lichtes kaum etwas beitragen und von der elek trischen Kraftübertragung standen selbst die unscheinbarsten Anfänge noch in weiter Ferne. Zwar zeigte 1876Jablochkoff den Weg, den die Umsetzung der elek trischen Energie in Licht zu gehen hatte, aber dieser Weg wäre immer recht schmal und schwierig geblieben, wenn nicht wieder von Hefner-Alteneck durch die Konstruktion der Differentiallampe die Möglichkeit geschaffen hätte, mehrere Bogenlampen gleichzeitig von einer Dynamomaschine zu speisen. Hier setzte der Flug ein, den das elektrische Licht um die Welt antrat. Diese Lampe war die erste Differentiallampe, die im grösseren Masse unter dem Namen „Siemenslampe“ Verbreitung fand. Die Verwendung des Differentialprinzips für die Konstruktion von Bogenlampen gestattete mehrere Lampen in den Stromkreis hintereinander zu schalten, ohne dass sich die Lampen in ihrem Brennen gegenseitig stören. Während der Berliner Gewerbe-Ausstellung 1879 wurden die Lampen das erste Mal öffentlich in grösserem Umfange zur Beleuchtung verwendet und bedeuteten für das Beleuchtungs wesen den Anbruch einer neuen Zeit. Es war dieselbe Ausstellung, welche die erste elektrische Eisenbahn sah, d. h. ein kleines, offenes Wägelchen, auf weichem die Teilnehmer der Fahrt auf einer Doppelbank in recht gemütlicher Weise sassen und so be fördert wurden. 1879 und 1904! Es sind gerade 25 Jahre von jener Miniatur-Eisenbahn bis zu den elektrischen Schnellbahnen! Hefner-Alteneck konnte diese bewunderten Erfolge miterleben, 18/9 den Anfang der elektrischen Bahnen und jetzt den Anfang ihrer wahrscheinlich glänzendsten Epoche, eines Zeitabschnittes, auf den dereinst der Techniker und jeder Gebildete mit ehr fürchtigem Staunen zurückblicken wird. An der guten, alten Bogenlampe ist ja in den Jahren allerdings prinzipiell wenig geändert worden. Die Dauerbrand lampen, die niedrigkerzigen Bogenlampen, bis zur Bremer und Flammenbogenlampe haben eigentlich die Stellung der gewöhnlichen Bogenlampe recht mässig erschüttert. Die ersten Differentiallampen, die in der Berliner Passage brannten, waren ein Meisterwerk, das auch der in solchen Dingen abgestumpften heutigen Generation noch Achtung abnötigen muss. Diese Tätigkeit gab Hefner-Alteneck auch Veranlassung zu weiteren Arbeiten auf dem Beleuchtungsgebiete, in deren Folge er die Arnyl-Acetat-Lampe schuf, die als Lichteinheit ange nommen wurde, welche unter der Be zeichnung Hefner-Kerze oder Hefner- Einheit (HK bezw. HE) internationale Bedeutung erlangt hat. Doch hiermit war das Konstruktions talent Hefner-Altenecks bei weitem nicht erschöpft, denn schon anfangs der siebenziger Jahre konstruierte er Apparat für automatische Schnellschrift, den Kettenschriftgeber, den Dosen schriftgeber und den Schnell drucker, womit er sich auch auf dem Gebiete der Telegraphie und des Eisen bahnsignalwesens Bürgerrecht erwarb. Nachdem auf der Wiener Welt ausstellung 1873 die von Siemens u. Halske ausgestellte Dynamomaschine mit dem Hefner’schen Trommelanker im Mittelpunkte des Interesses gestanden hatte und auch durch die erwähnten Vorführungen während der Berliner Ge- werbeausstellung 1879 die Elektrotechnik immer mehr das Augenmerk der Industrie auf sich zog, san man sich zu der elektrischen Ausstellung 1881 in Paris veranlasst, die uns mit der Glühlampe bekannt machte und durch die Beratungen der gleichzeitig abgehaltenen internationalen Kongresses von grösster Be deutung im besonderen auch für den Chef Heiners, Werner Siemens war. Vielleicht fand Hefner damals den Anlass, im Verfolg der Ausführung des ersten elektrisch be= triebenen Aufzuges der Konstruktion von Innenpoi- Maschinen seine Aufmerksamkeit zu widmen, um diese für grosse Anlage mit der Dampfmaschine direkt zu kuppeln, ein i roblem, das rasch so vollständig gelöst wurde, dass dafür kaum noch etwas zu thun übrig blieb. Nicht minder rege war Hefner auf dem Gebiete der physikalischen Wissenschaft thätig, infolgedessen er 1901 zum Mitgliede der preussischen Akademie der Wissenschaften er nannt wurde. Die Universität München hatte ihm bereits vier Jahre vorher den Doktortitel verliehen, der Elektrotechnische Verein, Berlin, die Ehrenmitgliedschaft. Dr. Friedrich von Hefner-Alteneck hat nur ein Alter von 58 Jahren erreicht. Am 27. April 1845 als Sohn des Kunst-