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Der Chemnitzer Maschinenbau. ls etwaiger Anfang des Chemnitzer Maschinenbaues, soweit er über Arbeiten -^4 der schon früher bekannten Mühlen- und Stuhlbauer, Zeugschmiede und dergl. hinausgeht, kann der Zeitabschnitt bezeichnet werden, in welchem die Baumwollspinnerei anfing, sich zu entwickeln. Das war am Schluffe des s8. und Anfang des l9- Jahrhunderts. Um diese Zeit wurde die erste Bauinwollspinnerei Sachsens durch Carl Fr. Bernhard zu Harthau errichtet. Gleichzeitig führte Möhler auf dem jetzt der Sächsischen Mebstuhlfabrik gehörigen Grundstück ein Spinnereizwecken dienendes Gebäude aus. Die größtenteils an Grt und Stelle selbst angesertigten Arbeits maschinen solcher Spinnmühlen, wie man sie nannte, waren meist aus Holz, feinere Teile aus Schmiedeeisen und Messing gefertigt. Zu ihrem Betriebe dienten Göpelwerke oder Wasserräder, die — wie auch die Transmissionsräder — fast nur aus Holz bestanden. Dies veranlaßte namentlich Zimmerleute, sich mit der Anfertigung solcher Teile zu befassen, von denen Gottlieb Haubold und Samuel Schwalbe nach und nach zur Crbauung anderer Spinnereimaschinen übergingen und deshalb als die Gründer des Chemnitzer Maschinenbaues anzusehen sind, Haubold war zuerst auf dem früher Bernhardschen, dann auf dem Möhlerschen Grundstück tätig. Schwalbe begann seine selbständige Tätigkeit s8ls in einem neben dem „Gasthaus zum Stern" gelegenen Hause. Zn den zwanziger Zähren des vorigen Zahrhunderts fing man an auch Gußeisen für Räder, Gestelle usw. zu verwenden. Diese Teile wurden meist gleich aus den Hochöfen der gebirgischen Eisenwerke gegossen und man hielt es fast für ein Vergehen, solchem Gußeisen mit einer Feile zu nahe zu kommen. Ende der zwanziger Zahre entstanden auch in Chemnitz Gießereien — zunächst nur Tiegelgießereien. Als die Namen der ersten Gießer, die meist aus Morgen- röthe herkamen, sind Klein, sein nachmaliger Schwiegersohn Valentin Ketzer und Heinr. Rockstroh zu nennen. Auch die Bearbeitung von Gußeisen mittels Meißel, Drehstahl und Feile hatte man inzwischen gelernt. Als Werkzeug maschinen dienten Drehbänke mit Handbetrieb — der Support kam erst in den dreißiger Zähren in Anwendung —, Bohrmaschinen und HRägepressen. Linen Anstoß zur weiteren Ausbildung des Maschinenbaues gab der s800 in Schleswig geborene Kaufmann Fr. Georg Wieck, der s828 nach England ging, um die im Aufblühen begriffene Bobinetfabrikation zu studieren. Er brachte eine Anzahl wichtiger Stuhlteile von England mit nach Sachsen, die, nachdem er mit Wilh Schönherr in jstlaüen sich in Verbindung gesetzt hatte, s830 zur Fertigstellung der ersten d eutschen Bobinetmaschine nach Schönherrschem System führten.