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34 Menschenkunde- gleichsam die Brücke, auf der die Schwingungen der schallerregenden Körper auf das Trommelfell hinübergetragen werden. Dieses aber ist das sinnreichste Mittel, die Schallstrahlen der Luft auf die festen Körper der Gehörknöchelchen zu übertragen, denn an und für sich geschieht dies nicht so leicht. Durch die nach der Mitte zu ab nehmende Dicke und Länge feiner Ringfafern wird es besonders ge eignet, durch Schallwellen jeder Art in Schwingungen versetzt zu werden, weil jede Faser für sich mitschwingen kann. Das Ohren schmalz, welches durch die Wände des Gehörganges abgesondert wird, verhindert ein stärkeres Mittönen dieser, was der ungestörten Fort leitung des Schalles nachteilig wäre. 1. Durch die Ohrmuschel und den Gehörgang werden die Schallwellen ausgenommen und zum Trommelfell geleitet, das durch sie in Schwingungen versetzt wird. 2. Die Schwingungen, zu denen das Trommelfell auf diese Weise gezwungen wird, muß natürlich der Hammer, dessen Stiel in das Trommelfell eingewachsen ist, mitmachen, ebenso der Amboß, da er mit ihm innig zufammenhängt und beide sich hebelförmig (un gefähr wie der Winkelhebel an einem Klingelzuge) um eine gemein schaftliche Achse bewegen. Da aber der Steigbügel an der Spitze des langen Fortsatzes vom Amboß sitzt, so wird auch er in die Be wegung hineingezogen und zwar so, daß er das mit feiner Fußplatte verwachsene Häutchen des ovalen Fensters in die gleichen Schwingungen versetzt, die das Trommelfell ausführt, und es darum in der Fenster öffnung ein- und ausstülpt. Das Häutchen des ovalen Fensters kann aber durch die Steigbügelplatte nur dann in den Borhofsraum hin eingedrückt werden, wenn die im Labyrinth enthaltene Flüssigkeit diesem Stoße auszuweichen vermag. Dieses ist der Fall; denn wenn das Häutchen des ovalen Fensters durch die Steigbügelplatte einwärts gestülpt wird, so weicht das Labyrinthwasser diesem Drucke aus und überträgt ihn zunächst auf die Flüssigkeit der Vorhofstreppe, der Schnecke; die Bewegung dieser Flüssigkeit setzt sich dann durch das Schneckenloch auf die Flüssigkeit der Paukentreppe fort, und diese stößt an das Häutchen des runden Fensters und drückt dieses in die Paukenhöhle hinein. Diese Beweglichkeit des Häutchens des runden Fensters erlaubt also der Flüssigkeit des inneren Ohres, dem Drucke der Gehörknöchelchen nachzugeben und auszuweichen, ohne daß sie in ihrer Menge vermindert oder vermehrt werde. Fehlte aber diese im runden Fenster vorhandene elastisch verschlossene Gegenöffnung des ovalen am Labyrinth, so würde das in die starren Knochenwände eingeschlossene Labyrinthwasser jede Schwingungsbewegung der Steig bügelplatte unmöglich machen. Die Wellen aber, welche gegen die drei Bogengänge hin weiter schreiten, dringen in beide ihnen zu gekehrte offene Enden eines jeden der drei Bogengänge, schreiten in