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Das Sieden. 299 In einer Kochflasche mit abwärts gebogenem Halse (Retorte) wird Wasser zum Sieden erhitzt. Es beschlägt anfangs der innere obere Teil des Bauches, später der Hals mit Wassertröpfchen; dann fließt etwas heißes Wasser aus dem Halse heraus; zugleich strömt eine Dampfwolke aus der Mündung. Bei länger fortgesetztem Sieden wird das Innere der Kochflasche trocken und kein flüssiges Wasser, sondern nur Dampf erscheint an der Mündung des Halses; dazu ist die ganze Kochflasche heiß. Da sie oberhalb des siedenden Wassers und im Halse vollständig leer erscheint, aber dennoch mit Wasserdampf angefüllt sein muß, so folgt, daß der Wasserdampf unsichtbar ist. Er muß auch trocken sein; denn das Innere der Kochflasche ist es auch. Der Dampf wird erst sichtbar, wenn er an die kalte Luft tritt. Er bildet dann Nebel; der Nebel aber ist verdichteter Wasser dampf, also flüssiges, sehr fein verteiltes Wasser. L. Gesetz. Eine Flüssigkeit siedet nm so leichter, je geringer der Druck ist, unter dem sie steht. Wasserdamps ist unsichtbar nnd trocken; wenn er mit kühler Luft in Berührung kommt, so verdichtet er sich zu Nebel. Nebel ist sehr fein verteiltes, in der Luft schwebendes Wasser. Einige Siedepunkte: Schwefeläther . . 35« 0. Terpentinöl.... 316» 6. Reiner Alkohol 78,3° 6. Leinöl 316« 6. Benzol .... 80,4« 6. Schwefelsäure. . . 325« 6. Petroleum . . 8b« 0. Quecksilber .... 360° 0. Salpetersäure . 86« L. Stearm 380° 0. rc. Wasser.... 100« 0. 6. Anwendung. 1. Woher kommt das sogenannte Singen beim stärkeren Erwärmen einer Flüssigkeit? 2. Warum geraten Flüssigkeiten beim Sieden in Wallung? 3. Warum ist es zwecklos, wenn die Speisen einmal bis zum Sieden er hitzt sind, noch ein stärkeres Herdfeuer zu unterhalten? Das Wasser kann nicht über seinen Siedepunkt erhitzt werden; alle ihm zugeführte Wärme dient deshalb dann nur dazu, es in Dampf umzuwandeln und es ist aus diesem Grunde unnütz, sie zu vermehren. Das starke Herdfeuer ist nur dann zweckmäßig, wenn das, was nian kocht!, zu viel Wasser enthält, das man rasch verdampfen will. 4. Warum werden sehr fette oder in Fett gekochte Speisen schneller gar als sehr magere und in bloßem Wasser gekochte? Fette haben einen weit Höheren Siedepunkt als Wasser, also stehen die Speisen dann unter Wirkung einer viel höheren Wärme. Sehr mageres, beson ders Wildfleisch, bedarf deshalb längerer Zeit, um weich zu werden, und wird darum auch gespickt oder in Butter gebraten. 5- Warum kocht jede Flüssigkeit ein, wenn man sie längere Zeit ko chen läßt? 6. Warum giebt nasses Brennholz weniger Wärme als trocknes? Durch Verdampfung des in ihm enthaltenen Wassers wird Wärme ver braucht.