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232 0. Pflanzenkunde. Blüten auf verschiedenen Pflanzen getrennt stehen (Klasse 22 nach Linnö), vielehig, wenn Zwitter- und eingeschlechtige Blüten auf einer und derselben Pflanze Vorkommen (Klasse 23 nach Linus). 2. Nur die beiden innere» Kreise der Blüte, die Staub- und Frucht blüten, sind sür die Erzeugung der Frucht notwendig; sic sind darum wesent liche Blütenteile. Die äußeren Kreise dagegen sind für Erzeugung der Frucht nicht gerade notwendig, sondern hüllen die inneren Blütenteile ein, schützen sie und werden deshalb Blütenhüllcn oder Blütendecken genannt. Sind die zu einer Blüte gehörigen Blattkreisc sämtlich in ihr vorhan den, so ist sic vollständig, ist dies nicht der Fall, so wird sie unvollständig genannt. Eine unvollständige Blüte, der beide wesentlichen Blütenteilc fehle», ist unfruchtbar; fehlt nur eine Art, so ist sie entweder eine Staub- oder eine Fruchtblüte. Stehen Staub- und Fruchtblüten getrennt aber auf einer und derselben Pflanze, so sind die Blüten einhäusig; stehen sie auf verschiedenen Pflanzen, so sind sie zweihäusig. 3. Da zur kräftigen Fruchterzeugung die Übertragung des Blütenstaubes von einer Blüte zur andern (Wind, besonders aber Insekten) nötig ist, so enthält die Blüte noch besondere Vorrichtungen zur Anlockung der Insekten. Es sind dies zuerst besonders Nah- rungs- und Genußmittel, die über alle Kreise der Blüte verteilt sind. Es gehören hierher: 1. Der Blütenstaub in solchen Büten, die wenig oder keinen Honig be sitzen, aber dafür in ihren zahlreichen Staubgefäßen große Mengen Blutenstaub erzeugen. Derartige Blüten stehen, wenn sie geöffnet sind, aufrecht und besitzen dann eine schalenförmige Gestalt (Mohn, Waldrebe, Teufeisauge, Leberblümchen, Windröschen, Sonnenröschen, Hartheu, schwarzer Holunder; Rose, Eschscholtzie rc.) und werden von den Blütenstaub fressenden Käfern, Aderflügleru samt den Bie nen und Hummeln, die ihn als Nahrung für ihre Larven- sammeln, besucht. Es wird so viel Blütenstaub erzeugt, daß trotz der Beraubung noch genug zur Be stäubung der Fruchtgefäße übng bleibt. Die den Blütenstaub fressenden Käfer rc. sind stets von ihm ganz eingepudert. — Ähnlich sind die staub- und mehlähn lichen Beläge, die sich in den Blüten mancher Knabenkräuter an dem sogenannten Lippchen als ein mit Mehl gefülltes kleines Becken zeigen. 2. Allerlei Wülste, Schwielen, Warzen und Haare, deren saftiges Fleisch die Infekten verzehren. Ringförmige Wülste bedecken die Fruchtknoten: Portulak; Haare bedecken die Staubfäden: Gauchheil, Königskerze, Tradescantie, den Grund des aus gehöhlten Pcrigonblattcs: Frauenschuh; Warzen den Fruchtknoten: Gilbweiderich arten; umgeben kissenförmig den Grund der Fruchtgefäße: Frühlingsknotenblume (Märzenglöckchen); flache, glänzende Stellen der Blumenblätter haben eine saft reiche Oberhaut, die ausgesaugt wird: Ackerkleinling, Hartheu oder Johanniskraut, Goldregen, Besenstrauch rc. 3. Der Honig oder Nektar, der als wässeriger bis dickflüssiger, farbloser bis brauner Saft von den verschiedensten Teilen (Honiggefäßen oder Nektarien) ausgesondert wird. Die Menge des ausgesonderten Honigs ist oft sehr gering und besteht nur in winzigen Tröpfchen, die man mit bloßem Auge kaum erkennen kann, oder in einem äußerst dünnen Überzüge der Blütenteile. In den meisten Fällen aber wird er in größerer Menge abgesondert und sammelt sich in besonderen zur Aufnahme bereiteten Rinnen, Röhren, Gruben und Bechern.