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7s übernahm der jetzige Vorsitzende Julius Palme, der in verdienstvoller Weise den ganzen Betrieb überwachen und fördern half, während der noch heute tätige Kassierer Äeinhard Linke dies verantwortungsvolle Amt von Anfang an ohne Unterbrechung bekleidete. Auf Palmss Antrag hin erhielt die Vereinigung den Namen „Thalia". Die Ziele der „Thalia" waren von vornherein dieselben, die sie noch heute ver folgt, nämlich durch Aufführungen volksbildend und volksecziehecifch zu wirken, aber auch die Rein erträge dec Aufführungen restlos der allgemeinen Wohltätigkeit zuzuführen. Damit konnte sie gleich bei ihrer ersten Aufführung des Volksstückes „Mein Leopold" von L'Arronge einen Erfolg verzeichnen und 218.90 Mk. an die beiden Äeichenauer Kinderheime für Waisen abführen. Dec Charakter und die Tätigkeit der „Thalia" wurden sehr bald dadurch bestimmt, daß sie in den Mund artstücken von Wilhelm Friedrich das Gebiet der Theaterkunst erkannte, welches für sie am besten geeig net war und das ihr bis auf den heutigen Tag von keiner anderen Spielschac und von keiner Bühne hat streitig gemacht werden können. Sie hat es ausschließlich auf diesem Gebiet der Lausitzer Mundartdramalik zu höch sten und vollendeten Leistungen gebracht und damit ihren L7uhm für alle Zeiten in der Geschichte dec Lausitzer Heimatkunst gefestigt. Während sie zunächst einfache Volksstücke aufführte, ging sie 1910 mit dec Darstellung des Friedrich'schen Weihnachts-Märchens „Mönches Schteen" zur Wiedergabe dec Mundartstücke von Wil helm Friedrich über. Dieser Schritt sollte für beide Teile, den Dichter wie auch die Spielschac, von größtem Vor teil werden, denn die Tatsache, daß Wilhelm Friedrich und die „Thalia" in so enge schöpferische und gestaltende Beziehungen traten, war der günstigste Moment in der ganzen Ent wicklung einer Lausitzer Mundactdramatik, dis in ihrer Act fast einzigartig in ganz Sachsen und noch weit dar über hinaus dasteht. Als die „Thalia" gegründet wurde, hatte Wilhelm Friedrich bereits seine ersten Werke ge schrieben, so 1902 die Prosa-Arbeit „Bajen-Wenz", dec in den nächsten fahren der Schwank „Anno 00" und die Volksstücke „'s Gejcheeche", „Der Schützenkönig" und 1910 „Mönches Schteen" und „Dis Entführung" folgten. Das 1909 beendete ortsgejchichtliche Volksstück „Dec Strohkcanz" konnte die „Thalia" 1912 mit größtem Er folge aus der Taufe heben. „Mönches Schteen" und „Dec Strohkcanz" erlebten gleich nach ihrer Uraufführung je fünf Wiederholungen. 1914 erlebte noch das Schauspiel „Aus der Franzosenzeit" seine Uraufführung und dann entzog der Krieg auch der „Thalia" wertvolle Kräfte. Immerhin konnte die Tätigkeit noch einigermaßen auf recht erhalten werden und I9i5 sogar die Uraufführung von Friedrichs „Gesühnt" in Szene gehen. In den fahren nach 1917 folgten dann die Uraufführungen der Fried- rich'schen Stücke „D'r Eygelskceuzer", „Gnjer Grün- docnschtgjong" und „Das sterbende Dorf". Gybin — Zittau — So h land — Bautzen Von Bedeutung für die „Thalia" wurde das im Sommer 1921 in Gybin vom Hochwald-Laujche-Gau abgehaltene und mit einem Trachtenfestzug verbundene Heimatfest. Als bei dieser Gelegenheit Friedrichs Schwank „Anno Nr. 6 60" zur Aufführung kam, begeisterte die glänzende Dar stellung den Leiter der Gybiner Waldbühne und dos Zittauer Stadttheaters, Intendant Klötzel, derart, daß er die „Thalia" zu Gastspielen auf der Gybiner Wald bühne und später auch im Zittauer Stadttheater einlud. MitE7echtjagt der bekannte Zittauer SchriftstollerDruno Äeichard einmal, daß sich die „Thalia" damit das „Bürgerrecht auf der Gybiner Waldbühns" erwarb. Auch der „Heimatdank" Zittau Stadt und Land lud die „Thalia" ins Zittauer Stadttheaterwiederholt zu Gaste. Auf Wunsch des Volksbildungsvoreins zu Sohland a. d. Spree und des dortigen Bürgermeisters Herrn Klimpe! gastierte die „Thalia" 1922 auf der dortigen prächtigen Waldbühne mit Friedrichs „Franzosenzeit". Als am 2. April 1923, am Vortage dos 00. Geburts tages von Wilhelm Friedrich, die „Thalia" diesen Ehren tag mit der Aufführung des „Strohkranzes" im Schützen- haussaale in Aeichenau festlich ausschmückte, war es einem Bautzener Freunde des Dichters vergönnt, unter den Festgästen zu sein und die „Thalia" erstmalig spielen zu sehen. Das Stück und die Darstellung begeisterten ihn jo sehr, daß der Entschluß in ihm reifte, dis „Thalia" bei bester Gelegenheit nach Bautzen zu führen. Diese bot sich rascher als gedacht, denn als dec Dühnenvolksbund zu Bautzen mit Dr. Fabian an der Spitze einige Zeit darauf seine glänzend ausgestatteten „Gberlausitzer Hei mattage" vorbereitete, zu welchen Teilnehmer aus allen Gegenden Sachsens und eine großeZahlLausitzerSchrift- steller erschienen, fand seine Anregung freudige Auf nahme. So konnte die „Thalia" mit ihrem Wilhelm Friedrich am 23. Juni 1923 im Stadtthoater dec Pro vinzialhauptstadt Bautzen ihren Einzug halten, zweimal den „Strohkranz" mit größtem Erfolg in Szene bringen und somit ihren Auf in weitere Teile Sachsens tragen. An dem Festabend der großartigen Veranstaltung im Kronensaale trat sie dann erfolgreich mit dem Schwank „'s Gejcheeche" und ihren alten Volkstänzen auf, bei denen ihre eigene und originelle Musikgruppe sich hervor tun konnte. Es war ein Erlebnis für alle Teilnehmer und die „Thalia" wird sich noch gern jenes Erfolges erinnern, der es mit sich brachte, daß sie noch mehrmals in Bautzen Gastspiele gab. So führte sie noch im selben ^ahre auf der kleinen Waldbühne im Bismarckhain ganz in der Nähe Bautzens den „Engelkreuzer" auf, am 10. Februar 1924 im Bautzener Stadttheater „Hennecch-Lobels- Feuer" sowie am 9. und 10. Mai 1925 anläßlich der G. B.N.-Sachsentagung das Volksschauspiel „Gnser Grün- dornschtgjong". Dio Waldbühne in Äeichenau Inzwischen hatte sich die „Thalia" in Reichenau durch eigene Arbeit und weitgehende Unterstützung, vor allem durch den Grundbesitzer Max Herwig, eine schmucke Freilichtbühne im nahen Tjchauwalde geschaffen, die sich neben den anderen Lausitzer Waldbühnen sehen lassen kann, wenn sie auch kleiner ist als die Gybiner. Sie ist sehr idyllisch ausgebaut und mit einem geräumigen Um- kloidehäuschen ausgostattet, das zugleich in seiner gefäl ligen Bauart mit seinem verandaartigen Giebel zur Aus schmückung dec Bühne dient und von dem Bühnenmeister Paul Fröhlichin seiner freien Zeit ausgeführt worden ist. Anfang Mai 1923 begann der Bau und war im Funi dessolbenIahres soweit fertig, daß die Bühne am 22.Iuni geweiht werden und „D'r Engelskreuzer" als erstes GberlaufltzerHelmatzettung s K du Mi vo bli au rü! wl de all Fc tvc gii lus vo tr, au 3r R< sicl di< ke^ na sel T. N au au A de so au Lc ho au eir in Si G 19 blc tri ve 21 na Gl