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Nr. 12 Gberlaufltzev Helmatzeltung N5 auffällig ist, so vertritt Herr Klimke die Meinung, man habe diese Sicheln beim Kampfe benutzt, um namentlich die Flechsen der Ritterpferde zu durchschneiden. Dieser Annahme ist Wahrscheinlichkeit nicht abzusprechen. Eine eigentliche Waffe würde freilich nur dann vorliegen, wenn der Sichel für diese Verwendung im Kampf eine besondere Form ge geben worden wäre. Ob das wiederum der Fall gewesen ist, wird sich vielleicht noch nachweisen lassen; es muß einst weilen dahingestellt bleiben. Der Wert unsrer Kirschauer Waffenfunde, über die wir uns nicht anmaßen, in jeder Beziehung Endgültiges gesagt zu haben, scheint uns darin zu liegen, daß hier alte und einfache Arbeiten und Arten der Herstellung vorkommen. (Morgensterne, Streitmesser, Panzeroerstärkung), die in der Literatur bisher nur wenig beachtet sind, da diese sich mit Vorliebe die reichlich erhaltenen vervollkommneten und schönen Waffen der Hochgotik und der Renaissance, des 15. und 16. Jahrhunderts, zum Gegenstände nimmt. Im Wandern lerne die Heimat kennen! Eine Wanderung durch die Löbauer Skala Im morgenlichten Sonnenschein glänzen die rötlichen Felsen der Skala. Ein schmaler Pfad führt uns hinan, um blüht von roter und gelber Taubnessel und lichten Büscheln der weißgesternten, zarten Hainmiere. Unter uns liegen die Häuser von Georgewitz in die goldgetupften Wiesen gebettet, fast versinkend im duftigen Schaum der Blüten bäume. Im weiten Bogen umfließt das Löbauer Wasser den Felsen und schlängelt sich hinein in das enge Tal, das es in jahrtausendelanger Zähigkeit genagt hat. Man er kennt das Flüßchen kaum wieder, das eben erst im breiten, geruhigen Tallaufe hinströmte, wie es jetzt schaumbefleckt in rissigen Ufern einherrauscht. Zu beiden Seiten steigen steil die laubigen Hänge empor. Unabsehbares Gewoge mailichen Grüns vom zarten Goldgrün der Linden in allen Tönungen hinüber fließend zur satten Färbung des Sommerlaubes. Der Blick wird nicht müde im Auf- und Niedertanzen, versenkt sich ins blumige Schwellen der Uferwiesen und drängt wieder empor zum leichten Gekräuscl der Wipfel. Der schmale Pfad führt auf halber Höhe des Hanges hin, bald niederstauchend in den durchsonnten Schatten der Bäume, bald lustig vorspringend in schroff abfallenden Felsklippen. Das Heidelbeerkraut deckt den Boden mit einem leicht schimmernden Grün, das das unersättliche Auge wohlig besänftigt. Kiefern duften gewürzig und greifen mit knor rigem Arm hinein ins Schleiergewebe der Lärchen. Stein eichen stehen noch herb zurückhaltend, oft mit einem Fetzen verwitterten Herbstlaubes im bräunlichen Gelock. Die Fichten haben die ersten Maispitzen aufgesteckt. Im träume rischen Auf und Ab klingt das Rauschen des Wassers herauf. Der Fink ritzt unermüdlich, und der Pirol, dieser scheue, schönfarbige Vogel, der selten in unserer Gegend beobachtet wird, mischt langhinklingend seinen Rnf dazwischen. Lang sam senkt sich der Pfad und tritt bei der gemauerten Mühle, die vom frohen Wanderleben widerhallt, wieder ins Freie hinaus. Auf dem andern Ufer liegt die Schwcdenschanze. In halboffenem Bogen lehnt sie sich dem Tale an. Auf der Landseite steigt jäh der Wald empor, fast unzugänglich vom Laubgebüsch überstrickt. Gegen die offene Seite schützt das Wasser und der Steilabfall. In längst vergangenen Jahr hunderten fanden hier die Dorfbewohner Schutz vor feind lichen Überfällen, wenn draußen im ungeschützten Land die armseligen Hütten im rötlichen Flammenschein aufloöerten. In friedlichen Zeiten diente der Rundwall zur Aufbewah rung überschüssiger Vorräte. Der Name Schwedenschanze mag wohl daher kommen, daß sie auch im M jährigen Krieg den Bauern und ihrem Vieh Schutz vor dem Raubgesindel geboten hat. Jetzt verrät sie in ihrem Maienschmuck, über blüht von Weißwurz und Steinbrech, wenig von ihrer früheren kriegerischen Bedeutung. In der schattigen Niede rung des Ufers blühen im zeitigen Frühjahr ganze Tep piche des Lerchenborns mit seiner tieflila, feinduftenden Blütenrispe. Durch das Gezweig blickt der Kirchturm von Kittlitz herüber. Durch die besonnten, üppigen Saatfelder wandern wir dem Dorfe Kittlitz zu. Kittlitz liegt mitten in den ver ebbenden Wellen des Mittellausitzer Berglandes. Hinter nns ragen der Kottmar und der Löbauer Berg, auf der andern Seite der Rothstein und die Königshainer Berge, die sanft zur Ebene niederkräuseln. Vor uns breitet sich ungehemmt das maifrische Land bis hin zum fernen Heide gürtel. Ein eigenartiger Rhythmus beherrscht die Land schaft anmntig lebendig und breit ausschwingend, zugleich getragen hinübcrklingend in die Eintönigkeit der Ebene. Eine Woge von Grün und Blumen umwallt die Häuser von Kittlitz. Wiesen und Raine überschwellen von goldigem Löwenzahn. In den Gärten blühen Stiefmütterchen und Vergißmeinnicht, Aurikel und fliegendes Herz; Fuchsien und brennende Liebe vor den Fenstern. Aus der Kirche klingen die Orgelklänge des Schlußchorals. Die Pforten öffnen sich, und die Kirchgänger im sommerlichen Sonn tagsstaat strömen heraus. Manche von ihnen sind zu Wagen da, denn Kittlitz ist eines der ältesten Kirchspiele in der Gegend, und zahlreiche Dörfer sind ihm eingepfarrt. Anmntig erhebt sich die Kirche mit ihrem bunten Schieferdach und der grünen Turmhaube über dem blu migen Beet des Friedhofes. Als wir eintreten, flutet uns eine Fülle sanften Lichtes und zarter Farbenspiele ent gegen. Ins Weiß und Gold mischt sich der Widerschein der bunten Fenster und die heitere Buntheit der Erntekränze an den Emporen. Aus luftigen Blumengewinden und Muschelzieraten formt sich die Kanzel: geschwungene Füße tragen den Taufstein. Kleine lustige Kamine ans durch sichtigem Fayence, mit flammenden Vasen geschmückt, blinken aus den Herrschaftslogen nieder. Flammende Vasen bewtmpeln den Altar. Seltsam feierlich und mächtig erhebt sich über froher, bewegter Rokokozier der Altarbaldachin mit seinen schwergoldencn Vlütengehängen, von vier Marmorsäulen getragen. Wir nmschreiten den Altar und erblicken, fast im Grau der Maner verschwimmend, einen Stein mit seltsamen Wappen zeichen und tiefgemeißelter, klobiger Runenschrift, aus der man die Jahreszahl 1288 entziffert hat. Es ist das Denk mal des Fritzko von Nostitz, einer der ältesten Grabsteine der Lausitz. Zur Seite in der Sakristei beschauen wir noch eine Predella aus dem Altarschrein der alten Kirche mit den Bildnissen dreier Herren von Gersdorf mit ihren Familien. Gestalten, im Knien erstarrt, voll strenger, pro testantischer Frömmigkeit mit kriegerischen Gesichtern über den schwarzen Panzern. Vor ihnen kauern wie hingewehte Seelchen 6 Kinder in weißen Totenhemden. Aus der Hauptpforte treten wir heraus in den Schat ten der 700 jährigen Linde. Auf dem geborstenen, felsartig verwitterten Stamm wölben sich starke, weitragende Aste, sproßt immer neu frisches Grün. Ohne Unterlaß pulst in diesem mächtigen Baum der Süftestrom. Tief verwurzelt im Mutterschoß der Erde sah er, der ewig verjüngte, das Leben flüchtiger Generationen erblühen und vergehen. Ein Malteserkreuz, wohl ebenso wie die alte Linde, roh aus Stein gehauen, hockt fest verwachsen im knorrigen Wurzel netz. Hinter der kunstvoll schmiedeeisernen Tür der von Hund'schen Familiengruft lockt der Glanz bunter Wappen zeichen. Eine farbenfrohe Totenkammer, leuchtend mit roten und blauen Schildern, heiter belebt von den mannig fachen Zieraten und Verschlingungen der Wappenbilder,