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seitig ganze Bäche zu, und mancheiner kommt durchnäßt nach Hause. Biel hilft viel. Denn wer mit Osterwaffer sich netzt, der ist gefeit gegen Krankheit und Hexenspruch sein Leben lang. Überall wohl, auch in deutschen Gauen, hat das Osterei Helmalrecht. Wir kennen 's nicht anders, von Kindheit her, als daß am Osterfest der gute Hase kommt und seine Gaben bringt. Das ist dann immer ein neckischer Zeitvertreib für die Kleinen. Und auch in diesem Spiel liegt, wie in allen alten Bräuchen, ein tiefer, ernster Sinn verborgen. Wie aus der Scholle die Saat, so sproßt aus dem Ei das Leben. Es ist das Sinnbild der Fruchtbarkeit. Nirgend knüpfen sich schönere Sitten daran wie hier unter dem wendischen Bauernvolke, das die Fruchtbarkeit zu werten weiß. Man gibt den Oster- eiern Farben, Helle, leuchtende, eben solche, die Licht, Kraft und Leben atmen. Auch schmückt man sie mit bunten Bildern oder ziert sie mit Figuren und Rankenwerk aus farbigem Wachs. Biel Fleiß verwendet man darauf. Gar manches dieser Ostereier ist ein wertvolles Stück guter Bauernkunst. Nicht nur die Kinder, auch die Großen belustigen sich mit Spielen um's Osterei. Da hat man eine abfallende Bahn im Sande gebaut. Wer mittun will, der rollt Eier den Hang hinab. Trifft er damit eines der bereits unten anqekommenen fremden Eier, so darf er sich's nehmen. „Waleien" nennt man das. Gar richtige Eierturniere ficht man dort aus. Mit vor gehaltenen Eiern geht man aufeinander los. Wes Et die Spitze dabei eingedrückt wird, der hat verloren. Alt ist die Sitte des Eierschiebens, das in Bautzen geübt wird. Gegen- über der Stadt, just dort, wo die hohe Ortenburg trutzig in's wendische Flachland hinausschaut, liegt der Proitschenberg, ein Hügel, auf dem in vorchristlichen Zeiten die erste Burg der Wenden gestanden haben soll. Steil fällt sein felsiger Abhang zur Spree hinunter, die unten in kühnem Bogen durch enges Tal schäumt. Wenn die Glocke auf St. Peter die Mittags- stunde verkündet, dann ziehen die Bautzener mit Kind und Kegel im Feiertagsstaat zum Proitschenberg hinüber. Die Alten bleiben ab und an bei den Jahrmarktsbuden stehen, die am Wege hocken, und stecken sich die Taschen voll Kuchen, süße Tüten und bunte Eier. Die Kinder halten in Hellen Haufen unten am Fluß. Jene werfen die leckeren Sachen ihnen zu. Da sausen Kuchen durch die Luft. Hier kollern Eier über den Rasen hinab. Dort regnet es Pflastersteine, hagelt es Bonbons. Ist das ein Geschrei der Kinder! Sie rennen dem Naschwerk entgegen den Hang hinan. Jeder will der erste sein. Ganz Kluge haben lange Schiffshaken mit gebracht und angeln die Dinge, die ins Wasser fallen. Denn auch die oben sind voller Ränke, und mancher machte sich einen Scherz daraus, das Kuchenstück bis in die Wellen zu werfen. Ist das ein lustiges Treiben! Am Ende winkt reicher Lohn. Jedes der Kinder hat das Säckchen prall gefüllt, das es leer mitbrachte. Der Krieg hatte dem Eierschieben ein Ende bereitet. Dann aber ist es wieder zu neuem Leben er- wacht. Und damit hat es die alte Kraft bewiesen, die ihm innewohnt. Bis in die Ritterzeit soll der Brauch zurückgehen. Sitten aber, die so im Volkstum verwurzelt sind, können nimmer sterben. Zu allen Festen im Jahre sind drunten im Wendenlande urtümliche Sitten und Gebräuche im Schwange. Keines aber ist so reich daran wie das Osterfest und an keinem auch zeigt sich die innige Vermählung des Volkes mit der Natur so deutlich wie eben am Ostertage. Sonne, Feuer, Licht, Leben, das ist es, was sie verherrlichen. Fast scheint es wie ein leis Erinnern noch aus heidnischer Vergangenheit, da man dem Lichtgott Freudenfeuer brannte und dem Sonnengotte Opfer brachte. Wie oben im Norden Germaniens die Frühlings göttin Freia, so segnete hier in Sorabien Swantewitt am Oster tage die Gefilde, daß seinem Segen Wachsen und Blühen im Lande entsprösse. Gar manches von dem, was man sich heute am Osterfeste im Wendenland erzählt und zeigt, geht zurück in jene alten, grauen Zeiten. LttNMMUMMIMUMlMI'IMMMMMMIMttMMMlMMUMMMUMMUMI'MttMMMMMMlMUUMlMME Georg E?unge Z Nm 16. Mär; ist in Ebersbach ein junger Lausitzer Heimat- V I künstlsr heimgsgangsn, der durch seins graphischen Blätter D Z seit einigen Jahren sich viels Freunds scworben hatte. I D Seins flotten Federzeichnungen in dem Nolßskalsndsr I Z „Gbsrlausitzsr Heimat" hatten bereits im Jahrgang 1S23 j Z vielen Beifall gesunden, denn sie offenbarten sein Fein- V - gssühl für dis Lausitzer Landschaft und seins letzten Bilder D Z im Jahrgang 1S27 zeigten, wie er verstand, dis Eigenart D D des Lausitzer Dorfes zeichnerisch zu werten. Wer seins Z Z Dadisrungen gesehen hat, weiß, daß er auch in der Kunst D I der Nadel recht Erfreuliches leistete. In all seinen gra- - V phischsn Blättern zeigte sich in der flotten Strichsührung D D doch ein ganz persönliches Gepräge. Auch in seinen sar- D V bigen Schöpfungen, Aquarellen von hohem Deiz, wußte U D sc den Stimmungsgehalt der wschsslvollen und doch lieb- I I lichen Süge unseres Landschastsbildss zum Ausdruck zu Z V bringen. Nicht aber nur an der geliebten Heimat offen- s D barte er jein künstlerisches Können, seine Wandsrfrsuds Z I und jein seiner Natursinn führten ihn ost in dis bsnach- V D barte böhmische Bsrgwslt, wo ihn besonders dis wunder- D V schöne Glbtallandschast im Böhmischen Mittelgebirge ent- ß - zückt und zu manchen flotten Zeichnungen jauch als An- D V sichtskartsn zu haben) anregtsn. Eins ganz anders Welt D V erschloß sich ihm dann auf Dügsn und auf den Halligen, D Z dis er gründlich durchforschte und deren Nsizs er in an- s V regenden Dorträgsn zu würdigen wußte, u. a. auch im D Z Gswsrbsvsrsin Dsichsnau. Seins Kunst, seine Heimat- Z Z liebe und Wanderlust dienten auch seiner Lehrtätigkeit Z Z zur Vertiefung, und er war ein ebenso begeisterter wie D V erfolgreicher Lehrer, der mit voller Hingebung sich seinen D - Kindern widmete und in Ebersbach wie in Neusalza den - Z Zeichenunterricht auf sine anerkennenswerte Höhe führte. - Z In Dankbarkeit blieb er stets seinem Lehrer auf dem - Z Seminar, unseren Löbauer Künstler Hans Lindner, ver- D V Kunden, ihm dankte er dis größten Anregungen und auch Z D dis Freuds am freien Schaffen. Ein herbes Geschick riß D Z ihn mitten aus seinem ihm jo lieben Bsruse und aus D - seinem Künstlsrschaffsn; seit einem Jahrs fast ergriff ihn s Z ein grausames, krebsartiges Leiden, das ihm, dem Wander- V freudigen, schließlich dis Gehsähigßeit raubte und in dsn s V fetzten Monaten sogar dis jo fleißigen und kunstfertigen Z D Hände lähmte. Sein Andenken wird aber in seinen liebens- D V würdigen Schöpfungen in unserer Heimat weitsrlebsn- Z Dr. Eurt Müller-Löbau. V 5lus der §erne Von Oskar Walter Reinhold-Zwickau Bn die Beimat meiner träume Denk ick still mit keucktsm Blick, venks auck an jene Bäume - Bn die Jugendzeit zurück. Kleins Bütte kold umwunden Von der dukt'gen Bosenprackt, Wo so viele scköne Stunden Meiner Kindheit ick verbrackt! Wo mick treue Mütterliche In dis erste Lskrs nahm, Wo der sütze Beimatkriede In die Kindesseele kam. - Biles könnt' ick selig sckauen, Buck den Wald im Bbendglük'n Und dis grünen Beimatauen Mit dem bunten Blumenblük'n. Durfte Lurck die Gelder gehen, Wo ick Blumen liebgewann; Und im linden Irüklingsweken Vor dem Zauber stand und sann. Zieht ihr Vögel nack den Wäldern, Will ick's ksimlick euck vertrau'«: Brüht die Beimal meiner Litern - Ick gedenk an sie im TraumI