Volltext Seite (XML)
so Gberlausiher Heimatzeitung Nr. 5 Etwas von der mittelalterlichen Rechtspflege, wie solche auch in der Lausitz geübt wurde Miigeteilt vvn Oberlehrer Fr. Bcrnh. Störzner. iVMEWach heutigen Begriffen mar die mittelalterliche Rechtspflege sehr hart, nicht selten unmenschlich. Manchmal enthielt sie aber auch humoristischen Beigeschmack. Das letztere mar der Fall bei der für zänkische Frauen ausgesetzten Strafe. Ungefähr bis 1700 murdeu zänkische Weiber, die sich mit Worten oder Werken gegen einander vergangen hatten, dahin ver urteilt, durch die Stadt sogenannte Schandsteine zu tragen. Diese Sitte nahm im 13. Jahrhundert ihren Anfang und soll recht segensreich gewirkt haben. In Bautzen gab man den Schandsteinen die Form einer runden Flasche. Sie wurde an einem eisernen Kettengeschmeide um den Hals der Verurteilten gehängt. Man bezeichnete diese Strafe als das Flaschentragen oder auch als das Trinken aus des Buttels Flasche. Die Bautzener Flasche, auch die Buttelsslasche ge nannt, mar ein sog. Schänd-, Klapper- oder Lästerstein, wie deren in dem 13. und 14. Jahrhunderte in vielen anderen Orten vorhanden waren, so in Lolditz, Dresden, Loßnitz, Marienberg, Meißen, Mittweida, Oschatz, Stolpen,Bischofs werda, Radeberg. Der größte Bautzener Schandstein, die graue Kuppe genannt, wog nickt weniger als 33 Pfund. Er zeigte im Bilde zwei sich zankende Weiber und trug die Inschrift: „Wenn sich Mägde und Weiber schlagen, müssen sie die Flasche tragen." — Am l3. Oktober 1678 wurde in Budissin ein Bettelweib dazu verurteilt, die Steinflasche am Halse dreimal um das dortige Rathaus zu tragen. Diese Strafe scheint in Bautzen an jenem Tage zum letztenmale angewandt worden zu sein. — Am 27. Dezember 1648 wurden mehrere steinerne Flaschen vor das Rathaus zu Bischofswerda gehängt und zwar etwas hoch, damit sie auch weithin sichtbar waren. Der Bischofs werdaer Chronist Christian Heckel sagt hierzu: „Welche zur Strafe tragen sollen die Weiber, wenn sie sich miteinander zanken und hadern." — Diese Flaschen sollen denn auch keifende Weiber oftmals zur Vernunft gebracht haben. Schon der Anblick der Schandsteine wirkte besänftigend. Die Inschrift der Bischofswerdaer Buttelsslasche war der jenigen zu Budissin gleich. — Das Tragen der Klappersteine diente namentlich als Ehrcnstrafe sür geschwätzige Weibs personen, die gern andere verleumdeten. Die Verurteilte mußte gewöhnlich an einem Wochevmarkte oder auch an einem Jahrmärkte die Steinflasche tragen, damit recht viele Zeuge sein konnten und eine Warnung erhielten. — In Leipzig wurden die Echandsteine anno 1624 neu angesertigt und am dortigen Pranger aufgehängt. Sie galten als Wahr zeichen. Wer die nächtliche Ruhe der Bürger störte, mußte sie tragen. — In Dresden befanden sich die Schandsteine vor der Gerichtsstube des Rathauses, das bis 1707 auf dem Altmarkte stand. — 3n Oschatz wurden die Klappersteine 1526 angefertigt. Nach 1813 waren sie dort an der einen Giebelseite des Rathauses zu sehen. In Bautzen befinden sich zwei Schandsteine im dortiger: Altertumsmuseum, in Freiberg im Vorflur des Rathauses. In Mülhausen in Thüringen wird ebenfalls noch ein Schandstein ausbewahrt, der die Inschrift trägt: „Zum Klappesstein bin ich genannt, Den bösen Weibern wohlbekannt, Wer Lust zu Zank und Hader hat, Der maß mich tragen durch die Stadt." — Wie das Statut von Dortmund und Halberstadt 1348 bestimmt, sollen die Schandsteine sogar einen Zentner wiegen. — Von dem Tragen von Schandsteinen konnten vornehme und wohlhabende Frauen sich loskausen und zwar durch einen Sack voll Hafer. Der maßte mit einem roten Bande zagebunden sein. — Nicht in allen Orten mar die steinerne Flasche eingeführt, sie wurde l ann durch ein Halseisen er setzt, wie z. B. in Großröhrsdorf, an dem ein runder oder auch wohl ein brotförmiger Stein hing. Die Redensart „ein schwerer Bissen Brot" soll damit im Zusammenhänge stehen. — In Lübeck hatte der Schandstein die Gestalt einer ovalen Schüssel, an anderen Orten die Form eines Frauenkopses mit herausgestrcckter Zunge. Auch gab man nicht selten der steinernen Flasche die Gestalt einer Katze oder eines anderen Tieres. Das Mühldorfer Stadtrccht aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts bestimmt folgendes: „Welleich leicht weil packente (zanken) mit den Worten, die sie vermeiden sollen, wider eine purgerin oder wider ir genvezzin, der soll der sronpot den pag- stein um irn hals hangen und soll sie von gazzen ze gazzen treiben." — Paragraph 35 der Stolpner Statuten vom 25.Mai 1659 lautet wörtlich also: Boni Zank der Weiber. „Die Weibspersonen, so sich öffentlich schelten, hadern, schlagen oder muffen, und dessen überführt, sollen an einem Markttage zwo Stunden die steinerne Flasche tragen oder ein Silbern Schock zur Strafe geben." Eine Hochzesi mis der Schneekoppe W — Windstärke !>! Heulend fegen schwere Nebclwolkeu über den.Kanon des Riesengebirges, fahren MWhKl« wie schutzsuchend tzinter die gepeitschten Kuieholzbiische und stürzen sich, wieder anfgescheucht, von der Höhe des Gehänges in den Seifen- und Melzergrund hinab. In dem Pfeifen und Sausen glaubt mau deutlich das höhnische Ge lächter des Bergalten Rübezahl zu vernehmen, dem cs gelungen ist, das in diesem Nachkriegs-Sommer nicht eudemvollende Ge wimmel der Stadtfräcke und -rücke aus seinem Reiche zu vertreiben, so daß er setzt wieder nach Herzenslust auf den Höhen tollen kann. Horch! Hört man da nicht durch das Brausen des Sturmes Rosse gewieher, Hufschlag und Rüdergeknirsche? Ersteigt Vater Rübezahl mit seinem Gesolge aus den Märchengriinden des Kleinen Teiches die zerklüfteten Teichränder, um eine Streife in das tschechen bewachte Böhmcrland zu unternehmen ? Auf dem von der Hampel baude heraufführendenWege tauchen gespcnsterhast im NebelReitcr auf. Holpernd folgt ihnen ein mit Damen besetzter Reiscwagen, und auch einen schwarzberocktcn Pfarrer mit seinem Ministranten bemerke ich in dem Zuge. Ober den Koppenplan hinweg eilt es zur Riesenbaude, wo sich einige Koppcnträger der mitgebrachten Koffer bemächtigten, und dann macht sich die ganze Gesellschaft an den Ausstieg zur Schncekoppc. Wenn wieder einmal die jetzt das Ricsengcbirge so häusig zum Schauplatz wählenden Kinokünstlcr aus dem Kriegspfade sind, so hat sich der Filmoperateur gerade das ungünstigste Wetter aus gesucht. Denn der Sturm wächst jetzt in dem Gebiete des Koppen Kegels zu einer solchen Stärke an, daß erwachsene Personen glatt umgeblasen, und an Stellen, wo der vor einigen Tagen gefallene erste Schnee bereits wieder geschwunden ist, nicht gerade sanft ge bettet werden. Aber es handelt sich gar nicht um eine Kinogesell schast, sondern um einen ernst zu nehmenden Hochzeitszuzp Dem gewöhnlichen Sterblichen mag es fast unsinnig erscheinen, sich bei solchem Sturme den Weg auf den Gipfel des Riesengebirges zu