Volltext Seite (XML)
Är. 1 Gberlausitzer Hoimaizeliung Wappens oder Monogramms, in hockender Stellung. Die Statuen der Westseite symbolisieren den Tod, die Gesundheit (unten), die Krankheit und das ewige Leben (oben), die der Ostseite die Sorge, die himmlische Ruhe, das Ungemach und den Frieden; bieder Südseite den Wahnsinn, die heitere Freude, die Furcht und die Ewigkeit und die 8er Nordseite die Bedrängnis, die himmlische Lust, die Unruhe; während die letzte Statue eine gekrönte Frau darstellt. Im Innern befinden sich der Erbauer Otto Ludwig von Kanitz und seine Gemahlin Viktoria Tugendreich aus Stuck in Lebensgröße. Erbaut wurde das kunstvolle Werk im Jahre 1715 von einer Anzahl Italienern aus Dresden und letztmalig 1911 renoviert. Daneben erhebt sich die Kirche mit ihren gotischen Fenstern und schönen dreifach behelmten Turme. Dieser, weit das Tal beherrschende Bau entstand Anno 1705—11, hat die um 1673 von dem berühmten Klengel-Dresden errichtete Bertsdorfer Kirche zum Borbilde und darf, vermöge seiner einheitlichen, barocken Inneneinrichtung aus gleicher Zeit, einer der besten seiner Art in der Umgebung genannt werden. Das fünfeckig abgeschlossene Innere wird von einem einfachen, auf innenstehenden Pfeilern ruhendes Gewölbe überdeckt. Zwischen den Pfeilern ziehen sich in zwei Rängen Holzemporcn hin. Der schönste Schmuck ist der vornehme, süulenreiche Hochaltar, in dessen samtbeschlagener Nische ein Kruzifix steht, darüber prangt, umgeben von Wolken, eine Sonne. Rechts hängt die Kanzel mit gebauchter Brüstung und engelgeschmücktem Dach, gegenüber die ebenfallsreichgeschmückte Herrschaftsloge. Die Westwand belebt eine reizende kleine Orgel mit musizierenden Engeln als Bekrönung. — An den Friedhof stößt das sogenannte Hospital, ein kleines malerisches Häuschen, in welchem ständig 9 Arme, unterstützt durch ein Vermächtnis derer von Kanitz, wohnen. Eine über der Tür befindliche Inschrift gibt nähere Auskunft, sie lautet: Gott zu Ehren, dem Armuth zum besten; Was Gott gelobet war: Macht biß Hauß offenbar, So von Kanitz ließ durch dero Ehgemahl Auffrichten, als man schrieb die beygesetzte Zahl 1703. Als eine Sehenswürdigkeit gilt noch die riesige, 1836 errichtete Himmels- oder Ochsenbrücke im Oberdorfe, die wohl infolge ihres mächtigen Bogens in der ganzen Umgebung einzig dasteht. Zum Schlüsse sei noch die lieblich gelegene, geräumige Pfarrei, ein echt Lausitzer Wohnhaus mit hübscher Haustür im Zopfstil von 1796, genannt. Erregen auch diese eben anaeführten Sehenswürdigkeiten das Interesse der weiteren Welt nicht, so dürsten sie aber doch sehens wert genug sein, um wenigstens Heimatfreunde und Wanderer heranzulocken. lieber den Klosterberg nach dem Czornebog Wanderskizze von Oberlehrer Fr.B crnhard Störzner-Arnsdorf nsere sächsische Heimat bietet der landschaftlichen Schön- I I heilen und Reize so viele, daß man wahrlich nicht nötig -^-Hchat, weit in die Ferne zu schweifen. Wer Sinn für das Volkstümliche und für die Naturschönheiten hat, dem muß das Herz ausgehen, wenn er unser liebes und so reich gesegnetes Sachsenland durchwandert. Man besteige nur Schusters Rappen und lasse sich von ihnen tragen durch die lieblichen Gefilde unserer Heimat. Man binde sich nicht an das schnaubende Dampfroß oder an das flinke Stahlroß. Man wandere so, wie es unsere Großväter einst taten, den Stock in der Hand, das Ränzlein aus dem Rücken und mit heiterem Mute im Herzen. Gerade in unserer nervenauf reibenden Zeit tut das recht not, wieder zu wandern. Man versuche es nur einige Tage, stehe mit der Sonne auf und schreite in den taufrischen Morgen hinaus. Wie die Brust sich weitet! Wie wohl uns die würzige Morgenlust tut! — Gar bald erheitert sich das Gemüt. Zuletzt geht das Herz uns auf, und wir stimmen in den Gesang Emanuel Geibels ein: „Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!" — Reiße dich darum von deiner Berufsarbeit einmal einen oder mehrere Tage los und ziehe zu Fuß in das Land hinaus. Um Erho lung zu suchen und zu finden ist es nicht immer nötig, bis hinunter zum Meer, oder hinauf in die himmelanstrebenden Berge der Alpenwelt zu fahren. Unsere Heimat hat der schönen Berge und Täler genug, wo du alles findest, was dir neue Spannkraft gibt. Dazu ist diese Art Kur auch bedeutend billiger und einfacher, als in den Pensionen der Schweiz und an der Riviera. — Folge mir im Geiste, freundlicher Leser! Ich will heute dein Führer sein durch einige Gegenden der schönen Lausitz, von der Johannes Renatus singt: „Sahn muß mersch, sonst'n weeß mersch ne, Wies ei dr Lausitz is, Un war'sch ne g'sahn, dar thutt mer leed, Dos is ock mol gewiß. Ehr könnt sich imsahn, wu dr wullt, Dr Kroiz un Quare ziehn, Kommt ock mol hen, dr werds schu sahn, Dort is es wunderschien." — In Bischofswerda wollen wir die kleine Reise be ginnen. Noch liegt die Stadt im Schlummer. Wirwandern am Schützenhause und Stadtbad vorüber nach dem freundlich ge legenen Kirchdorfe Schmölln. Aus einzelnen Essen steigt der Rauch empor. Die Hausfrau bereitet den Kaffee. Ab und zu begegnen uns Leute, die zur Arbeit gehen. Sie bieten uns freundlich die Zeit. Dem turmgekrönten Klosterberge, an dessen westlichen Fuß Schmölln sich schmiegt, statten wir den ersten Besuch ab. Nach einer halben Stunde ist von dem Dorfe aus der Gipfel des Berges erreicht. Wir nehmen hier oben in dem Bergrestaurant den Kaffee ein. Wie trefflich dieser doch mundet! Vom Turme aus lassen wir sodann unsere Blicke in die Um gegend schweifen. Es ist ein reizendes Bild, das der Kloster bergturm dem Besucher erschließt, und dankbar müssen wir denen sein, welche für die Errichtung eines Aussichtsturmes auf diesem Berge einst eintraten. An den nördlichen Fuß des Berges schmiegt sich das grünumrahmte SchwesterdorfDemitz- Tbumitz. Dort unten liegt das Rittergut Thum itz mit den Jahrhunderte alten Eichen im Garten, der ans Herrenhaus grenzt. In jenem Garten befindet sich das „Einsame Grab", in dem Hauptmann von Waldeck, ein wackrer Kämpfer aus den Freiheitskriegen, der hier in der Nähe 1813 fiel und von seinen trauernden Kameraden unter Eichen bestattet wurde, schlummert. Dort draußen siehst du den „Sächsischen Retter", jenen Gasthof an der Bautzener Landstraße, in dessen Garten ein Jahrhunderte alter Rotdornbaum von seltener Größe und Stärke steht, unter dem nach der Überlieferung Napoleon I. rastete und Kriegsrat hielt. V n der jenseitigen Höhe herüber grüßt das schöngelegene Pohlamit der altertümlichen Kirche, die zu den ältesten Gotteshäusern der Umgegend zählt. Im Hintergründe erhebt sich der Pöhlaer Berg. Ostwärts von diesem ist der Taucherwald sichtbar, ein sagenumklungenes Waldgebiet zwischen Stacha und Uhyst. In lhm stand einst, wie die Sage berichtet, eineKapelle mit einem wundertätigen Marienbilde. Diese Kapelle ward später abgebrochen und bei Bautzen wieder ausgestellt. Die gab dem Taucherfrieohofe da selbst denNamen. Aus ihr entstand die Laucherkirche. — Das Auge ostwärts gewendet, übersehen wir die sächsische Wendei in ihrer ganzen Ausdehnung. Dort hinten liegt das Kloster Sankt Marien st ern, dem der Berg, auf dem wir stehen, den Namen verdankt. Im Hintergründe des Taucherwaldes ragt aus dem Walde hervor die Kirche zu Rosenthal. Rechts von Marienstern grüßen die zwei Türme der schmucken Kirche