Volltext Seite (XML)
Nr. 23 Gbsrlausihsr Heimatzeitung 2S3 lokale starke Abweichung der zweiten zu sein. Die verschiedenen Richtungen im Verlaufe der Schrammen erklären sich daher, „daß der Gletscher bei seinem Anstieg auf die Kuppen und zwischen mehreren benachbarten Kuppen nicht unwesentlich von seiner Hauptbewegungsrichtung abgelenkt worden ist" "). In welchem Zustande sich zur Zeit die Gletscherschliffe von Lüttichau befinden, ob sie überhaupt noch erhalten sind, vermag i b nicht anzugeben. Sollten sie, was sehr wahrscheinlich ist, dem Steinbruchsbetrieb zum Opfer gefallen sein, dann hätten wir wieder das traurige Beispiel eines zerstörten unersetzlichen Natur denkmals "). In gleicher Weise, wie das vorrückende Eis die Felsflächen des Untergrundes schrammte und ritzte, wurden Erhöhungen des Bodens, vorstehende Ecken und Kanten anstehender Felsen ab gerundet. Es entstanden die als Rundhöcker bekannten Fels gebilde, welche gleichfalls untrügliche Zeichen ehemaliger Ber- gletsterung darstellen und daher für uns als Naturdenkmäler großen Wert besitzen. Typische Rundhöcker finden fick im Spittelforst südlich Jesau bei Kamenz (AmtshauptmannschaftKamenz). „Bon ferne gesehen, machen diese nackten, aus dem diluvialen Sande und Lehm heraus tretenden Granithöcker, soweit sie nickt vom Wald verdeckt werden, ganz den Eindruck einer skandinavischen Schärenlandschaft" "). Leider ist der scyönste Rundhöcker im Spittelforst, der „Zwie back", im Sommer 1889 durch Steinbruchbetrieb zerstört worden; er hatte die Gestalt einer mäcktigen, halbkugelig geformten Kuppel von etwa 10 Meter Durchmesser. Die Stoßseite warflachergeneigt als die Leeseite und zeigte außerdem eine deutliche Glättung. Eigentlit e Gletscherschrammen waren nickt nachweisbar. Wir besitzen nurmehr eine gute Abbildung dieses einzigartigen Natur denkmals von E. Weber "). Kleinere Rundhöcker finden fick noch in genügender Zahl im Spittelforst, ferner zwischen Wendisckbaselitz und Iauer, nördlich Schmeckwitz, bei Krostwitz und Maltitz. Die Ausläufer des Granit berglandes ins Flachland bei Kreckwitz, Niedergurig, Loga und Luppa machen, obwohl teilweise bewaldet, ebenfalls deutlich den Eindruck von Rundhöckern. Wir haben gesehen, der Denkmäler aus der diluvialen Eiszeit sind nickt viele in unserer Lausitz. Biele sind sck on zerstört worden. Möchten die wenigen noch vorhandenen sich nunmehr eines aus reichenden Sckutzes erfreuen! Dazu gehört aber in erster Linie, daß man die zu schützenden Naturdenkmäler genau kennt, daß man die stumme Sprache versteht, welche sie zu uns reden. Dazu eine Anregung gegeben zu haben, ist der Zweck meiner Ausführungen. ') Gagel. Die Beweise für die mehlfache Vereisung Norddculsch- lands in diluvialer Zeit. Geol. Rundschau Bd. IV, S. 319—421. 2) O. Ja ekel. Vier nordische Eiszeiten. XVI. Iahresber. Geogr. Gesellschaft Greifswald 1916/17. Greifswald 1917. S. 1—41. °) A. Penck und E. Brückner. Die Alpen im Eiszeitalter. Leipzig 1909. Sekt. Bautzen-Wilthen der geol. Spezialkarte des Kgr. Sachsen. II. Aufl. 1907 (o. E. Danzig) S. 24. °)tz. Klose. Unsere erratischen Blöcke. Naturdenkmäler. Bor träge und Aussätze. Heft 3. Berlin 1913. S. 21—22. s) I. Hazard. Glazialschliffe südwestlich von Löbau in der säch sischen Lausitz. Neues Iahrb. f. Min. etc. 1891. Bd. I. S. 213—214. — Sekt. Löbau—Neusalza. 1894. S. 33; —F. Wahnschaffe. Die Obcrflächengestaltung des nordd. Flachlandes, Stuttgart 1909, S. 106. ?) O. Beyer. Neues Vorkommen von glacialen Frictionserschei- nunqen auf Granit in der Lausitz. Zeitschr. Deutsch. Geol. Gesellsch. Bd.'XLVII 1895. S. 211-214. 1 Abb. s) O. Beyer. Die Schlifflächen bei Demitz. Sitz.-Ber. u. Abh. Naiurw. Ges. Isis Bautzen 1898—1901. S. 39. o) Gute Abbild, der Demitzec Schlifflächen in Beyer, För st er, März, Die Oberlausitz. Meißen 1906. S. 103 und P. H. Beger, Geol. Führer durch die Lausitz. Berlin 1914. S. 123. Die Abbild, bei Beck: „Uber schutzbedürftige geol. Naturdenkmäler" in: Heimatschutz in Sachsen, Leipzig 1909, S. 43 stellt nicht die Schlifflächen von Demitz, sondern den unter dem Namen „Der Zwieback' bekannten Rundhöcker im Spiitelforst bei Kamenz dar. '") O. Herrmann. Gletscherschliffe auf der nordsächsischen Grau wacke rechts der Elbe, bei Lüttichau zwischen Großenhain und Kamenz. Neues Iahrb. f. Min. etc. 1886 Bd. ll. S. 201—204. — Sekt. Schön- seld-Ortrand. 1888. S. 27. - F. Wahnschaffc a. a. O. S. 105. ") O. Herrmann a. a. O. S. 203/204. ") Wie mir Herr Prof.Dr. Herrmann bei Abschluß dieser Arbeit brieflich (14 3. 20) mitteilt, sand er die Gletscherschrammen in kleinen, nur zeitweise zur gelegentlichen Bruchsteinentnahme betriebenen Stein brüchen, besser größeren Löchern im Walde. Die Schrammen selbst waren sehr deutlich und gut erhalten. In der Literatur findet sich bis auf die beiden zitierten Arbeiten Herrmanns nichts. Das bemerkenswerte Borkommen ist also leider unbeachtet geblieben und wird wahrscheinlich dem Bruchsteinbetrieb inzwischen zum Opfer gefallen sein. >°) Sekt. Kamenz, 1891 (o. E. Weber), S. 33. ") F. Wahn schaffe a. a. O. Beilage II. S. 104/105. - Dcrgl. auch Anm. 9. MMMMMMMMMMMMMMMINMNMMMMMMMMMMMMMMMIMMMMMMM Krostau— Schönfelderstzof— Schönau Von Richard Blasius >-°^^ie Burg Krostau erhob sich auf einem Hügel bei dem H Dorf Niederkrostau bei Bautzen. Ihre Besitzer waren im 14.Iahrhundert als Buschklepper und Wegelagerer sehr gefürchtet, weshalb sie von den Sechsstädten im Jahre 1352 zerstört wurde, vielleicht gleichzeitig mit Kirschau, das nur 25 Minuten entfernt lag und mit ihr den gleichen Be sitzer hatte. Irgendwelche Spuren sind nicht von ihr übriggeblieben. DerSchonenve ld erHof, ein auf einer Anhöhe bei Königs brück gelegenes, stark befestigtes Rittergut mit Schloß, gehörte im 14. Jahrhundert der Familie von Schönfeld, die sich das Wegelagern und Rauben sehr angelegen sein ließ, weshalb denn auch 1355 die Sechsstädter den Hof niederbrannten. „Die Sitter*) thäten vor Königsbrück ziehn, Schönfelders Hof daselbst mit Feuer verbrühn," berichtet uns eine alte Reimchronik. Obiges berichtet Ioh.v. Guben, der schon oft erwähnte Zittauer Chronist, während Käuffei behauptet (Oberlausitz I, 227), der Schönfelder Hof sei 1351 mit zerstört worden, als die Königs brücker sich von der Dogtei zu Budissin losgesagt hatten und des wegen von den Bürgern dieser Stadt mit Krieg überzogen wurden, doch scheint dies mit der Zerstörung des Hofes nichts zu tun gehabt zu haben. Die Anregung ist vielleicht von den Zittauern gegeben worden, während bei der Zerstörung selbst die Görlitzer sich jedenfalls be sonders auszeichneten, da sie von Karl IV. großes Lob ob ihres Kampfes ernteten. (Neumeister, Görlitz 1872, 27). Aber die Sechsstädte gaben sich mit der Zerstörung des Hofes noch nicht zufrieden, sondern brachten es noch so weit, daß die von Schönfeld auch das Städtchen Königsbrück verloren und ihre Herrschaft Hoyerswerda mit der Acht belegt wurde, die sie eiligst verkauften. Dr.Knothe sagt im „Arch.sächs. Gesch. 10,241", daß es wahrscheinlich gerade die Untaten derer von Schönfeld waren, die die Sechsstädte dazu bestimmten, sich von Kaiser Karl IV. die schon mitgeteilte Erlaubnis zur „Zerstörung aller schädlichen Höfe nnd Beste" zu erwirken. Die Burg Schönau wird zum ersten Male in einer Urkunde aus dem Jahre 1337 unter dem Namen Czino erwähnt. Sie stand aus dem Hut- oder Bernhardtsberg südlich von dem Dorfe Schönau auf dem Eigen. Ihre starke Ringmauer umschloß einen mit zwei Brunnen ver sehenen Hof, an dessen Ostseite sich das Herrengebäude erhob, das mit der hier acht Fuß dicken Ringmauer verbunden war. Nach Süden lag ein Burgtor, desgleichen nach Nordeni Nach den Hussitenkriegen verwendete man die Steine der damals noch hochragenden Burgwände zum Ausrichten der zerstörten Kirchen mauern. In der Kirche zu Schönau zeigte früher ein aus Holz geschnitzter Altar eine Abbildung der Burg vor ihrer Zerstörung. Erbaut worden soll sie im Jahre 900 sein durch Markgraf Albrecht zu dem Zwecke, von hieraus die heidnischen Einwohner zu bekehren, richtiger gesagt, um ein freiheitsliebendes Bolk der Staatsgewalt zu unterwerfen, denn die Bekehrung der so genannten Heiden war ja meist nur das Mäntelchen, das der *) Zittayer.