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Haus, zu dem auch etwas Landwirtschaft gehörte. Doch das Feld war weit entfernt auf der Höhe des Steinberges nach Langburkersdorf zu. Fuhrleute, Holzmacher, Jäger mW Grenzer waren die täglichen Gäste, und wenn sich abends der Oualm des Kienspanes, der damals noch den Raum erleuchtete, mit dem Rauche der Tabakspfeifen mischte, dann konnte der Wanderer, der hier Rast hielt, glauben, im Zeitalter mittel alterlicher Romantik zu leben, wenn er den derben Fuhr mannsgeschichten, dem tollen Jägerlatein und den spannenden Paschererzählungen lauschte. Am 28. Dezember 4893, also vor 40 Jahren, zog der jetzige Pächter, Herr August Hille, als Pächter auf der Hohwaldschenke ein. Auch er war zuerst noch im Forst tätig, während seine Frau bereits eine kleine Gastwirtschaft betrieb. Durch den Bau der Heilstätte in den Jahren 1904—4907 lebte der Gastwirtöbetrieb immer mehr auf, so daß sich der Pächter nur diesem Gewerbe widmete und auch die Landwirtschaft aufgab. Als dann die ersten Kranken in die Heilstätte einzogen, kamen auch viel Besucher aus Leip zig, Dresden und anderen Städten in die Schenke im Hoh- wald. Ein Anbau gab die Möglichkeit, auch mehr Gästen Einkehr zu bieten. Unter den alten Buchen entstanden Bänke, auf denen sich in stillen Sommertagen so goldige Träume in das grüne Blätkerdach spinnen lassen, Manche Gäste stellten sich sogar mit Uhrgenauigkeit ein, um erst durch einen treff lichen Kaffee ihre Lebensgeister aufzufrischen und dann, ja der August guckt schon ungeduldig zum Fenster hinaus, ob denn nicht bald der Dritte kommt, der, als er endlich erscheint, auch erst mal von Vater Hille angenießt wird, wo er denn so lange bleibt. Sogar die Tabakspfeife hat er dabei ans den Munde genommen, was viel heißen will und seine große Erregung zeigt. Doch Vater Hilles Gemüt ist leicht zu be sänftigen, wenn der Säumige sich sofort an die Arbeit begibt und die Karten zum Skat mischt. Bei dieser Tätigkeit, die nur durch einen Pfeifenwechsel einmal unterbrochen wird, ist es ihm gar nicht lieb, wenn die ^Wünsche der Gäste ihn gar zu sehr belästigen, dann ruft er wohl aus der Küche einen dienstbaren Geist herzu; denn „ich ha jetz keene Zeit". Manche Gäste aus der Stadt, die mit Auto hergekommen sind, sehen sich wohl dabei vielsagend an; sie wissen nicht, daß der 76 jäh rige !Wirt hier in der Waldeinsamkeit nicht gern viel 2Lorre macht und seine Höflichkeit so rauh ist, wie Vie rissige Rinde der Mmldbänme. Aber sie ist echt, echter als die glatten Reden der Hotelwirte in mancher Großstadt. Aber die meisten kennen ja den Alten, der 40 Jahre hier an der Landstraße im 2Lalde wohnt. V-enn dann die Petroleumlampe an der Decke leise beginnt zu singen, wird es leer in der Gaststube. Auch der dauerhafteste Skat geht schließlich leider einmal zu Ende. Vater Hille bleiben nur noch seine sieben Pfeifen treu, mit deren einer er sich in den Lehnstuhl am Ofen zurückzieht und an Geschichten aus Nkalitärvereinskalendern des vergangenen Jahrhunderts sein kriegerisches Gemüt ergötzt. Bis, ja bis dann sogar die Pfeife ausgeht, die Lampe verlöscht wird, und das nächtliche Schweigen mit dunklen Sohlen um die Schenke im Hohwalde schleicht. Dem Freunde des heimischen Bergwaldes aber ist so die Hohwaldschenke recht, sie ist wie ein lebendes Stück aus alter vergangener Zeit, hier im TLatöe will man kein moöernes Gasthaus mit elektrischem Licht, befracktem Ober und Auto garage, hier fühlt man sich wohler in der alten Hohwald schenke bei Vater Hille. Möge zu seinem 40 jährigen Pächter jubiläum noch das 50 jährige dazu kommen. vei^vtnes V^sig Christliebs Ernst woar a Moan, wie kennr su lecht mieh jung wärd. 'n Kupp hoatt'r eegoal vullr Dummheetn und d' Lent soitn: Doas gieht uff keen Kuhhaut, woas dar schun oalls auögfrassn Hot! 's woar ju o su. Wu'r enn woas uffn Schur machn Lunnk, do woar r drbei. Jed Wuch fuhr r zwämol mit senn Pfard uff Bautzen nei. Do woar eegoal woas nutz nahm, Abern, Kurn und Hoafr odr goar a Stückl Leimd. Do woar o eegoal woas mitz'brängn, fr Grünheinrche a Schovk Gurkn, fr'n Tüttl- thoms a Fassl Harch und an Zentner Saalz und 'n Simbd fr n Koarllob a poar Schweine. Do stand o bahl amol ees an Waig und toat noa woas uffn Woin schmeißn, woas huctg a d Stoadt nei füllt. Eemol koam'r o wiedr uff heemzu. Verbch Bautzn, su bei Stibtz, gieht abr dr Waig übr'n Exerzierploatz. Do durst noatürlich niemand foahrn, wenn d' Soldoatn groad uffn Ploatz wurn. Nu woarsch abr menn Christliebs Ernst a bist! spät wurdn und ar bucht: M^ärschtr nä urscht dann Jm- waig machn, sährscht glei groadzu. Ar rückt su an Book mit a Stang a bissl uff d' Seit und fuhr wettr. Doaß heeßt, d' Soldoatn toatn heut schifsn, oas wenn sä a dr grißtn Schlacht wärn. Doas toat abr 'n Christlieb nä su stiern, weil'r a bist! schwer hiern toat. Wae'r su a dr reichlichn Hälft woar, koam ennr uff an Pfard roagrittn. Dar toatn su richtg militärsch oasurnsn: Ar sellt uff dr Stell imkehrn, 's ganz Ntoanövr tät'r stiern. Sei dämlichr Bauernvrstand tät wull nä su weit reechn, oas doaß'r eisäg, doaß hie LabnSgfoahr wär. Dar Waig wär doa gsperrt, wie'r denn eegntlch hie har käm. Christliebs Ernst fuhr ruhg wettr. Ar macht an Winks zun Woin naus und soit: „Schißt ock schißt, mei Pfaro särtch nä." Woas wulltn sä machn? D' Soldoatn mußtn ufhiern mit dar Schisserei bis dr Christlieb mit senn Woin aus dr Feuer- liench woar. !Wie'r an Kliebusch woar, koam uff eemol a Gwittr. Ein Blik, ein Schlag! Jtz hoattsn hintn an Woin gschloin. Groad durch an Harchtunn woar dr Blitz gfoahrn. Mei Christlieb toatch ock a bissl zun Woin nausbeegn, macht an Winks und soit: „Weit bei Bautzn!" Oas wenn nischt gwast wär, fuhr'r wettr. A restl Wuchn druf krieqt'r an Eiloadung uffs Grichte. Ar bucht, 's wär waign dar Erbschoaft vu senn Unkl ei Drasn. 's woar abr waign dar Sach vun Exerzierploatz. Wie'r nu hiekoam, mußt'r an ganz Weil verbch a Loadn- tofl stiehn und woartn. D' Schreibe hoattn usf eemol su nut- ivendg, oas wenn sä noa zahn Bogn vullschreibn müßtn ee Christliebs Ernst a dr Reig wär. Nu muchtsn doa a bissl z'lang dauern und do macht'r wiedr an Winks und soit: „Groad wie a mennr Scheun, kee Schemml, lautr Flegl." Jtz macht a Schreibe an langn Striech, doaß urndlch v' Fadr roatzn toat, stand uf und koam Christliebs Ernst frori, woas'r wellt. Dar toat senn Zättl weisn. 's wär waign dar