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-A Gesck)ick)ke, Drucku. Verlag: Alwin Mar/-,Buchdruckerei und Zeitungsverlag G.m.b.K. Reichenau i.Sa. Schriftleitung und Geschäftsstelle in Reichenau,Sa. FernsprecherNr.300 'BlQite/fül- Heimatkunde,^ Mitteilungsblatt des Verbandes „Lufatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsversins der gesamten Gberlaufitz. Hauptschristleitung: Gtto Marx Reichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatschriftstellsr. Manuskripten ist Rückporto beizufügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlauiitzer Hsimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewsrbsbank und Girokasss Reichenau Nr. 1ö. Gbsrlausitzer Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Ersdit-Anstalt, Aittau. Ar.S 11. Jahrgang IS. März (Lenzing) 1930 Verband WM Sonnabend, den 2d. März 1d3d, nachmittags Ahr in Sokländ/Sprss, Schützenhaus: ZrWahrs- BertreterWung Tagesordnung: 1. Jahresbericht, 2. Kassenbericht und Prüfung, 3. Haushaltplan, 4. Versinsstatistik, 5. Zahresprogramm (5O-3«hrfeisr), ö. Neuwahlen, 7. Wsgesammlungen, 8. Mitteilungen, Anträge und Verschiedenes. Es wird dringend gebeten, dop zu dieser Sitzung jeder Vsr- vandsverein vertreten ist. Aufmerksam sei dabei aus di« neue Satzungsbsstimmung gemacht, nach der sich ein Verein durch den Abgeordneten des Nachbarvereins durch Vollmacht mit vertreten lassen kann. Mit Heimatgrup Vie Verbandsleilung. Der Sinngehalt einiger Lausitzer Frühlings-Bräuche (Schluß.) Neben der pflanzlichen Form der neuerwachenden Lebenskraft kennt das heimische Brauchtum auch deren tie rische Gestaltung. Alljährlich an der Fastnacht wird in Hoch kirch ein Tanzbär von einem Bärenführer und andern phantastischen Gestalten im Dorfe herumgeführt. Der Bär macht vor den Türen seine Späße, die andern Gestalten ihren Ulk, der Leierkastenmann oder die Musik spielt, Gaben werden geheischt. In Friedersdorf bei Zittau wurde zu meiner Kinderzeit an der Nachkirmst ein Bär in ähnlicher Begleitung durch den Ort gebracht. Der Fastnachtsbär in Wittichenau hielt eine Bierkanne in den Tatzen und ließ seine Begleitmannschaft trinken. Bärenführen an der Fast nacht ist weiterhin aus ganz Deutschland mit zahlreichen Beispielen zu belegen, ein Beweis, daß wir es mit keiner Zufallsbildung, sondern mit einer echten Gestalt volkstüm lichen Denkens zu tun haben. Und da ist es gar nicht so schwer, einzusehen, daß unfern Ahnen der Bär, der in den ersten Frühlingstagen plump, schwer, sich dehnend und reckend, gähnend aus seinem Winterlager kam, zum Bilde der wiedererwachenden Lebenskraft wurde. Wiederum er weist sich der Heischegang in der Fastnacht als kein bloßer Bettelumzug: Die Burschen oder Kinder bringen dir den Frühling in Gestalt des Büren vor das Haus. Der Hochkircher Fastnachtsumzug ist seiner äußeren Form nach nichts anders als der Semperumzug (Zambern), der in der Niederlausitz noch gang und gäbe ist und auch in Oberlausitzer Dörfern (Neschwitz) sich neu belebt. Berühmt geworden ist das Semperrennen zu Bautzen. Wir wollen die Gelegenheit zu einer Ehrenrettung der vornehmen Bautzner Frauen benutzen. Wir schlagen Carpzows Neu eröffneten Ehrentempel auf und lesen: „Es bestünde sel biges (Semperrennen) darinnen, daß Donnerstag vor Fast nacht die vornehmsten Weiber zusammen gelaufen, aller hand schandbare Lieder durch die Gassen gesungen, den Bürgern in die Häuser gekommen und für ihre Possen, Reden und Gebärden Bratwürste, Fleisch, Brot und andre Viktualien abgefordert. Diese schändliche Gewohnheit hat der Bischof zu Meißen 1442 abgeschafft und dagegen das Fest Mariä Jnventionis zu feiern angeorönet." Von Carpzow aus hat dieser Bericht Eingang in zahl reiche neue und neueste Aufsätze gefunden. Dem Kenner mittelalterlichen Stadtwesens wird es immer sonderbar erschienen sein, daß die vornehmsten Frauen sich an derartigen Gassenveranstaltungen beteiligt haben sollten. Carpzows Quelle soll eine handschriftliche Chronik der Stadt Bautzen sein, die er nicht nennt. In der Neuen Lausitzer Monatsschrift vom Jahre 1805 ist diese Chronikstelle abgedruckt. Sie heißt: „Zu dieser Zeit hatten