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Worte wie selten zuvor, sodaß er sich bei Beendigung des Gesuches sagte: „Sie wird gerettet werden." Unverzüglich ging er sodann in Hans von Endes Gasthof, traf aber den kurfürstlichen Herrn nicht an. „Dar is im Höllentoale mitn Steiger uff der Erzsuche," sagte der Wirt. „Und mich braucht man nit?" setzte Häberlein betroffen hinzu. Sofort eilte er mit dem Schreiben zur Stelle, an der er die Erz ader aufgedeckt hatte. Hier fand er den Steiger mit einem Bergmann in voller Arbeit, während der Kurfürstliche aufmerksam zuschaute. Häberlein stellte sich nach ehr erbietigem Gruße vor und ließ nicht unbemerkt, daß er der Auff-inder des Erzganges sei. Das schien aus die beiden nicht sonderlichen Eindruck zu machen, was dem Stuhl schreiber unerklärlich vorkam. Eine dunkle Ahnung schien jäh in ihm aufzüsteigen, deshalb war er klug genug, der Sache nicht weither Erwähnung zu tun) pbwohl er sich wieder um eine Hoffnung ärmer fühlte. „Wohlachtbarer Herr, würdet Ihr die Güte haben und einen von mir ver faßten Brief an Se. Durchlaucht, unfern gnädigsten Herrn Kurfürsten, mitnehmen? Die Sache hat aber Eile. Darf ich mich zu erkunden suchen, wann der wohlachtbare Herr wieder gen Dresden abreiset?" Dieser schien anfangs durchaus nicht Lust zu haben, Hüberleins Bitte zu erfüllen. Er sprach von Aufdringlichkeit und von Aussichtslosigkeit und ließ durchblicken, daß er mit Häberlein am liebsten nichts zu tun haben möge. Erst als dieser beteuerte, daß er von der Gnade des Kurfürsten, die ihm bei der An wesenheit des Landesherrn in Gegenwart des Herrn Bürgermeisters und vieler Ratspersonen verheißen wor den, Gebrauch machen wolle und zu diesem Zwecke der Brief in die Hände Sr. Durchlaucht gelangen müsse, ließ sich der Kurfürstliche herbei, das Schreiben anzunehmen und sagte dem darob erfreuten Häberlein auch zu, es schnellstens besorgen zu wollen. Als aber der Stuhlschreiber die Frage wagte, ob der angeschlagene Erzgang den er hofften Segen bringen werde, schlug der Herr wieder den vorigen hochnäsigen Ton an und sagte, das wisse man zur Zeit noch nicht, und es hätten sich andere Leute darum zu kümmern als wie der Fragesteller. Daß dieser Bescheid den Häberlein Niederdrücken mußte, war selbstverständlich. Er sah eine Hoffnung nach der anderen schwinden. Höchst traurig kam er zur Mutter zurück. Hier mußte er wieder an die Donathin denken. Diese hatte der Büttel mit zwei Stadtknechten, wie bereits gesagt, in den schwarzen Turm zwischen dem Görlitzer und Bautzner Tore gebracht. Hier befanden sich in einem Gewölbe die Folterwerkzeuge, die in Daumen- und Beinschrauben, einem Spanischen Bock, einer Streckleiter und einem Wippgalgen bestanden. Wie ein Lauffeuer hatte sich die Nachricht von der Verhaftung der alten Donathin im Städtchen verbreitet. Daß Häber lein davon nichts gemerkt, kam daher, daß er während dieser Zeit vom Herrn Stadtschreiber entlassen worden war. Noch an demselben Tage fand die Voruntersuchung betreffs der armen, alten Frau statt. Es genügte, daß sie den „bösen Blick" besaß. Nun erfolgte die Beweisauf nahme. Die geforderten zwei Zeugen, der Totengräber, der es für geraten gefunden, allen Verdacht vorzeitig von sich zu wälzen, und der Schneider Behle, der seinen Neffen Häberlein retten wollte, machten ihre belastenden Aus sagen, die vollständig aus der Luft gegriffen waren und trotzdem geglaubt wurden, aber die Donathin beteuerte immer und immer wieder, daß sie unschuldig sei. Sie wagte es sogar, den Totengräber der Verleitung zur Zauberei zu bezichtigen, indem sie von den Aufträgen Häberlcins sprach, die ihm der Totengräber eingegeben hätte. Dadurch verschlimmerte sie nur ihre Sache,- denn nun sagte der Stadtrichter, daß diese Reden offenbare Eingebung des Teufels seien. Darauf wurde zur Folter geschritten. Zu vor mußte aber die Martcrkammer im schwarzen Turme sorgfältig gekehrt und dabei darauf geachtet werden, daß, nicht etwa eine Spinne oder eine Fliege darin bleibe. Nachdem dies geschehen, wurde vorbereitend auf die Folter die Schreckung vorgenommen, ö. h. die Marterwerkzeuge wurden der Donathin vorerst gezeigt und ihr dabei der Gebrauch und die Wirkung eingehenöst bekanntgegeben. (Schluß folgt.) Verband „Walia." Der Verband Lusatia hielt am 3. Dezember in Hütters Hotel eine V o r st a n d s s i tz u n g ab. Der Vorsitzende, Herr Dr. Heinke, sprach zunächst die recht erfreulichen Ergebnisse der Tetschener Tagung durch, um anschließend über weitere Ermäßigungen zu berichten, welche ein Teil der Lausitzer Bergwirte den 118 000 Gebirgsvereinlern der sächsisch - norüböhmischen Arbeitsgemeinschaft^ nachträglich noch bewilligt hat. Sie erreichen bei Übernachtungen stellenweise 40A. Weitere Verhandlungen, auch mit ande ren Unternehmungen, sind im Gange, doch soll hier an dieser Stelle nicht vorgegriffen werden. Unmittelbar an schließend wurde die Frage der Kontrollmarke durch gesprochen und ein Entwurf für eine gemeinsame Mit gliedskarte für den Landesverband Sachsen begutachtet. Herr Kittel wurde beauftragt, mit den drei anderen sächsischen Großverbänöen diese beiden Fragen zu bereini gen. Außerdem soll ein Rundschreiben an die Verbands vereine htnaüsgelegt werden, um die bereits mündlich er teilten Ermäßigungen schriftlich nieöerzulegen, beziehungs weise noch neue zu erreichen. — Eine längere Aussprache bedingte der Bericht des Herrn Köhler über die Wien fahrt vom 18.-26. Juli, zu welchem Vorhaben bereits ge eignete Vorschläge unterbreitet worden waren. Nach den selben wird der erste Tag zur Hinfahrt benützt, am zweiten Stadtrundfahrt und Besteigung des Kobenzl, dritten Stadt rundgang mit freiem Nachmittag und Praterbcsuch, vierter Wachau und Donaudampfschiffahrt, fünfter Semmering mit Raxalpe und Schneeberg, sechster Freier Tag, siebenter Heimreise. Der Genannte wurde ermächtigt, weiterzuver- hanöeln, insbesondere ob es angezeigt wäre, Linz mit ein- zubeztehen und die Dampferfahrt über Melk bis Wien. — Herr Hentschel berichtete über den Volksbildungstag in Berlin und erwähnte die unbestrittene Anerkennung der Verbandsarbett der Lusatia von dortiger Seite. — Eine Neubearbeitung der Statistik, zu der einige Abände rungsvorschläge vorgebracht wurden, macht sich erforder lich. Ein Austausch der Verbandszeitschrift mit den be nachbarten Verbänden wurde allgemein beifällig aus genommen und soll, so damit keine allzugroßen finan ziellen Opfer verbunden wären, in die Wege geleitet wer den. — Wegen zu weit vorgeschrittener Stunde wurden die übrigen Punkte der Tagesordnung zu einer am 28. Januar d. I. nach dem Kottmar einzuberufenden Vor standssitzung zurückgestellt. Bet dieser Gelegenheit wird auch die neu aufzustellende Wegetafel für diesen Punkt zu nächst in Walüdorf besichtigt werden. Kittel. Werbt überall für die „SM". Aus den Keimatvereinen. Zwecks Errichtung eines Orts Museums hatte der „Globus" wegen Überlassung eines Raumes zur Sammlung von Altertumsgegenständen für die geplante Anlage gebeten. In der letzten Bezirksschulvorstanös- sitzung wurde beschlossen, mit dem „Globus" einen Ver trag betreffs Überlassung eines Raumes abzuschließen.