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von Böhmen nach Brandenburg entwickelte es sich bald zu hoher Blüte. Oft wechselte Priebus seinen Besitzer. Zum Schütze der Einwohner wurde ein festes Haus sauf dem jetzigen Schloßplatze) mit einem wehrhaften Turm erbaut. Herzog Hans II. von Priebus, der auch Besitzer der Lan deskrone bei Görlitz war, setzte 1472 seinen Bruder, Herzog Balthasar von Sagan, in diesen Turm gefangen und ließ ihn verhungern. Der .Hungerturm ragt heute noch trutzig in seiner Höhe von 25 Meter über die Baumkronen des Stadtparkes. Lange Zeit gehörte dann Priebus zum Herzog tum Sagan. Wohlstand herrschte damals in Priebus, sorg ten doch allein 12 Fleischermeister und 17 Bäckermeister für leibliche Nahrung. Das Priebuser Bier, das die Bürger auf Grund ihrer Braugerechtsame brauten und ausschenk ten, war weltberühmt und brachte viel Geld in die Stadt. Aus dieser Zeit scheinen sich auch die 12 Gastwirtschaften shei 1400 Einwohnern) auf die Jetztzeit erhalten zu haben. Die, Wirren des 30 jährigen Krieges und ein Brand im Jahre 1631 vernichteten den Wohlstand der Stadt völlig. Alle Gebäude waren abgebrannt, Hungersnot und Pest waren die Folgen des Krieges. Beim Friedensschluß 1648 war die Einwohnerschaft auf 5 Bürger und 11 Tagelöhner gesunken. Nur langsam konnte die Stadt wieder aufgebaut werden, zumal die Kriege gegen Türken und Franzosen neue Lasten und Plünderungen brachten. Auch der 7 jäh rige Krieg verschonte die Stadt nicht: ebensogroß waren die Anforderungen, die nach dem Unglücksjahre 1806 von den Franzosen gestellt wurden. Mußten doch trotz starker feind licher Einquartierung an Geld, Leinewand, Fourage, Schuhen usw. für insgesamt 5857 Taler geleistet werden. Noch einmal, im Jahre 181.3. trafen Kriegsnöte die Stadt, dann kam langsam der friedliche Aufbau. Priebus ist über seine bescheidenen Grenzen nicht hin ausgewachsen. Auch die Neuzeit konnte einen großen Auf schwung nicht herbeifübren. Durch die Heimatspiele wird aber jetzt wieder der Name und liebe Erinnerungen hin- aüsgetragen werden in die deutschen Lande, von der alten im Neißetale gelegenen Stadt Priebus, die Stadt am Berge. W—l. Ein drnknnMiM Tag in der Musik- aeWKte unserer Seimat. Bon Max Gondolatsch, Görlitz Im Jahre 1818 wurde in Wien bekannt, daß Erz herzog Rudolf zum Erzbischof von Olmütz ernannt wer den sollte. Beethoven, dessen Schüler der junge Fürst ge wesen war, faßte sofort den Plan, zur Inthronisation sei nes ihm in treuer Freundschaft zugetanen Gönners eine Messe zu schreiben. Doch wuchs das Werk in der Begeiste rung, mit der sich der Meister der Komposition widmete, über den durch den Kultus geforderten Umfang hinaus und wurde bis zum Tage der Einführung, dem 20. März 1820, nicht fertig. Erst im Februar 1823 konnte Beethoven das große Werk beendigen, das heute neben der S. Sym phonie als einer der Gipfelpunkte seines Schaffens gilt: seine „dstisss solemnis". Drei Stücke aus der Messe, das Kyrie, Credo und Agnus dei, standen in dem denk würdigen Konzert in Wien am 7. Mai 1824, an dem die Uraufführung der 0. Symphonie stattfand, auf dem Pro gramm. Die jugendliche Henriette Sontag führte das Soloquartett. Die erste vollständige Aufführung der Messe war einige Wochen vorher, am 18. April 1824, in Peters burg in einem Konzert des Fürsten Galitzin aus dem Manuskript vor sich gegangen. Und nun kommen wir an die Stelle, wo unsere engere Heimat in der Geschichte des berühmten Werks eine be deutsame Rolle spielt. Warnsdorf in Böhmen hat nämlich die Ehre, der Ort der ersten vollständigen deut schen Aufführung der Missa solemnis zu sein. Am Diens tag, dem 2 9. Juni 1830, wurde dort während des Hoch amts am Peter- und Paultage die Messe aufgeführt. Die Leitung des Werks hatte der Warnsöorfer Lehrer und Chordirigent Johann Vincenz Richter (nach andern Quel len waren seine Vornamen Joh. Nepomuk), damals Diri gent des Orchesters, dem der Kapellmeister des kgl. sächs. Regiments Prinz Anton, Suchanek aus Zittau, zur Seite stand. Die Orgel versah Joseph Klaus, gebürtig aus Sei tendorf bei Zittau, der in seiner Jugend in Prag studiert, aber später die Eisenhandlung seines Vaters in seinem Heimatsorte übernommen hatte. Die Solisten: Frl. Telzer und Frl. Eger sSopran), der Chorknabe Richter sAlt), die Herren Neumann (Tenor) und Richter sBaß) waren sämtlich Warnsdorfer. Der Chor bestand aus 9 Sopranen, 10 Altisten (nur Knaben), 10 Tenören und 8 Bässen, das Orchester aus 47 Musikern,- aus Warnsdorf stammten 29 Sänger und 19 Jnstrumentisten, die übrigen aus der näheren und ferneren Umgebung. Das Verzeichnis der Mitwirkenden an dieser denkwürdigen Aufführung ist er halten und wird in der Dekanatskirche in Warnsdorf auf bewahrt. Wie ein zeitgenössischer Bericht in der „Neuen Zeitschrift für Musik" meldet, soll die Aufführung „über raschend gut" ausgefallen sein. Lehrer Richter war übrigens einer der Subskribenten auf die Messen-Partitur, wie das Verzeichnis in der ersten Ausgabe beweist. Auch der Ort der nächsten Aufführung der Missa solem nis liegt in unserer Nähe,- es ist Reichenberg in Böhmen, wo sie am Sonntag, dem 7. Oktober 1832, in der Kirche während des Hochamts unter Leitung von Florian Schmidt gesungen wurde. Die Aufmerksamkeit weiterer Kreise wurde erst 1844 auf das Werk gelenkt, als es auf dem Rheinischen Musikfest in Köln unter H. Dorn zur konzert mäßigen Aufführung kam. Wir dürfen heute, wo die Missa solemnis zum geistigen Besitz aller Musikfreunde gehört, stolz sein auf die Tatsache, daß unsere engere Heimat — wenn auch Warnsdorf jenseits der Grenzpfähle liegt — den Ruhm hat, vor 100 Jahren dieses herrliche Werk des Meisters zum ersten Male in Deutschland zum Erklingen gebracht zu haben, noch dazu mit eigenen Kräften. 's M Kelz. Richtersch Guttlieb woar a oarmer Moan, dar wettr nischt hoatt oas sei nacktsch Labn. An Gmeenhaus toat'r ju nä groad wohn, abr doas o ock örwaign, weil kee Ploatz drinn woar. A poar Abrn toat'r'ch battln und zu Brut und Buttr mußtn sein Nentnpfenng reechn. Freilich, d' Feuerung toat'r'ch schun seit Juhr und Tag aus'n Busch zsommsuchn. Danstrwaign hoatt'r o kee reen Gwissn,- denn ar toat o moanchmol a stärkr Beml mitgiehn- heeßn. Und wenn'n ees amol zufällg traffn toat und froit'n, wu'r doas Holz har hätt. do soit'r eemol wie's andrmol: „Vu Grutzvoatrsch", und feixt drbei übrsch 's ganz Gfichte. Nu füllt doas abr andrsch warn. Seit a Hard Wuchn hoatt mr an neu'n Förschtr gkriegt, dar woar jung und bieße wie a Kätnhund. Und weetz dr Teifl, doaß Richtersch Guttlieb nä ganz reen woar, hoatt'r o schun drschnobert. 'n Guttlieb toat doas uff keen Kant poassn, nu mußt'r'ch anacht nahm. Und doaß dr Förschtr kenn .Spoaß vrstiehn toat, soag'r'n glei an Oogn oa. „'s soll nä heeßn, doaß'ch mei biss! Holz mausn tu," soit'r amol wie'r wiedr an Busch fuhr und ging schnur stracks zun Förschtr hie. Dar soaß uff an Boomstoamm und toat mit senn Steckn an Bodn rim stuchern. „Herr Förschtr," sott Richtersch Guttlieb und macht 's dümmst Gstcht vu dr Walt, „Herr Förschtr, ich wullt ock amol froin, ob'ch m'r könnt doas ahl Holz aus 'n Busch hulln. Wenn'ch genug Pfenng hätt, tät'ch mr die poar Pflöckr keefn."