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Drucss u.Veriotz-.Alwin Marx (In!). Otto Matz') (Su-laufiHer Nachrichten, Reichenau: La S. Jahrgang Nr. 24 BlcMeefün ^?eimclikunöe Schristleitung unö Geschäftsstelle sh Reichenau,Sc». (Fernsprecher Rr riZ Gesck)icl)ie u nfk, Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Gbsrlausitz zu Bautzen, der Gesellschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „L usa.ti a" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gebirgsversine der gesamten Gberlausitz. Hauptschriftlsitung: Gtto Marx, Rsichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Hsimatschriftstsllsr. Manuskripten ist Rückporto bsizusügen, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gbsrlauhtzer Heimatzsitung" wird strasrschtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Reichenau, Sa. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gswerbebank und Girokasse Reichenau Nr. IS. Gberlausitzsr Bank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Aittau. 25. November (Neblung) 1928 Gans »n den Hervst Nun braust der kerbst auk in Sesängen mit Karten, dis der Sturm zerreißt, ob aucb auk meinen Wandsrgängen ein Stücklein Weg in Sonne gleißt, «ild ist das Lied, in tlollkeit trunken, der See gebt bock mit Sisckt und Sckaum, aut blitzt ein Lickt, ein Silberkunken, und sinkt kinab wie Wunsck und Traum. Zornrot zerwükit er nun die Säume, raubt ikrsr Fronen letztes Sold, das über dis vergrünten Säume kinsterbend mir zu Süßen rollt. Kart in den Flang der dunklen Wetter klirrt eines Wasservogels Sckrei: du wirst der Lust nickt kerr und Netter, das )akr Meßt bin, vorbei, vorbei! Und, wie das Letzte kinzukaucken, was Saat und Ernte eingebrackt, sek ick verglüken und verraucken die §elderteuer in der Nackt. Oer Sturm stürzt in der 6Iut zusammen, wirft Laub und Sold und Lust kinein, und in den kockgetürmten klammen stekt Sott auk in verklärtem Sein. Mar 3-ibig. Oberlausitzer Volkscharakter Von Dr. Curt Müller-Löbau Vom Volkscharakter dürften wir bet der seelischen Charakterisierung eines Stammes, wie es der Oberlausitzer Stamm ist, eigentlich gar nicht reden, denn der Stamm ist immer ein Glied eines größeren Volksganzen, ihm ein gebettet und untergeordnet. Aber Volkscharakter ist nun einmal die Bezeichnung für die seelische Kennzeichnung einer annähernd stammeinheitlichen Menschengruppe. Wie die Grenzen einer solchen Gruppe sich nicht scharf festlegen las sen, so lassen sich auch die Charakterzüge einer solchen nicht so klar bestimmen. Man wird sich bei einer Stammcharakte ristik immer der Unmöglichkeit bewußt bleiben, die Cha rakteristik einer Menschengruppe vollkommen zu umreißen, ebenso wie die Charakteristik eines Individuums stets lückenhaft und unsicher bleiben wird. Und es wird sich auch nie klar stellen lassen, wie weit sich im Individuum die typischen Züge des Stammganzen widerspiegeln. Die Kennzeichnung eines Stammes durch Hinweis auf bestimmte typische Charakterzüge ist eine schwierige Auf gabe, besonders wenn es sich um einen solchen kolonialen Mischstamm wie den Oberlausitzer handelt. Hier spielen die Gegensätze zwischen Wenden und Deutschen, zwischen Ackerbau- und Jndustriebevölkerung hinein. Äußerlich fal len, soweit man von einem Oberlausitzer Typus sprechen kann, die kraftvollen knorrigen Gestalten der wendischen wie deutschen Bevölkerung auf, die uns die Parallele mit dem festen Granitboden der Lausitz nahelegen,' scharf geschnittene, glattrasierte Gesichter und kräftig entwickelte Schädel kommen hinzu, um den volkstümlichen Ausdruck vom „Lausitzer Granitschädel" zu rechtfertigen. In der Weberbevölkerung der Oberdörfer wird dieser gedrungene Typus etwas schmächtiger und schmaler, die jahrhunderte lange geringe Lebenshaltung der Heimarbeiter macht sich hier geltend. Im großen und ganzen zeichnet sich aber beim deutschen Bauer wie Weber der Oberlausitzer Stamm durch eine große Willensfestigkeit und Zähigkeit in der Verfolgung seiner Ziele aus. Diese Hartnäckigkeit im ziel bewußten Handeln hat manchen Oberlausitzer befähigt, aus kleinen Verhältnissen emporzuwachsen. Die erste Genera tion von Unternehmern der Textilindustrie ist aus dem bescheidenen, aber ungemein fleißigen, sparsamen und wil lensfesten Stande der Heimweber hervorgegangen. Von den ersten erfolgreichen Fabrikbesitzern der Oberdörfer er zählt man meist, wie sie einst noch in „Bratllatschen (Holz pantoffeln) einhergegangen seien und wie sie ihre Ware, die fertige selbstgewebte oder auch aufgekaufte „Leimö" (Leinewaud) im „Raaper" (Schubkarren) selbst auf die Leip ziger Messe befördert hätten. Diese Oberlausitzer Zähigkeit in der Verfolgung seiner Ziele und Interessen hat manchen Oberlausitzer Bauern- oder Webersohn auch im Beamten tum und in der Lehrerschaft auf die höchsten Stellen im