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mit der Oberlausitz belehnt worden ist, die Stadt erbaut habe. Der richtige Name kann dazu verleiten, die alte Mei nung für richtig zu halten. Vielleicht hat er das wendische Wojerz Hoyerswerde (- Hoyers Dorf) genannt? Gegründet hat er es sicher nicht,- denn 1268 wird in einer Teilungs urkunde berichtet, daß die Hälft von Hoyerswerda mit alten und neuen Gütern zu Budissin (Bautzen) gelegt wird, die andere Hälfte zu Görlitz (s. Schuster, S. 24 und 25). Eine andere Meinung besagt, daß ein böhmischer Ober jägermeister Howoran um 1003 die Stadt erbauet habe, nachdem er in den Freiherrnstand erhoben und diese Gegend als Lehen erhalten habe zur Belohnung für Treue und Lebensrettung (letzteres geschichtliche Tatsache). Sein Wap pen zeigt zwei grünende Eichzweige, auch erhielt er den Beinamen „Duba", d. i. Eiche. Nun zeigt auch das Stadt wappen drei Eichen. Nach Frenze! hat Howoran der Stadt ein Wappen mit 8 Eichen verliehen (S. 26), gleichzeitig sollen aber drei Eichen anzeigen, daß 8 Duba als Herren gemeint sind, was auf 1360 zutreffen würde. Also kann auch das Wappen später verliehen worden sein. Von 1003 bis etwa 1300 müßte also aus Howoran Hoyerswerda gewor den sein, und dazwischen war Hoyer von Mannsfeldt Lehns- träger (1112—15). In der Sammlung „Neue Sächsische Historische Handbibliothek", herausgegeben von Weinert, im 1784 erschienenen 2. Teile, findet man eine ganze Menge alter „Statuta und Privilegia der Stadt Hoyerswerda" von 1650 abgedrnckt, von denen der Verfasser der Samm lung behauptet, daß sie bisher noch nicht gedruckt, aber echt und noch in Geltung seien. An Hand der alten, wortgetreu abgeöruckten Urkunden kann man die Entwicklung des Stammes ganz gut verfolgen. Kaiser Karl der Vierte be gnadigt 1371 die Stadt mit einem Wochenmarkt. In Hein richs v. d. Duba Privilegium über das Stadtrecht und die freie Ratswahl heißt es 1423 hogerswerde und hogersw'öe. 1437 erhält die Stadt hewerswerde (auch Hewerswerde) den wöchentlichen freyen Salzmarkt und alle Jahre eyn Jahrmarkt. Im gleichen Schreiben steht auch heuerswerde. 1442 steht in einer Stadtrechtsbestätigung wieder hogers- werde und Hogerswerde, im gleichen, ganz kurzen Schrei ben ist schon hoy'swerde (hoyerswerde) zu finden. Heinrich v. d. Duba bestätigt im selben Jahre der Stadt Hoyers- w'de die Stadtrechte. 1448 steht in einer sächsischen Bestäti gung der Privilegien Hoyerswerda und Hogerswerde, 1456 braucht die Stadt Hoyersw'öe auf drei Meilen keinen Zoll abzugeben. 1461 bestätigt Friedrich von Schumburgck, „her tzu Hayrswerde" (Herr zu Hoyerswerda) die Rechte der Stadt hayrswerde. Auf die trefflich sächsische Schreib weise von 1448 folgen neuen Rückschläge: 1471 hewers- weröe und Hewerswerde, 1486 Hoyerswerd und Hoiers- werd, ja sogar Hogerswerdt, 1556 Hoierschwerde, 1553 Hoierswerde, 1580 steht in einem kaiserl. Urteil aus Prag Hoyerswerde. 1589 genehmigte Kaiser Rudolf 88. dem Städtl und Stabilem Hoyerhsweröt Zollerhöhung. 1602 und 1604 erscheinen Hvierschwerda und Hoyerschwerda, 1618 Hoyerhswerda, 1646 Hvierschwerda, 1650 Hoierswerda. 1651 erscheint endlich Hoyerswerda, als der wöchentliche Ge treide-, Wvll- und Biehmarkt von Sonntag auf Sonnabend verlegt wird. (Leere Kirchen am Sonntag.) 1671 erscheint mitunter noch Hoyerswerde, aber 1678 erhält das Städt- lein Hoyerswerda zu den zwei Jahrmärkten an dem Sonn tag Cantate und dem vor Michaelis noch einen dritten am Sonntag Estomihi. Beginn Sonntags nach dem Gottes dienste, Ende am Montag. In den drei Wappentafeln am Rathaus, das 1680 erbaut ist, steht mehrmals Hoyerswerda, wenn auch die Tafeln etwas älter sein können. Interessant ist aber die Tatsache, daß schon 1431 Görlitzer Kaufleute „bei Hoyerswerda" überfallen worden sind, wie ein da maliger Zettel aufweist. Richtige Klarheit wird man über die Entstehung und früheste Entwicklung des Namens Hoyerswerda nie gewinnen! denn die beste Quelle ftir Nachrichten, das Rathaus, ist zu oft und mit der ganzen Stadt abgebrannt. Dabei wurden alle Urkunden nnd Stadt- j bücher vernichtet. Nur aus überall verstreuten Urkunden wird man hin und wieder etwas hören, während die Ur zeit in ewiges Dunkel gehüllt bleiben wird. W—-l. Eine Wanderung von Weißenberg nach Pommritz „Lernt im Wandern die Heimat kennen!" Wie oft hört und liest man diesen Ausspruch, der beinah zum geflügel ten Wort geworden ist. — Also, auf nach Weißenberg in Sachsen! Wenn eine Stadt bald ihr 700 jähriges Jubiläum feiert, darf man schon der Jubilarin vor ihrem eigent lichen Festtag, der dann gewiß sehr bewegt sein wird, einen kurzen Besuch machen. — Wir haben's getan. An einem sonnigen, etwas windigen und kühlen Maientag sind wir mit der Kreisbahn von Görlitz nach Weißenberg gefahren. Weißenberg ist Endstation dieser Bahnlinie. Die Königs hainer Berge bleiben hinter uns, ein paar Steinbrüche noch, zwei oder drei Stationen, und das Zügle hält in Weißenberg, das mit zwei Türmen (Rathaus- und Kirch turm) vom Berg hernieder schaut. Über das Löbauer Was ser, das hier schon ganz stattlich geflossen kommt, führt die Brücke,- straßaufwärts gehts ins Städtchen. Ein paar Fabrik anlagen, sonst regelrechte Kleinstadtstraßen, ohne besondere Reize, wenn man von der vielen weißen Wäsche absieht, die in Höfen und Gärten zum Trocknen aufgehängt wurde. (Weißenberg stand im Zeichen der trocknenden Wäsche, als wir es besuchten.) — Weißenbergs Kostbarkeit ist sein schö nes, altes Rathaus, mitten auf dem Marktplatz. 1787 wurde es erneuert. Mit seiner glasüberdeckten, gewundenen Treppe, die am Rathausturm von außen zum oberen Stock des Rathauses hinauf führt, mit seinen grün berankten Mauern, erscheint es wie ein Märchenhaus und man mag garnicht daran denken, daß da drinnen oft recht prosaische Sachen bearbeitet werden, und das gewiß in diesem ver träumten, friedlichen Tuskulum die Meinungen der Stadt väter über das Wohl und Wehe der Stadt manchmal heftig aufeinander prallen — Dem Brunnen vor dem Rathaus schenkte ich wenig Beachtung, darum kann ich von ihm nichts berichten. Auch den Markt fand ich, als Umfassung für das malerische Rathaus viel zu grau und nüchtern. Jedenfalls ist das Rathaus das Schönste, Sehenswerteste von Weißenberg, eigentlich seine steinerne Poesie. — Das Hotel zum Ratskeller, erst vor zwei Jahren nach einem großen Brande neu erbaut, ladet zur Einkehr mit seinen breiten, bleigefaßten, mit bunten Glasschildern geschmück ten Fenstern. Es ist innen behaglich eingerichtet zu guter Rast. — „An den Promenaden" Weißenbergs, schmalen, über die Wiesen des Löbauer Wassers, am Berghang hin führenden Wegen, liegt die Gedächtnisstätte für die ge fallenen Krieger, ihr gegenüber ein Bismarck-Gedenkstein. Unser nächstes Ziel ist die Gröditzer Skala. (Schon im Voraus sei bemerkt, daß die Löbauer Skala schöner ist, als Wanderziel lohnender.) Über die alte Brücke bei Weißen berg, die wegen Altersschwäche für den Wagenverkehr ge sperrt ist, führt ein schmaler Wiesenweg, bald auf-, bald abwärts gehend ins Reich der Gröditzer Skala, die in Maiensonne und Maiengrttn uns landschaftlich erfreute. Auf einer Aussichtskanzel am Wege haben wir einen Blick auf das Gröditzer Schloß, das aus grünem Laubversteck zum Löbauer Wasser hinunter schaut. Unser Weg durch das liebliche Flußtal ist zu Ende, wir biegen in die Dorfstraße nach Gröditz ein. Auch sie steigt bergan. Oben liegt Schloß und Kirche. Von ersterem wenig zu sehen; die schöne, große Kirche mit dem angebauten vierkantigen Turm zeigt sich in ihrer ganzen Stattlichkeit. Um sie der große, gut ge pflegte Friedhof, hier finden wir die Gedächtnistafel für die gefallenen Krieger. An der Kirchenmauer sind einige schöne, alte Grabsteine angebracht, Wappen und Namen früherer Besitzer von Gröditz und Nechern tragend. — Wir verlassen Gröditz, um nach Nechern zu gelangen. Dort