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Erb- u. Allodial, den Lehn Bauer aber, Er u. seine Männliche Leibes« u. andere — Inhalts, des die gesamte Hand betreffen- den Landes-Privilcgii — Lehns Erben, zu rechten Mann-Lehen haben, halten, geniißen, u. gebrauchen solle u. möge. Bon jedermänniglich ungehindert. Jedoch der hohen Landes-Obrigkeit an Lehn Diensten, Folgen u. andern zustehenden Regalien, Herrlich- u. Gerechtig keiten, wie auch sonst Männigliches vorgehenden beweißlichen Rechten unschädlich. Zeugen sind hierbei, gewesen: der Wohl Edle, Gestrenge u. Beste, Herr Gottlob August von Leubniz auf Friedersdorff, Landes-Eltester Budißinischen Creyßes u. der Edle u. Ehren- Deste Carl Gottlob von Uchtriz auf Sohland. Zu Uhrkund habe ich mein gewöhnliches Ober-Amts-Secret an diesen Brief wißendlich hängen laßen u. solchen eigenhändig unterschrieben. — Der gegeben ist auf dem Königl. Pohln. u. Ehurfürstl. Sächß. Schloße zu Budißin am Pierzehenden Ianuarii des Ein Tausend Sieben Hundert u. Drey und Sechzigsten Jahres. Georg Ernst von Gerßdorff." Auf Pergament geschrieben nebst rotem Siegel und Holz- fassung. Lehns-Curis — Lehnshof, Lehnsgericht: coram Lommio- slone — in Gegenwart einer Kommission, conkirmrrten — bestätigen, bekräftigen: in victimsta copia — beglaubigte Abschrift. Zittauer Stadttheater. „Vie «locire vsn ZI. ?tier" von v«Oolf «Srtner. Nach der am II. September stattgehabten Uraufführung in Bautzen, der ein Dutzend erfolgreiche Wiederholungen da selbst folgten, hat das Zittauer Stadttheater als zweite Bühne Deutschlands Rudolf Gärtners gehaltvolles Schauspiel „Die Glocke von St. Peter" in seinen Spielplan ausgenommen. Es gereicht dem Berichterstatter zur Genugtuung, auch nach dem Eindrücke der Zittauer Aufführung vollinhaltlich aufrecht- ! erhalten zu können, was er damals über das Werk an sich I schreiben konnte. Vor allem das eine: einen Schauplatz muß doch jedes Bühnenwcrk schließlich haben, möge er nun in Venedig, Verona, Stolpen oder Kuhschnappel liegen! Wir Lausitzer, auch die zünftigen Literaturbeflissenen unter uns, sind eigentlich komische Käuze. Spielt sich eine dramatische (oder auch jede anderen Kategorien zufallende) Dichtung zufälliger Weise auf Lausitzer Boden ab, so meinen wir oft, das große Deutschland außerhalb unseres Gaues könne daran kein In teresse haben und verweisen das Werk mit einer vornehmen Geste, die vielfach gleichzeitig das Urteil einer gewissen Minder wertigkeit bedeuten soll, in das Gebiet der Volkskunst und der Heimatliteratur. Ja, meine Herrschaften: gibt es denn überhaupt etwas Größeres und Erhabeneres, als diese beiden Begriffe? Armselige Poeten, die sich zu unnahbar dünken, um für's Volk zu schreiben! Armselige Kritiker, die die Kunst für eine Art Reservat geistiger Emporkömmlinge halten! Walter Harlans köstliche Komödie „Jahrmarkt zu Pulsnitz" ist nicht an das enge Weichbild der Pfefferkuchenstadt gebannt geblieben, sondern hat sich die deutschen Bühnen erobert. Auch Rudolf Gärtners „Glocke von St. Peter" hat dazu das Zeug und somit auch das Recht. Daß dem so ist, darauf sollten wir Lausitzer stolz sein und uns mit den Budisstnern freuen. Der Direktion Klötzel können mit mit Genugtuung das Zeugnis ausstellen, daß sie die Aufführung mit der gleichen Sorgfalt vorbereitet hatte, wie es von Seiten der Direktion Irmler in so vorbildlicher Weise geschehen war. In Bezug auf das örtliche Kolorit der Dekorationen war natürlich Bautzen im allgemeinen im Vorteil: einige Bilder — Wirtshaus vorplatz, Innenraum und Glockenstube gefielen uns in Zittau fast besser. Der „Platz am Taucher", die Szenerie des letzten Aufzugs, war in Zittau behelfsmäßig recht gut gestaltet: das Fehlen der Sladtsilhouette fiel kaum ins Gewicht. In Pezug auf die Güte der Aufführung ist zu sagen, daß Ludwig Hayn als Peter Hagemann der ganz vorzüglichen Darstellung Richard Zinburgs sehr nahe kam: namentlich sprach er die tönenden Quinäre Gärtners mit musikalischem Wohllaut. Im übrigen waren die Zittauer Darsteller den Bautzener Kollegen meines Erachtens zum mindesten gleichwertig (Georg Beckow- Lehmann, dem auch für die gediegene Regieführung zu danken ist, und Heinz Finke), in den anderen Rollen unbedingt überlegen. Bor allem gilt dies von Gretel Klötzel-Zerda, die die Ursel mit reifster Bühnenkunst und vornehmem künst- lerischen Takt anfaßte, Erwin Müller-Hamdorf als Urban Schöber, der in Bezug auf Sprache und darstellerische Rundung von seinem Gefährten Peter kaum abstach, und namentlich auch Paul Heinz Krause. Das ziemlich zahlreiche Publikum folgte der Aufführung mit steigendem Interesse. Nach dem dritten Aufzuge wurde der Verfasser durch die Intensität des Beifalls an die Rampe genötigt und lebhaft begrüßt. Die Kundgebungen verstärkten sich nach dem vierten und fünften Aufzuge noch beträchtlich, sodaß auch für die Zittauer Aufführung ein erfreulich starker Erfolg des hochverehrten Heimatdichters festgestellt werden kann. Am Schluffe wurde der Dichter nochmals lebhaft ge- rufen. — Die erste Wiederholung fand am Sonnabend, dem 4. Dezember, statt. Bruno Reichard. Ein lausitzer Heimatabend in Großschönau <H>er Verein „Saxonia" und die Volkshochschule in Groß- schönau hatten für ihre diesjährigen örtlichen Veranstal tungen im Winterhalbjahre einen Abend mit in ihr Programm ausgenommen, der im Zeichen des heimatlichen Gedankens stand, an dem das Lausitzer Volkstum und Heimatgeschichte zu einem einheitlichen und eindrucksvollen Bilde vereinigt war. Gewählt hatte man eine Aufführung der neuesten Schöpfung unseres lausitzer Heimatdichters Herrn Will). Friedrich-Reichenau: „Die Brllderhöfe". DerDilettanlenverein Großschönau, der wiederholt schon mit ausgezeichnetem Verständnis und be merkenswertem Erfolg mundartliche Schöpfungen zur Dar stellung gebracht hat, hatte unter der Leitung seines Spielleiters Herrn Paul Reuter die Aufführung trefflich vorbereitet. Am Abende des Bußtages füllte eine vielhundertköpfige Gemeinde den geräumigen Weinhaussaal, die dem lausitzer Spiel in seiner humorbetonten Charakteristik lauschte. Heimatliches Er leben in schöner wurzelfester Linienführung ins Allgemein- Menschliche, Allgemeingütige führte den Beschauer in die sich abwickelnden prächtigen Szenenbilder dieses anspruchslosen, schlichten Bolksstückes. Friedrich hat hier wiederum gradlinige, derbe, biedere Naturen mit dem lausitzer herben Hinn und dem reichen Herzen, nicht nur die Wechselfälle des Lebens, die sich um Bauernstolz und Menschengüte, um Liebeslust und Liebes- leid handeln, gruppiert. Die Veranstalter haben mit dem Be trauen des Dilettantenvereins Großschönau mit dieser Auf führung wahrlich keinen schlechten Griff getan, denn die Dar stellung des Volkstums der Vergangenheit für das Volkstum der Gegenwart war durch die Spielschar in vollem Maße ge lungen. Friedrichs neuestes Werk atmet abermals wurzel echten Bolksgeist und charakterisiert lausitzer Wesenheit in ihrer ganzen bunten Vielgestaltung. Der Aufführung wohnte der Dichter persönlich bei, dem auf offener Bühne durch Herrn Oberlehrer Werner-Großschönau durch Überreichung eines Blumenschmuckes eine Ehrung zu teil wurde. Der Beifall nach jedem Akt und ganz besonders am Schluffe war für die Darsteller sowohl als auch den Dichter ein überaus herzlicher und ehrenvoller. Am darauffolgenden Sonnabend abend fand eine nochmalige Wiederholung dieses Heimatabends statt. Der Saxonia und der Volkshochschule in Großschönau gebührt aber herzlicher Dank für diesen wohlgelungenen Heimatabend, der im Dunkel des Gegenwartsdaseins der Bevölkerung einen so schönen Genuß vermittelt hat.