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262 Gbevlausitzer Hermatzeitung In regenreicher Zeit mag es entstanden sein. Damals stürzte in die Felsspalte — deren es ja in unserem Gebiet unzählige gibt — ein kräftiger Wasserstrahl hinab und setzte mit hineingespülte Steine in rollende, wirbelnde Bewegung. Sich selbst dabei aufreibend, gruben sich die besonders harten (eisenschüssigen) Steine immer tiefer und höhlten einen regel mäßigen Kessel — unser Strudelloch — aus. Es muß in der Tiefe einen kleinen Abfluß gehabt haben. Aber all mählich zerstörte das Wasser den Rand des Kessels (kam also nicht mehr von oben, sondern von der Seite), füllte ihn mit Sand und Steinen aus und zersägte ihn auch in der entgegengesetzten Seite in der neuen Einflußrichtung Süd- Nord. Es bildete sich eine „Schwelle" heraus. So tritt uns das Strudelloch heute entgegen. — Das Loch ist nahezu ein kreisförmiger Kessel, der jedoch in Südnordrichtung ge spalten ist. Am besten ausgeprägt ist die Aushöhlung (-^ Auskolkung) an feiner Ostseite, am wenigsten an der west lichen. Durchmesser und Tiefe betragen etwa 21/2 m: davon liegen fast 3/4 m tiefer als die Schwelle. Bis zu dieser Höhe muß sich also jetzt der Kessel mit Wasser ansllllen. Der Sächsische Heimatschutz und die Forstverwaltung Zittau sind benachrichtigt und werden hoffentlich ihrerseits zur Erhaltung dieses Naturdenkmals beitragen. Es ist wohl das einzige seiner Art in unserer Lausitzer Heimat. In den „Gründen" der Sächsischen Schweiz kommen sie — freilich stärker zerstört — an manchen Stellen öfter vor und bilden hier, wie z. B. auch bei der berühmten Partnach klamm im Zugspitzengebiet, eine wichtige Vorstufe in der Talbildung. Strudellöcher werden auch unter Stauwehren und Wasserfällen zu finden sein, können hier aber nur durch Lotung oder nach Trockenlegung nachgewiesen werden. Die Gründung des Zittauer Gotteskastens Vo» 8tuä jur. Wolfgang Mitter (Schluß) Auch K.I hat uns mehrere Beispiele dieser Art aufbewahrt, die wir hier nicht ansühren können. Dagegen möge noch folgen M 2: „Margaretha Kernin Hot alles zum letzten willn in gotes Kasten bescheiden farend habe von belthe vnnd leymet, es sey Heller oder Pfennige werbt." Oder: „Margaretha Schrueter Hansin Söne (d. h. die Söhne der Margaretha, der Frau des Hans Schrueter) haben ein stuck grob vnnd ein stuck mytel leymet vberantwort unter die armen zu teilen." M 5: „30 paar schue vnnd ein tuch gewant sollen den armen gegeben werden von der Margaretha Schwybischerin irer tochter." Darunter derBermerk: „Margretaschwydischerin Hot geben XV (15) eln schwartz gewant." V 2: „Balten gregor off dem Eckerßberge Hot yn gemeinen Kasten bescheiden 1 halb malder weyse." Der nächste Teil meiner Arbeit soll nun eine Schilderung enthalten, wie sich die Armenunterstützung und Armen versorgung aus den vorhandenen Mitteln im einzelnen ge staltete. Zu den Nahrungsmitteln und Bekleidungsstücken, die von Prioatseite eingingen, trug auch aus dem Baroermögen die Kastenoerwaltung nach besten Kräften bei. So ließ sie 1552 „112 par schue armen leuten machen" im Gesamtpreise von 19 Schock 43 Groschen: sie kaufte im selben Jahre „6 tuch gewandt" und bezahlte für jedes 6 Groschen. Einige Zeilen später findet sich ein Vermerk, aus dem heroorgeht, daß schon seit 1527, also seit Gründung des Gotteskastens, „alle ior ongefehrlich 12 oder 16 Schock vor schue gegeben worden." Und wenn die Verwaltung einem Tuchmacher oder einem Schuster bares Geld lieh, so verzichtete sie auf dessen Rückgabe und ließ sich statt dessen Schuhe oder Tuch anfertigen und als Bezahlung überantworten. So z.B. 1643 „mit schrien ist betzalung gescheen." Außerdem lasen wir schon in einigen Testamenten, z. B. in dem des Nikolaus von Dornspach, daß der Gotteskasten verpflichtet war, Korn und Holz anzuschaffen, um den Armen Beihilfen für den Winter zu gewähren und ihnen Brot auszuteilen, wie denn auch die Kastenoerwaltung selbst große Mengen Getreide auskauste und sie aus der großen Bastei lagerte, um einer künftigen Teuerung zu begegnen. Ein Teil dieser ein gekommenen Vorräte wurde wöchentlich an die Versorgten im Kloster abgeführt, deren Verpflegung zur Hälfte dem Gotteskasten oblag. Ich will hierauf nicht näher eingehen, weil die Geschichte des Klosters als Aufnahmeort armer und kranker Bürger und Bürgerinnen einen eigenen Ab schnitt bilden würde. Die Austeilung von Bargeld an die Armen erfolgte, wie schon erwähnt, Freitags während des Tenebrälautens, und wir gehen wohl nicht fehl in der An nahme, daß zur selben Zeit auch ab und zu Naturalbeihilfen verabreicht wurden. Doch wechselte nicht etwa die Zahl derer, an die ausgeteilt wurde, ständig, sondern nur namentlich be stimmte Personen wurden regelmäßig unterstützt, nur solche, die, wie man sich ausdrückte, „zum gemeinen Kasten an genommen waren." 1575 betrug ihre Zahl einundfünfzig. Da uns für 1625 in einer besonderen Abrechnung alle Ausgaben der Kastenverwaltung ausgezeichnet sind, so mögen die, die in den Rahmen dieser Arbeit passen, hier Erwähnung finden. Weihnachten 1625 wurden unter die armen Kastenleute aus Weigands Testament 2 Schock in bar ausgeteilt, wozu die Verwaltung auf Grund letztwilliger Verfügung ver pflichtet war. Für die übrigen 2 Schock, die der Stiftung aus demselben Testament zufielen, ließ sie Weizenstriezel backen und gleichfalls am heiligen Abend den armen Leuten, die zum Kasten angenommen waren, aushändigen. Die wöchentlichen Freitagsausgaben schwanken zwischen 5 und 6 Schock. Leider wissen wir nicht, wieviel Arme und Kranke 1625 vom Kasten unterstützt wurden, um einen Schluß auf die Höhe der auf jede Person entfallenden Unter stützung ziehen zu können. Da es vielen armen Leuten der Stadt nicht möglich war, sich eine kleine Summe für ihr Begräbnis zurückzulegen, so mußte die Verwaltung auch dafür einen größeren Posten unter ihre jährlichen Ausgaben einstellen. Sie übernahm meist nur die Kosten für den Sarg, oft auch für den Toten gräber, selten aber auch für den Glöckner. Nur einmal, und zwar beim Begräbnis der „Bürgerschmiedin", finden wir er wähnt, daß sie auch die Träger bezahlte, die den Sarg zum Grabe trugen. Im allgemeinen kam auf diese Weise ein Begräbnis auf ungefähr 40—50 Groschen zu stehen. 1625 wurden 27 Personen auf Kosten der Gotteskastenstiftung begraben, worunter sich ein Mann von Friedland, der in Zittau verstarb, und ein Findling befanden. Die Ausgaben für Schuhe betrügen 1625 nur 3—4 Schock; einem „Armen schriller" wurden 20 Gr. 4 Pf. für ein Paar Schuhe gegeben.