Volltext Seite (XML)
Visse Sitte ist kür uns umso bedeutsamer, als wir aus den Sräberkeldsrn der SiNendorker Zeit (700 bis zu Ckr. Seb.) nocb eine große Zakl von Zwillings-, Drillings- und sogar einige Vierlingsgekätze besitzen, bei vielen sind äknlicbe Verbindungs- rökren zwiscken den einzelnen Sekätzsn vorkandsn. Cs ist wakr- scbeinlicb, Hatz wir es bei der von prok. Muck bsobacbtetensSitte mit einem Überlebsel von alten, vielleicbt vorgescbicbtlicben Bräucken zu tun baden. Weitsrkin bericktsts vr. §renzel unter Vorlegung von ent- spreckenden Oruckscbritten über dis Cntdeckung der von der Nordsee im 14. Jakrkundert verscblungenen Stadt Nungkolt, über vr. Bisrbaums Verökksntlicbung der vorgescbicbtlicben Münzen der Oberlausitz (Mannus 1924 S. 279kk.), über die Wiederaukkindung des vagebucbs Lkristopk Colum bus', über griecbiscbe Altertümer in Südrutzland und die Cntdeckung einer lZadsanlags aus neromscber Zeit bei Neapel. Cr legte eine Nnzakt Licktbiider aus dem Nrbsits- bereick der Oberlausitzer Seimatkorscbung vor (Nusgrabungen Steinitz, Mordkreuze, Oberlausitzer Saustvpen u. a.)? Sodann bericbtete er über eine am 30.September auk dem Vesnsberg von Blumberg bei Ostritz vorgenommene Orientierungs grabung, die ergab, daß auk der Westseite dieser vor- und krük- gesckicktlicken Surganlage ein völlig aus rotem Ziegellekm be- stekender Wall unter der keutigen Nckerkläcbe sick kinziskt. vabei wurden Lis Albdrücke von Balken und von §Iecbtwerk kestgesteltt, so Latz man mit Sickerkeit sagen kann, Latz dieser Lei! des bekannten vurgwalles in seinem ttukdau völlig den s awiscben Crdwerken entsprickt, wie sie der jüdiscbe sslrzt Ibra- Kim ibn 7akob von 965 aus vorddeutscbland bescbreibt. Berr prok. vr. vsedon legte einige neue, interessante §unde von der Ausgrabung der Burgruine kirsckau vor, unter denen ein kalber Spielwürkel dis besondere Sukmerksam- keit der Versammlung erregte. Von grotzer Bedeutung ist dis Berrn prok. vsedon gelungene Vukkindung von Belegstücken kür dis um 1300 aus Kärnten vorgedrungene Leidenscbakt kür das Würkelspisl in dem selten gelesenen Lesckicbtswerke des Bajek, einer der sonst unzuverlässigen, mittelatterlicben Ckroniken. Vas Würfelspiel mutz dis damalige Kulturwelt mit einer Ssscbwindig. ksit sicb erobert Kaden, die man nur bei neuzeitticbsn Mode- krankkeitsn wieder beobacbtet Kat. Selbst das Interesse des Vdels an ritterlicbem Waffenspiel scbwand Lakin und wicb einer bis dakin ungekannten Leidenscbakt am (Zlücksspiel. Bsrr Studienrat Marx legte eine vuswakl von Inkunabeln der Bautzener Stadtbückerei vor. Cr Kat bisker 43 Lieser in ikrer Oruckzeit vor 1500 liegenden Wiegendrucke in unserer Bibliotkek entdeckt, vis bucbteckniscb auk grotzer Böbs sieben den ersten Drucke sind künstleriscb genommen perlen unserer Handwerkskunst. Vie Verteilung des Satzspiegels auk den ein zelnen Blättern und der klare, übersicktticke Druck erfreuen jeden Bücberkreund. vbsr aucb die Malkunft des Mittelalters bemäck- tigte sicb der Druckwerke: die durcb die Crkindung der Buck» druckerkunst brotlos gewordenen mittelatterlicben Scbreiber wußten es durcbzusetzsn, Latz den Druckern verboten wurde, die Initialen (Vnkangsbucbstaben) mit auszudrucken. vakür wurden dis gedruckten vücber Len Sckreibsrn zur Vollendung der Initialen und farbigen vuskükrung übergeben. Sabres datierung und vruckort findet man bei diesen Wiegendrucken beim Sekten eines Titelblattes stets am Cnde, wo auck die vruckerzeicben dis Berkunkt der Werke angebsn. Vie meisten der Bautzener Inkunabeln stammen aus Venedig, da sicb die Buckdruckerei viel scknsller in Italien als in veutsckland aus breitete. vbsr auck Mainzer und vürnbergsr Drucke sind ebenso vorbanden wie die Crzeugnisss der jüngeren Druckereien von Magdeburg und Leipzig (1498, 1499). vis Bautzener Wiegendrucke sind erst nack 1650 in Stadtbesitz gelangt, da in diesem )akrs die alte Bautzener Stadtbückerei abbrannte. Cine neue wurde durcb Stiftungen kervorragender Sönner der Wissensckakt gesckakken, unter denen Basilius Zeidler und vr. Mättig an der Spitze steksn. Das älteste der Bautzener Bücker stammt aus dem )akre 1473 und wurde in der Mainzer Druckerei von §ust und Sckökker kergestellt. Cin nock älteres psalterium (1454) befindet sicb, als koks Kostbarkeit gewürdigt, in domstiktlickem Besitz. In der vusspracke, an der sicb zoklreicks Bsrren beteiligten, wies Berr Stadtrat Bruger darauf bin, datz in der Obsrlausitz sekr scköne Initialen gemalt worden seien. So entkalte dis kirckenbückerei Kamenz Werke von 1380 und 1420, deren Sckreiber in Jo ckr im, dem keutigen Stolpen, gelebt und ge arbeitet Koben Berr prok. vr. Vrras betonte, datz tatsäcklick Stolpen der Vorort für alle lausitziscksn Orts gewesen sei, die einstmals biscköklick-meitzniscker Besitz waren wie Wiltken, Ober gurig, (Zöda. vack Stolpen sei der Verwaltungsweg kür diese Orte gewesen, daker finde man unter den vkten des Baupt- staatsarcbivs in Dresden in den von Stolpen dakin abgegebenen Bänden zaklreicks vngaben über dis biscköklicken Cnklaven der Oberlausitz. Weiterkin wies er auf das sekr zeitige Vukblüben der Bautzner Papiermackerkunst bin. Dis Berren vr. Berback, prok. vaumann, vr. Scknabel und Ober!. Wilkslm ergänzten in der vusspracke die vus- fükrungsn nock in visier Binsickt. Datz erst gegen Mittsrnackt dis Versammlung gsscblosssn wurde, darf wokl als ein Zeicken dafür angessken werden, wie grotzer Veliebtkeit sick derartige Sammelabende erfreuen und datz durcb sie und die rsicks Llus- spracks, die in ibrem vakmsn mäglick ist, die wissensckaktiicke vrbeit der Oesellsckakt wesentlick gefördert wird. vr. §r. Der Schützenkönig Eine Obcrlausitzer Geschichte von Richard Blasius-Schandau Fortsetzung Das war doch zum Teufel holen, ihn so zu blamieren, wo er schon das Freibier und den Königsschmaus versprochen hatte. Und der Kerl wollte sein Schwiegersohn werden. Da hätte er sich ja bald eine schöne Laus in den Pelz gesetzt. Nun, es war noch nicht aller Tage Abend. „Do muß'ch's wühl nu gleebn, du du du, e, oas wenns ser diech iberhaupt an Noam giäb!" Kaum wußte er seinen Groll zu bemeistern, und er mußte es doch tun, schon um den Andern keinen Grund zum Auslachen zu geben. „Woas host'ch'n of su woas eiglossn?" herrschte cr den Burschen an. Der bot wieder das übliche Jammerbild. „Ja ja ja, dö Kalt) Hot gsoit...." Aber er verstummte sofort, denn das Mädchen stand schon vor ihm. „Woas soll iech gsoit hoan? Iech hoa kee Wurt nö gredt, daß du Kiench warn mißt. Du bleibst oas Kiench ganz darselbe Poapstiefl, dard ömmcr böst." Der Max Löffler wußte nicht mehr, wo aus noch ein. „Ja ja ja, der Pilzpeppi Hot gsoit...." „Su vill soich dr," zischte ihm der wütende Wirt zu, „dö Kienchs- schärp ös dein, aber sö wörder teuer gnung zu stiehn komm." Max Löffler trat zurück, und seine Augen suchten den Pilz peppi. Der stand wie ein ganz Unbeteiligter jetzt am Fenster, strich sich seinen Bart, kaute seinen Priem und schaute dem Treiben wie einem Schauspiele zu, das extra seinetwegen aus geführt werde. Er genoß das Durcheinander mit dem Behagen eines Mannes, der sich weit vom Schuß sicher weiß. Da trat er zu ihm und sagte unsichern Tones: „Du, Pilzpeppi, iech gleeb, dr Kratschnwört Hot goar nö vill Freedn driber, doaß iech dr Schötznkiench gwurn bien." Pilzpeppi schob den Priem in den andern Mundwinkel und meinte trocken: „Nu ja, miär kömmts o bahl su vir." Den Wirt des Kretschams zu Tanngrün aber packte jetzt die Wut, daß er alle Klugheit und Vorsicht des Geschäftsmannes hintenansetzte. Sonst hätte er sich nie dazu verstiegen, seinen Schützenbrüdern die Tür zu zeigen. „Woas wollter denn nu egentlich ömmer no do drön?" brüllte er sie an, „iähr wollt ju vurtn naus versch Haus giehn. Do räumdch ock nu bahl zo Korand!" Aber sie nahmen es ihm weiter nicht übel. Er war ja als einer bekannt, der leicht in die Wolle geriet. So schlimm war das nicht gemeint. Sie zerrten ihren unköniglichen König in die Mitte und sckoben zur Tür hinaus. Die Hochrufe dröhnten dem Wirte wieder in die Ohren. Auch Pilzpeppi trollte sich nicht, ohne vor her einen besorgten Blick auf Käthe zu werfen. Hoffentlich klappte alles nach Wunsch. Die Lunte war gut gelegt gewesen. Jetzt hieß es abwarten. „Hoch, dr Leffler-Max soll labn!" tönte es zu den offenen Feststem herein. Wütend schlug sic Gottfried zu. Zu hören war