Volltext Seite (XML)
treibenden Bevölkerung gehört. Nack der Volkszählung vom l. Dezember 1900 zählte es 359 Einwohner 3) und 63 bewohnte Gebäude und gehört zur Amtshauptmannschaft, zum Amtsgericht und zum Kirchspiele Kamenz.^) Nach der Art seiner Flurform zu schließen ist Gelenau eine deutsche Kolonisten-Gründung. Doch dürfte (nach dem slaoischen Namen zu urteilen) vor der deutschen Kolonisa tion bereits eine slavische Siedlung bestanden haben. Die Waldsiedelhufe ist hier der einzige Flurtqp.s) Genannt wird es zum ersten Male 1216: Gelnowe, Geilenowe, im 18.Iahr- hundert kommt die jetzige Schreibart auf. Es gehörte einem Basallengeschlecht der Herren von Kamenz, die sich „von Gelenau" nannten. Ende des 14. Jahrhunderts kam das Dorf in fremde Hände und muß Anfang des 17. „Pertinenz- stück" von Hennersdorf geworden sein. Nack mannigfachen Schicksalen erhielt es als solches die Stadt Kamenz, die es 1633 wieder verkaufte. 1670 erwirbt es Nicolaus von Maxen, Herr auf Pulsnitz, Bischheim, Hennersdorf und Ohorn, Kursächsischer Kammerherr und Stallmeister, von ihm geht es 1700 auf seinen Sohn Johann George, nach dessen Tod 1745 auf dessen Sohn gleichen Namens über. Unter diesem wird Hennersdorf nebst Gelenau am 25. August 1752 in ein Allodium verwandelt. Seine beiden Schwestern, Iustina Elisabeth verw. v. Carlowitz und Johanna Sophia v. Gers- dorf, beide geborene von Maxen, haben es von 1752 an gemeinsam inne, nach dem Tode der letzteren (1765) erstere allein (bis 1771). Dann erbt es ihre Tochter Henriette Sophie geb. von Carlowitz, verheiratet in erster Ehe mit einem von Schönberg, in zweiter mit Rudolf August von Buchner, der nach ihrem Ableben (1795) das Gut bis zu seinem Tode behält. Als Dorf in der Oberlausitz — im 18. Jahrhundert ge hörte es verwaltungstechnisch zum Amt Bautzen des Kreises Oberlausitz — teilte es alle Schicksale dieses Landes, das bekanntlich bis 1821 bez. 35 an Böhmen angeschlossen war. Nicht unberührt dürfte es von den vielen größeren und kleineren Kriegen und Fehden geblieben sein, die Kamenz und seine Umgebung berührt haben, vor allem von den Hussitenkriegen und der Ponickauschen Fehde. In dem erstgenannten Kriege kamen 1429 die Anhänger von Huß nach Kamenz und brannten es nieder, ein zweiter Einfall erfolgte 1432. Daß hierbei auch die Gelenauer Gegend ihr Teil von diesen fanatischen Tschechen zu spüren bekommen hat, darf man wohl annehmen. In der Ponickauschen Fehde hören wir direkt von einem Zug der Kamenzer nach dem sogenannten Gelenauer Weidigt im Jahre 1508.6) Auch hier wird es wohl ohne Gewalttätigkeiten gegen Gelenau nicht abgegangen sein. Die eigentliche schlimme Zeit?) kam aber erst mit dem 30 jährigen Kriege.«) Die Lausitzen als Beistück Böhmens hatten sich der Wahl Friedrichs von der Pfalz zum böhmi schen König angeschlossen. Als Vollstrecker der Reichsacht rückte 1636 Johann Georg I. von Sachsen in der Lausitz ein und besetzte sie. Kamenz erhielt im September 500 Mann als Garnison. Am 10. Juli 1621 fand dort der erste ober- lausitzische Landtag unter sächsischer Leitung statt. Dann folgten bis zum schwedischen Einfall ruhigere Zeiten. Kaiser liche unter Gallas ergriffen, als sich Sachsen 1631 mit Schweden verbündete, von der Oberlausitz Besitz, aus der sie 1633 vertrieben wurden. Der Frieden zu Prag 1635, der den endgültigen Anfall der Lausitzen an Sachsen brachte, bewirkte, daß die Schweden wieder einfielen, 1639 besetzte Torstenson Kamenz und erpreßte 10000 Taler Brand schatzung. Ein zweiter Druck folgte bald darnach. 1641 kamen wieder 2 Regimenter, 1642 am 19. Oktober aber mals Torstenson, forderte 10000 Pfund Brot, 80 Faß Bier und Wein sowie andere Lebensmittel, und brannte die Scheunen nieder. Am 23. desselben Monats folgten ihm kaiserliche Völker. 1643 war Torstenson abermals in Kamenz, 1644 hören wir von einer Truppenschau Johann Georgs in hiesiger Gegend, 1647 wird von einer außer ordentlich hohen Steuer und starken Kontributionen be richtet. Man wird wohl nicht zu viel behaupten, wenn man die Vermutung ausspricht, daß diese eben geschilderten Drangsale in entsprechendem Maße auch auf Gelenau ge- wirkt haben. Die nächsten Jahre brachten die höchst nötige Erholung, aber bereits 1660 rief eine Pest in der Bevölke rung die größte Unruhe hervor. Geschichte im 18. Jahrhundert Das 18. Jahrhundert begann gleich stürmisch mit dem nordischen Krieg (1700—21). Zunächst (1700) wurde eine Kriegssteuer von 200000 Talern von der Oberlausitz gefor dert, weitere 50000 jährlich wurden verlangt. Durchzüge aller möglicher eigener oder mit August dem Starken verbündeter Truppen (Polen, Dänen, Russen) erfolgten, sie kosteten dem Markgrafentum allein 12000 Taler an Berpflegungsgelder. 1705 erfolgte, um die Ein- nahmeguellen des Staates zu erhöhen, die Einführung der Akzise. Im gleichen Jahre drangen die siegreichen schwedi schen Feinde in den Lausttzen ein, die schwedische Krongarde kam in die Kamenzer Gegend in die Winterquartiere, die Stadt selbst mußte 1000 Taler „Vonativ-Gelder" zahlen. Im folgenden Jahre erschien Graf Boose mit Kavallerie, er blieb bis November, dann folgte das Kronemannische«) Infanterieregiment, das sich auf die Bautzner und Kamenzer Gegend verteilte. In Kamenz selbst lag eine Kompanie bis zum großen Stadtbrand am 11. Juni 1707 io), in den übrigen Teilen bis in den August, also noch lange nach dem Frieden von Altranstädt. Große monatliche Kontributionen mußten aufgebracht werden. — Als Nachwirkung des Krieges sei auch noch die Errichtung der Landmiliz 1710 erwähnt. Wenigen Jahrzehnten der Ruhe folgten die drei schlesi- schen Kriege. Der erste brachte für die Kamenzer Gegend keine unmittelbare Wirkungen, schon mehr der zweite. 1744 wurde die Landmiliz aufgeboten, 1745 im Dezember zogen die Preußen durch die Stadt und verlangten „Brand schatzung". Biel Not verursachte der siebenjährige, der dritte'schlesische Krieg. Die Preußen besetzten gleich 1756 die Lausitz"), Prinz Heinrich nahm sein Hauptquartier in Bautzen. Eine Million Taler Kriegskontribution, 600 Rekruten und Ver pflegung aller Art mußten vom Markgrafentum aufgebracht werden. Dem siegreichen Vordringen folgte 1757 nach der Schlacht von Kollin der Rückzug der Preußen unter Winter feld und das Eindringen der Österreicher, dann, nach der für Friedrich den Großen siegreichen Schlacht von Roßbach, ein abermaliges Vordringen der Preußen, die die Lausitz wieder besetzten. Im folgenden Jahre 1758 erfolgte die Räumung, da Friedrich genötigt war, gegen die Russen zu ziehen, die er auch bei Zorndorf schlug, inzwischen waren die Österreicher eingetroffen und behaupteten sich auch in folge der Niederlage Friedrichs bei Hochkirch. Die Preußen zogen sich nach Schlesien zurück, stießen aber bald wieder in der Richtung Dresden vor. 1759 mußten sich die Öster reicher, die sich den Winter über in der Lausitz gehalten hatten,