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Gderlaufltzer Helmatzetturig 54 L. r s r den Rittergütern Ober- und Niederneukirch berichtet wird (Pilk I). Wochentags: 3 Brote und ein kleines übers 1 ordentliche Brotmaß gemessen, 3 Mäßchen ausgezogenes Mehl zur Suppe und Pappe (— Brei) aus 8 Personen täg lich, l'/a Kanne Milch zur Pappe des Morgens und Suppe von Kofent (-- Dünnbier, also Biersuppe), abends des- > gleichen. Zu Mittag zwei Zugemüse, Zukraut oder Rüben, vor 3?Pfg. Butter und zu trockenem Zugemüse Ist, Kanne Milch, 1/2 Mäßchen Graupen, Hafergrütze oder Heidegrütze, 1 Mäßchen Eichsen, aber üazu keine Butter. Für Sonntags war vorgesehen: 1/2 Mäßchen Hirse, und 3 Kannen Milch und zur andern Mahlzeit Zugemüse wie an den übrigen Tagen. Fm Sommer gab es wohl auch abends anstatt Suppe 5 Kannen Milch und ein Hesebrotel zum Einbrocken, von Walpurgis bis Michaelis jedes für 6 Psg. Butter wöchentlich. Feiertags sollte jedes auf die 3 Feiertage 11/2 Psd. Fleisch bekommen, auch soviel Flecke oder Geschiinke und täglich 3/4 Mäßchen Hirst und 4.Kannen Milch dazu. Für den Gesindekuchen sollte ein Scheffel Mittelmehl gemahlen werden, einerlei Mehl eingemacht,mit halb Milch und halb Blasser, gemessen über das ordentliche Brotmaß und von einem jeden Maß 2 Kuchen gemachter Guß „dependiret" von der gnädigen Herrschaft. Jede Person sollte zu Ostern und zur Kirmes 4 Stück Kuchen erhalten Und zu Weihnachten 1 Groschen zu Striezel und 3 Pfg. zu Hering. An Bier waren den Mägden 2 oder 3 Kannen, den Bögten und Knechten je 4 Kannen zugedacht. Kulturgeschichtlich von besonderer Bedeutung sind alle Nachrichten über die Beköstigung der „Haselrute", d. h. der Bauern und Häusler, die dem Grundherrn Hofe- oder „Untertanendienste" leisten mußten und dabei beköstigt iverden mußten, besonders während der Erntedienste. Knothe führt in seiner bedeutungsvollen Arbeit über „Die Stellung der Gutsunterthanen in der Oberlausitz" (S. 277) leider nur wenig darüber an: „In Rennersdorf (b. Herrnhut) bestand das Mittagessen abwechselnd aus Graupen, Grütze, Sauer kraut, Milchhiise, Milchmehlmuß, Milchsuppe, Quark (nie? mals Fleisch) und aus sogenanntem „Lainpel" (Biernachguß, Nachbier) zum Trinken." Auch über Beköstigung der Ober- neukircher Hosefröner verdanken wir Pilk ausführliche Nachrichten, die er dem Neukircher Schloßarchio entnehmen konnte: denn bis ins einzelne war diese Verpflegung ge wissermaßen gesetzlich festgelegt. Die Handdienstsröner be kamen mittags Kofent- oder Milchsuppe mit Brcimehl an- ! gequirlt und i/w Hvsebrot zum Einbrocken sowie Vs Hofe- ! brot zum Essen. Allen Mähdern wurde zum Frühstück (8 bis 9 Ubr) Suppe und Brei gereicht sowie Vs Hofebrot, ! zum Mittagessen aber Sauerkraut nebst einem Zugemüse, j z.B. Grütze, Graupen, Hafergrütze, Erbsen, Rüben usw. und ! geringes Bier zum Einbrocken, an eine Person etwas mehr i als eine halbe Maßkanne,*- überdies Vs Maß Kofent als i Getränk. Bei der Kornernte bekamen die Schnitter, welche i sich aus Groß- und Kleingärtnern zusammensetzten, außer dec Mähderkost mittags noch ein gekocht Gerichte Fleisch, i V2 Pfund aus die Person. Ebenso erhielten die 23 Mähder beim Hauen der Oberwiesen je 1/2 Psd. gekocht Fleisch zu Sauerkkaut und Zugemüse, zusammen 9 Hofebrote zum Einbrocken in zwei Wasserkannen geringem Bier und sür l .8 Groschen gutes Bier. Wenn auch im allgemeinen die Fröneroerpflegung wohl überall in der gleichen Gegend, also z.B..bei uns in der Oberlausitz, annähernd dieselbe gewesen ist, so gab es doch selbst zwischen Rittergütern der Nachbarorte kleine Unter ¬ kinder (-- Kartoffeln) und verzehren manchmal einen i Blinden (d. i. ein Hering)." Don der Armut mancher i kleiner Dörfer südlich von Bautzen wurden auch anekdotisch allerlei Züge der Armut bespöttelt. So erzählte, man von Weifa, daß man dort einen Hering zwischen die Doppel fenster hänge und die Kinder an den Scheiben lecken lasse. In Döbschütz müssen nach dem Volksmund die Kinder das ortsübliche Leibgericht aus Buttermilch, ,jPimpus" genannt, mit der Stecknadelspitze essen, Kiese aber erst ein paarmal abschütteln, damit sie nicht zuviel bekomme». Dann werden sie auf eine hohe Stange gesteckt, damit sie über den Berg weg nach Bautzen sehen können, das man ihnen mit den Worten zeigt: „Seht euch das an, dort werdet ihr euch satt essen können, wenn ihr groß seid!" Ähnlich sollen auch In dem srühecarmen WeberdorfeCunewalde die kleincnKinder nach dem ersten Jahre von ihren Eltern und Paten auf den Czorneboh gebracht worden sein, wo inan sie aus einen Stein setzte und ihnen das wendische Land im Norden wies: „Nun weißt du, wo du einmal hingehen/lrannst, wenn du einmal kein Brot hast." Auch gab es einst das Sprichwort: „Wem's an Brote fehlt, der geh ins Windsche, da find' er welchs." (Pilk). Der deutsche Ansiedler galt den wendischen Bauern wohl als-orm, daher auch der Ausdruck, wenn je mand sehnsüchtig nach etwas Gutem ausschaute: „Er lacht wie der Deutsche über den Kuchen." Auf die wohlhabenden wendischen Bauern mochte auch das alte Hirtenliedchen gemünzt sein: Hurtt, hurci, treib ei,-treib ei/ durch das große Tor Hinei, 'x wo die reichen Bauern sitzen mit den roten Zipfelmützen, / die den Quark mit Löffeln sreffen. und das Geld mit Scheffeln messen. Wenn, wir uns freilich nach der tatsächlichen Ernährung der Bauern wie des Gesindes in der agrarischen Wendei s ebenso wie in dem-mehr industriellen südlichen Teile der Lausitz umsehen, so werden wir hier wie dort bescheidene, ja ärmliche Verhältnisse finden. Die Verpflegung des Gesindes in einem wendischen Gutshofe um 1800 wird nach einem alten Verzeichnisse in der „Serbske Nowini)" 1869 S. 258 s. (nach Pilk I)-mitgeteilt. Darnach gab es Feiertags früh Milchsuppe uüd Wassermehl, mittags Milch hirse und MHcheingebrocktes, aus jede Person 1/2 Kanne, abends Grütze öder Graupen und Eingebrocktes. Am Ar beitstage war-die Kost etwas geringer.^ Sonn- und Feier tags erhielten sie Butter, früh sür 2 Dreier, ebenso mittags und abends, sonst die ganze Woche nichts anderes zum Schmieren als Quark und, wenn die Kühe wenig gaben, /Prägelsalz. Zu Weihnachten bekam jedes einen'Gesinde- stollen für einen Silbergroschen und . einen halben Hering sür eiiieZ Dreier, sonst weiter nichts, zu Ostern und zur Kirmes jedes drei weiße und, einen Mittelkuchen. Es war sogar schriftlich festgelegte Überlieferung, was alles dazu ge nommen werden sollte: auf 8 Personen 2 Viertel Mehl (da von 2/3 Weizen- und Vs Roggenmehl), für 3 Silbcrgroschen Butter, zum Schmieren, für 2 Silbergroschen Quark, sür 15 Pfennige Reibekäse, für 15 Psg. Eier und Milch und, sür einen Silbergroschen Safran in den Quark. Jedes er hielt dann 1 Käse-, 1 Quark-, 1 Butter- und einen Mittel- , Kuchen. Zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und zur Kirmes / gab es Fleisch. Der Knecht erhielt 5 Pfund, die Jungen und' ebenso jede Magd je 3 Pfund, dazu der Knecht (d. h. Groß knecht) 5 Kannen Bier, die andern je 3 Kannen. In einem deutschen Gutshofe ging es nicht viel anders zu, wie von