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schule der Musik" (erschien 1827), ein vierteiliges Handbuch des Organisten (1829 30). Dazwischen hinein fallen aber noch die von ihm geleiteten Musikseste, so: 1824 in Köln, 1825 in Magdeburg, 1828 in Nürnberg, 1830 in Straßburg und Halle, 1835 wieder in Halle, 1830 in Halbeistadt, 1834 in Potsdam, im gleichen Jahre in Dessau, 1835 in Wittenberg, 1838 in Köchen i. Ankalt (ebendort auch 1846), '840 in Koblenz und Hamburg, 1841 in Meißen, 1844 in Zerbst und als letztes 1847 in Lübeck. Johann Gottlob Schneider war ein berühmter Organist in der Görlitzer Peterskirche, dann in der evangelischen Hof. Kirche in Dresden; sckrieb auch einige Präludien und Fan- lasten (-st 13. April 1864). Johann Gottlieb war ein tüchtiger Organist an der Gnaden kirche zum Kieuze Christi in schlesisch Hirschberg und starb daselbst am 4. August 1856. »MllMMMIMNUiMMIlHIttUMMMMlUMMUttMUMMMUMilkMIMirUIIUMMHUMMM Wintersport im Lausitzer Gebirge Bon Prof. Dr. E rnst B u rmeste r - Zittau ersten Anfänge des Wintersportes in unseren Bergen dürsten wohl im Rodeln der Dorfjugend von Hayn aus „Käsehstschen" gesucht werden, dann gingen allmählich und erst vereinzelt die Zittauer selbst, zunächst Schüler und Schülerinnen, Sonntags und an freien Wochennachmittogen zum Rodeln; später auch Erwachsene; einer erzählte dem andern von diesem schönen Vergnügen und die Zahl der Sport freunde wuchs rasch. Da brachte die von der Stadt für 6000 Mark erbaute, ca. 3 km lange Rodelbahn neuen Aufschwung im Wintersport. Naw berühmtem Muster der Ieschkenrodelbahn gebaut, bezw. in Ge'äll und Überhöhung sachgemäß angelegt und technisch verbessert, wurde sie nun weit und breit das Ziel der Rodler und zahlreicher Zuschauer, welche, gleich jenen, gern ihren Obolus für die Instandhaliung der Bahn erlegten. Hörnerschlitten wurden nach dem Muster derjenigen im Riesengebirge ein- geiührt und die Hörne'schlittensahrt — die Fahrt vom Hoch, wald zu Tai für I Mark — kam in „Schwung". Besonders Sport Ungeübte und Vorsichtige vertrauten sich lieber den stäm migen Armen und den Kniesesten Bremshuken der berggewohnten Echlittensührer an als ihrer'eigenen (zweifelhaften) Geschicklich keit. Wer selbst deine Rod-l besaß oder zum Hinousschleppen einer solchen zu bequem war und doch gern rodeln wollte, Konnte sich aus dem Hochwald für 75 Psg. eine Rodel leihen. Die Einrichtung von Rodelrennen bildete einen neuen Wendepunkt des Wintersportes in unseren Bergen; eine eigene Organisation trat ins Leben. Zielrichter, Zeitrichter und Preis richter und andere Vertrauensmänner schlossen sich zu einer Kommission zusammen; telephonische Verbindung zwischen Ab- gang und Ziel, zwischen Hochwald und Oybin wurde zur Fest stellung der Fobrz it mit Sloppuhr eingerichtet. Die Fahrer wurden mit weithin sichtbaren Nummern versehen und schöne Preise, wie Ski, Rodel und Wtitersportbekleidungen ausgesetzt und feierlich verteilt. Einsitzer- und Zweisitzer-, Herren- und Damenrodlerrennen sowie Rodeln für Jugendliche trugen jedem Geschmack und jedem billigen Wunsch der Beledigten Rechnung. Auch Sportfreunde aus dem benachbarten Reichenberg fanden sich ein, die mit ihren schweren, raschsahrenden Steirer Stahl rodeln uns die schönsten Preise „weglchnoppten", was danach zu einer gegenseitigen rrregten Preßfehde und dem Verbot eiserner Rodeln für künftige Rennen führte. Ferner wurden Kostümfeste mit Preisverteilung veranstaltet und hierbei Ab- teilungen von Einsitzer-, Zweisitzer- und Sruppen-Kostümrodlern unterschieden. Manch charakteristisches, bisweilen freilich auch ein wenig reklomehast wiikendes Bild, ein Milchmann: „Kauft Buttermilch!" (Wenn man die jetzt Kausen könnte! — Seufzer des Verfassers), oder auch wirklich künstlerische, echte und wert volle Kostüme, wie dos eines Lappländers viel bewundert und doch vielleicht nicht allseitig gewürdigt oder verstanden, bot sich hier und gab der Rodelbahn im Winterbild ein eigenartiges Gepräge. Da kam der Krieg, und die Rodelbahn versank für die Allgemeinheit in die winterliche Unnahbarkeit früherer Jahr- zehnte; denn die „Arbeiter zum Bahnlchouseln" fehlten und die Rodler mußten sich ihre Bahn selbst schaufeln, was auch ganz „Unentwegte" getan haben. Neben dem Rodeln, das mehr für „jedermann" geeignet schien aber nicht war, entwickelte sich langsam aber stetig der Schneeschuh- oder Ski lauf, der von Norwegen überden Schwarzwald, der Wiege des Skilaufs, ins Riesengebirge und von da vor ca. fünfzehn Jahren auch In unsere heimischen Berge kam. Ursprünglich anscheinend ein Vorrecht der Männer, wagten sich allmählich die ersten mutigen Domen und dann immer mehr aus die „hurtigen Bretter", bis schließlich das weibliche Geschlecht im Kriege die Mehrzahl der Skisportler in unseren Bergen dar stellte. Erst in Damenkleidung, „emanzipierten" sie sich bald, in vernünftiger Weise der Art des Sportes Rechnung tragend, zur Herrenkleidung, ohne die Auswüchse, die ich beim alpinen Ski laus zu beobachten Gelegenheit hatte, wo ick dos „höhere" weib liche Ski-Abenteurertum durch manches Prachtexemplar ver- treten fand. IKK« Politiken, ikke binciin^s (nichts über Politik, nichts über Bindungen) lautet ein bekannter norwegischer Skispruch; und doch darf nicht verschwiegen werden, daß auch in unseren Bergen die Frage noch der Ski-Bindung, ob Lilienfeld (mit Stahlfeder an der Fußabrolluna), ob Huitfeld (mit Metall bocken zur Führung des Fußes), ob Bilgeri- oder Schuster- bindung, ob Eleffen Strammen, ob Esche oder Hickmy am betten sei, eine ebenso wichtige Rolle gespielt hat wie die Frage: ^äsrskzr oder norwegische Skilauftechnik, d. h. mit einem oder zwei Stöcken, letzteres viel eleganter. Auch die Länge der Stöcke gibt dem Kundigen interessante geschichtliche Ein- blicke in die Entwicklung des Skisportes; vom sommerlichen Riesenbombus des Riesengebirge«, ursprünglich, bis zum zier lichen, Spozierstock>änge kaum überragenden norwegischen Doppelstück; vom derben Sweater bis zur eleganten Lederweste, neben dem vornehmen norwegischen Ekianzug. Belehrende und unterhaltende Lichtbildervorträge über Ski lauftechnik und den Skilauf selbst wurden geholten, Ubvnas« nnd Tuurenfobrten unternommen. Sprungschanzen an der Franz-Josefs-Höhe gebaut, ein Elttklub gegründet und ein SKIHeim errichtet. Ferner wurden Skikurse in unserem Ge birge eingerichtet und hierbei die „Slttsäuglinge" im Gehen unterwiesen, die „Skihaserln" (d. i. jedes hübsche junge Mädchen von 17—20 Fahren auf Skien) und wer sonst wollte, in einfacher Abfahrt mit und ohne Stock (ich meine zum eioenen Gebrauch) unterrichtet, und „Fortgeschrittene" in Schneepflug- und Stemmbogensahren belehrt und im Abschluß der höheren Ekikunst bis zur Beherrschung der zum un- vermittelten Halten vor unerwarteten Hindernissen notwendigen Schwünge gebracht. Denn die höchste Genugruung ist, wenn er ihr oder sie ihm versichern durste: „Jetzt kann ick den Telemark" oder den noch wichtigeren, aber auch schwierigeren „Christionio". Dann konnten in unseren Bergen auch Skiführungs- touren oemacht werden; der beste an der Spike und ein guter am Schluß der Partie zur Hilfeleistung bei Skidekekten oder wirklichem Unglück, letzterer In der derben Skiläusersprache ominös als Letchenbeschauer bezeichnet. Gelang es aber wirklich, in schöner, flüssiger Abfahrt, etwa am Iohannisstein links und rechts einen Telemark an den anderen zu setzen, dann empfand nicht nur der Fahrer selbst eine hohe sportliche Besriedigung, sondern auch jeder der zahlreichen staunenden Zuschauer einen wirklichen ästhetischen Genuß, der für diesen unvergleichlich schönen Spart durch sich selbst worb. Der Mensch soll nicht über seine Leit Nagen, dabei kommt nichts heraus. Die Zeit ist schlecht: Wohlan, er ist da, sie besser zu machen. Die Geschichte der Welt war dis Lebsnsgsschichte grosser Männer. Carlyle.