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die Feuer spenden, wie Waldbrände, Blitzschläge unabhängig zu sein. Bald merkte man, daß Reibung Wärme erzeuge, die sich manchmal sogar zu Funken steigert. Diese Beobachtung wies unfern Vorfahren vor Jahrtausenden den Weg, sich Feuerzeuge herzustellen. In ein Stück hartes, trockenes Holz bohrten sie eine lochförmige Vertiefung und bewegten darin einen Stab mit beiden Händen quirlartig schnell hin und her. Dadurch entstand ein wenig sehr feines Bohrmehl. besonders bei Zusatz von ein paar Sandkörnchen. Weiteres Reiben ließ vielleicht einen kleinen Funken entstehen, der im lockeren Bohrmehl reichlich Nahrung fand, bis er durch vorsichtiges Anblasen immer größer wurde und ein bereit gehaltenes Büschel trockenen Grases in Brand setzte. So erhielt man eine offene Flamme. Eingeborene Afrikas und Australiens sollen auf diese Weise in weniger als einer Minute Feuer erzeugen können. Andere Volksstämme benutzen zum Feuerbohren einen elastischen Stab, den sie nachArtdesZentrum- bohrers in der Kerbe (ähnlich wie oben) in drehende Beweg ing setzen. Eine hohe Umdrehungszahl des festen Bohrstabes (siehe erstes Beispiel!) erzielt man auch, wenn man ihn durch einen darum gelegten Strick in Drehung versetzt. Freilich gehören zur Handhabung dieses sogenannten Strickbohrers zwei Eingeborne, von denen jeder an einem Strickende zieht. Verbindet man je doch die beiden Strickenden durch einen Bogen oder Bügel, so gewinnt man den Bogenbohrer, der von einer einzigen Person gehandhabt werden kann. Zum Feuerbohren, wie auch zum Durchlöchern von Knochen, Stein, Schildpatt benutzen die Südseeinsulaner einen „Pumpen bohrer", der dem Drillbohrer nicht unähnlich ist. Auf Samoa und auf den Inseln des Stillen Ozeans ist der Feuerpflug ein- geführt: in einer Bohrrinne wird ein Stab rasch hin und her be wegt, und durch den entstehenden Funken entzündet sich das Bohrmehl. Auch die Entdeckung, daß beim Aufeinanderschlagen von Stahl und Eisen Funken absprühen, machte man sich zu nütze. Noch viele unserer Großväter trugen stets ein Schlagseuerzeug, be- stehend aus Stahl, Feuerstein und Zunder — ost getrockneter, geklopfter Feuerschwamm — mit sich, da die Streichhölzer noch unbekannt waren. Nur wenige Gegenstände des so reichhaltigen Herrnhuter Museums haben wir heraüsgegriffen und in ihrer Bedeutung für die allgemeine Völkerkunde gewürdigt. Stundenlang kann man sich in den beiden Sälen aufhalten und immer wieder wird man Neues entdecken. Man versetzt sich im Geiste in die fernen Länder, sieht die Eingeborenen bei ihrer Arbeit oder im Kampfe gegen Menschen und Tiere und die Unbilden der Natur. So gehört das Museum mit zu den vielen Sehenswürdigkeiten unsers weltbekannten Nachbarortes Herrnhut. Heimatsandacht Sankt Peter hebt sich stolz und hehr mit seinem stadtbeherrschsndsn Turm aus den langen schmalgestsllten Dsihsn steilgespitzter Dächer hinaus in das woikenbshongsns All zu Gottes lobpreisender Ehr. Vertraut blicken dis versteckten Fenster und Luken aus dis wandelnden Seiten und lassen sich gern und freudig wecken von der Glocken melodischem Läuten. Leise kräuselt sich wirbelnder Äauch breit aus den zwängenden Essen und bringt bewegten Hauch in das Hüusergewirr. Fernhin schwingen sich in blau verschwommenen Tönen dis lieblichen Säge der heimischen Berga. Llnd über dem ganzen sriedhasten Bild ruht glückliches Mittagsschwsigen eins» heißen Sommerjonnentage». I. W«lp, Laich««. Verbotene Volkslieder vor 120 Zähren Von M. Gondolatsch, Görlitz interessantes Streiflicht fällt auf die Handhabung « der Zensur in Sachsen zu Anfang des 19. Iahrhun- derts durch nachstehende Verfügung der Regierung, die in der „Collektion der Oderlausitzer Gesetze und Anordnungen" (Vom. V. S. 189 ff.) zu finden ist: „Höchstes Generale vom 17. May 1803 wegen de» Berkaus» und der Verbreitung anstößiger Bolksschriften. — Publicirt durch Oberamts-Patent vom 18. Juni 6. a. Bon Gottes Gnaden, Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ILlick, Cleve, Berg, Enger» und Westphalen eic., Chursürst elc. elc. Liebe getreue. Nachdem uns hinterbracht worden, daß mancherlei; ärgerliche und den guten Sitten zuwiderlau- sende, auch sonst besonders dem gemeinen Volke schädliche Lieder und Aussätze in den hiesigen Landen im Druck erschienen wären und aus Jahrmärkten zum freien Berkaus ausgelegt würden: So Hot die von Uns deshalb ungeordnete Unter- suchung nicht nur die Verbreitung solcher anstößigen Volks- schrtfren durch sogenannte Liederhändler, Büchertrödler und Buchbinder auf den Stadt- und Dorfjahrmä-Kten bestätiget, sondern es sind auch die in der Beilage sub O verzeichneten, für anstößig befundenen Lieder zu confisciren gewesen. Damit jedoch sothanem Unwesen in möglichsten Maaße ge- steuert werde, so haben Wir beschlossen, daß künftig in Unser« gesammten Landen, dergleichen Lieder, Bolksschriften und Flug blätter auf öffentlichem Markte zu führen und zu verkaufen, nur alsdann, wenn sie innerhalb Unserer Londe mit gehöriger Censur gedruckt, und mit den Namen des Druckers und Druck orts versehen sind, gestattet, auch, damit dieser Verfügung behörig nachgelebet werde, von Seiten der Obrigkeiten genau inoigiliret und bey den von Zeit zu Zeit auf den Märkten, bey den Likderhändlern, Büchertrödlern und Buchbindern an- zustellenben Visitationen die mit d»n obengesührten Eigenschaften nicht versehenen Schriften sofort confieeiret und, nach Befinden, die Coniravenienten noch äußerln m mit Strafe beleget, nicht minder diejenigen, di« mit solchen Schriften handeln, an den nächsten Wochen- und Jahrmärkten nach Publikation dieser Unserer Willensmeinung, dessen ausdrücklich bedeutet und ver warnet werden sollen. Hiernach haben Unsere gesammten Vasallen, Beamten, Stadt« räche und andere Gerichtsobrigkeiten sich gehorsamst zu achten, und dem gemäß das Nöthtae zu verfügen und zu besorgen. Daran geschieht Unser Wille. Gegeben zu Dresden, am l7. May 1803. Heinrich Ferdinand von Zedtwitz. O Berzeichniß der im Berlage der oerwittweten Solbrigin zu Leipzig heraurgekommenen Doikslieder, w-lchr anbesohlener« maßen confircirt worden find, (^nno 1802). 1. Halle ist ein schönes Städtchen — 2. Schwarz bin ich, die Schuld — 3 Gestern legt ich mich — 4. Dos Mädchen will einen Frcyrr — 5. Als einstens Liecia — 6. Heut ist unser Ktrmißschmaus — 7. Ihr Mädchen, wollt ihr — 8. Wir reisen mit dem zwölften Jahr — 9. Hört ihr Herrn, geht mit zum Vogelfang — 10. Sind dos nicht Narrenspoffrn — 11. Ais die Benus neulich — 12. Grüß dich, Gevatter, mein« Liese — 13. Es wollt ein Jäger aus — 14. Ich weiß nicht, was Rosindcben — 15. Es sogt mir einer lausend Wort — 16. Es wohnt ein Bauer — 17. Wer hat Lust, mit mir zu — 18. Es wollt ein Müllerchen — 19. Ihr lieben Christen, stehet — 20. Sagt mir an, was schmunzelt ihr —