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I. Von Campo Formio bis zum 18. Brumaire. 57 beschwcrdevollen Kümpfen und Märschen. Am Vorderrhein, in den Gebieten rückwärts vom Luciensteig, in den Thülcrn des Engadin, an den Zugängen der Via mala, stritten die Krieger verschiedener Sprachen und Nationalitäten mit gleichem Muthc gegen die Hindernisse der Natur und den Widerstand der Men schen. Aber der Raschheit und Energie der Franzosen gelang cs mit mäßigen Kräften binnen weniger Wochen eine Reihe glänzender Erfolge zu erfechten, sich den Zugang zum westlichen Tirol zu öffnen und eine reiche Ausbeute an Gefan genen und Trophäen davon zu tragen. Nur die beherrschende Stellung bei Feld kirch vermochten sie nicht zu bewältigen. Wenn in Deutschland die kaiserlichen Waffen nur mäßige Triumphe feierten, in dem rhätischen Alpenlande im Nachtheil blieben, so war dagegen in Italien Obmiau-n. der Gang des Krieges von großen Siegen und Ruhmesthaten für die Verbün deten begleitet. An der Etsch stand der österreichische General Kray, ein tapferer waffenkundiger Walache, der den Krieg als kräftiger Natursohn nach eigener Einsicht, nicht nach den Vorschriften des schwerfälligen Hofkricgsraths führte, an der Spitze eines Heeres von 80,000 Mann den französischen Streitkräften unter dem Kriegsministcr Scherer gegenüber, einem Feldhcrrn ohne hervorragende Talente und wenig beliebt bei den Soldaten. Obschon an Truppcnzahl schwächer als der Gegner, beschloß Scherer dennoch den Angriff, che die Ver stärkungen, die unter dem Ocsterreichcr Melas und dem russischen Feldmarschall Suwarow iin Anzug waren, sich mit Kray vereinigt haben würden. So kam es denn in der letzten Woche des März zu einer Reihe von Gefechten im Gebiete 2«,-»«. M->-z jenes Flusses, die auf beiden Seiten vielen tapfer« Männern das Leben kosteten, aber ohne Entscheidung blieben. Erst die Schlacht von Magnano, südlich von s. Apn>. Verona, war für die Franzosen so verlustvoll, daß sich Scherer zum Rückzug über den Mincio und die Adda gezwungen sah. Der französische Kriegsministcr gab darauf den Oberbefehl an Moreau ab, den das Direktorium wieder zu Gnaden angenommen hatte, und kehrte nach Paris zurück. Aber der neue Be fehlshaber vermochte dem Feinde, bei dem kurz nachher Melas mit frischen Zu zügen eintraf, ein tapferer und erfahrener General, aber alt, kränklich und an n.Apw. die methodische Kricgsweise früherer Jahre gewöhnt, so wenig zu widerstehen als Scherer, zumal da zugleich Suwarow mit einer russischen Hülfsarmee von 17,000 Mann eintraf und den Oberbefehl über das Gesammthcer übernahm, ,4. «pw. ein Mann, eben so rasch und unternehmend als Melas zögernd und bedächtig. Die österreichischen Offiziere und Soldaten mußlen sich viel gefallen lassen von dem rauhen eigensinnigen Herrn, der selbst die Generale mit Verweisen und ' Vorwürfen überschüttete. Der Einfluß des mit Ungestüm vorwärts stürmenden Russen, der mehr als irgend ein anderer Feldherr die kühne Strategie der Revo lution angenommen, machte sich bald fühlbar. In ungehemmtem Marsche wurden der Oglio und die Adda überschritten, Moreau an mehreren Stellen, am schärfsten bei dem Brückenkopf von Cassano geschlagen, ein großer Theil seines Heeres w-n. A?,.