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44 .4. Europa unter Bonapartischein Einfluß. aus seiner neutralen Stellung herauszutreten; so brauchte Oesterreich bei einer künftigen Ländcrtheilung auf den verhaßten Rivalen gar keine Rücksicht zu nehmen. und°p""!ische Die Weigerung Friedrich Wilhelms III., der Coalition beizutreten, stellte inP-ttÄrg" eine Zeitlang den ganzen Kricgsbund in Frage, da Paul sich nicht gerne von Preußen trennte; auch die Kaiserin wirkte in dieser Richtung. Aber mehrere Umstände trafen zusammen, um den Zaren in seinem Entschluß zu befestigen. Gerade damals hatte das gute Einvernehmen, das bisher zwischen Paul und seiner Gemahlin bestanden, eine Störung erlitten: der heftige Fürst zürnte, daß sich Maria in Alles einmische; ein Höfling türkischer Herkunft, Iwan Kutaissow, der einst bei dem Sturme von Bender als Waisenknabe in die Hände der Russen gefallen war und sich bei Paul einzuschmeicheln wußte, weckte in ihm den Arg wohn, daß das Wort der Kaiserin mehr gelte als sein eigenes, daß er von ihr beherrscht werde. Dies reizte seine Eifersucht um so mehr, als er gerade damals einer vornehmen jungen Dame, Lapuchin, seine Neigung zugewcndet hatte, aber seine Gemahlin nicht bewegen konnte, sie in ihren Hofstaat aufzunchmen. Vor Allem aber war der Einfluß des Grafen Cobenzl, der nach den vereitelten Con- fcrenzen in Selz eine diplomatische Mission nach Petersburg erhielt und den Zaren durch seine gesellschaftliche Gewandtheit und Unterhaltungsgabc zu gewin nen wußte, von entscheidendem Gewicht auf die Entschließung Pauls. Er gab Ausschlag zu Gunsten Oesterreichs. Zu Ende August konnte Cobenzl nach Wien melden, daß eine russische Hülfsarmee bereits marschfertig sei; man warte nur auf englische Subsidien. Nun erfolgte in Petersburg ein gänzlicher Umschlag in der Politik. Nicht nur, daß Alles was auf französische Sympathien gedeutet werde» konnte, mit der größten Strenge verfolgt ward; selbst gegen Preußen, das Cobenzl und Besborodko als heimlichen Verbündeten und Gesinnungs genossen des Directoriums verdächtigten, wurde die Stimmung immer feind seliger: die Kaiserin ward zurückgesetzt und lieblos behandelt; die beiden Kurakin, die für Frieden und für ein freundschaftliches Zusammengehen mit Preußen gewirkt, wurden ihrer Aeinter enthoben, alle Männer, die im Verdacht liberaler oder „jakobinischer" Ansichten standen, durch Freunde des Kriegs und der österreichischen Allianz verdrängt. Selbst auf den Großfürsten Alexander dehnte sich die Ungnade aus, womit Paul die Kaiserin und alle die zu Preußen oder Frankreich neigten, belegte. Fräulein Lapuchin. die nach einigem Wider stand den stürmischen Bewerbungen des Zaren nachgab, wurde die gefeiertste Daine am Hofe. In leidenschaftlicher Aufregung stürzte sich nun Paul in ein ununterbrochenes Genußleben, welches die Hitze und Reizbarkeit seines Tempera ments ins Maßlose steigerte. Bald nahm der Kriegseifer in Petersburg ein Tempo an, das über die Wünsche Thugut's hinausging. Denn noch war man äußerlich im Frieden mit Frankreich; noch hatte der Rastatter Congreß seinen Fortgang; und die bisherigen Erfahrungen waren nicht geeignet, das Herz des