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484 Europa unter Bvnapartischem Einfluß. St. Aignan, bisher Gesandter am Weimarer Hof, zu neuen Vermittlungsvor- Mägen. Es wurde dem Kaiser Napoleon der Besitz von Frankreich innerhalb seiner „natürlichen Grenzen", Rhein, Alpen, Pyrenäen, zugesichert, wenn er in die Unabhängigkeit Deutschlands, Hollands, Italiens und in die Wiederherstellung der alten Dynastie in Spanien willigen würde ; zur nähern Vereinbarung dieser Friedensbasis sollte sich alsbald ein Congreß auf dem rechten Rheinufer versam meln. So wollte man also selbst nach dem Gottesgericht zu Leipzig noch auf die Grenzen von Campo Formio und Luneville zurückgehen! Das wollte noch im Angesicht des Rheins die Diplomatie der deutschen Nation nach der glor reichen Erhebung bieten. In bittcrm Zorn schrieb damals Arndt seine Schrift vom Rhein, als Deutschlands Strom, nicht Deutschlands Grenze. Das drohende Unheil dieses faulen Friedens wpM^um Glück Napoleon selbst in „trotziger Unbändigkeit des Hochmuths" ab. Wen die Götter verderben wollen, dem rauben sie die Besinnung. Die Antwort des französischen Kaisers lautete unbestimmt und ausweichend; neue Rüstungen und Conscriptionen, wobei vor- und rückwärts gegriffen wurde, gaben Zeugniß, daß der Stolz des verblendeten Mannes noch immer nicht gebrochen sei, daß er noch immer an der Idee eines abendländischen Weltreiches festhalte, das Glück der Schlachten abermals ver suchen wolle. Als er sich hinterher bereit erklärte, die Vorschläge anzunehmen, war es zu spät. Es drang bald im Hauptquartier die Erkenntniß durch, daß - man im Begriff gestanden, ein schmach- und unheilvolles Abkommen zu treffen, namentlich als Stein in Frankfurt erschien und seinen noch immer mächtigen Einfluß bei Kaiser Alexander im Sinne der Fortsetzung des Krieges geltend machte. Es wurde jetzt der Uebergang über den Rhein beschlossen und der Welt >. Dk-dr. in einem Manifeste von diesem Entschluß Kunde gegeben. Allein auch jetzt " wieder wurde der weitere Feldzug nicht so schnell vollführt und der Zusammen hang der in Frankreich einrückenden Heeresmassen war nicht so eng, wie es zur völligen Ueberraschung und Ueberwältigung des Gegners wünschenswerth ge wesen wäre. D» Slin» Das Manifest vom 1. December erklärte, daß man nicht Krieg führe gegen Fianimch. Frankreich, sondern gegen die Uebermacht, welche Napoleon zum Unglück Frank reichs und Europa's allzulange außerhalb der Grenzen seines Reiches ausgeübt. Man wünsche vielmehr, daß Frankreich groß, stark und glücklich sei, denn ein großes und starkes Frankreich sei eine der Grundlagen des europäischen Staaten gebäudes. Darum seien die Verbündeten bereit, demselben einen größeren Ge bietsumfang zu gewähren, als es jemals unter seinen Königen besessen; aber sie würden auch nicht eher die Waffen niederlegen, als bis heilige Verträge Europa einen wahrhaften Frieden und dauernde Zustände gesichert haben würden. Es war ein Kunstgriff, die Sache des Herrschers von der des Volkes zu trennen, wie ihn der französische Imperator so oft angewendet. Und daß allerdings auch in Frankreich sich ein anderer Geist zu regen begann, ging aus den Verhand-