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IV. Umsturz und Neubau. 479 an, der zurückzichende» französischen Armee den Weg nach dem Rhein zu verlegen. Allein sein Heer, das er überdies unbesonnener Weise durch zweck lose Entsendungen geschwächt, war den noch immer großen Truppenmassen Na- poleon's nicht gewachsen. Bei Hanau kam es erst zu einer Reihe einzelner Gefechte und sodann zu einer große» Schlacht, die dem „sterbenden Löwen" noch einmal Gelegenheit bot, seine Kraft zu zeigen. Die fchlerhafien Aufstellungen und Anordnungen Wrede's trugen schlimme Fruchte. Bei aller Tapferkeit der bairisch-österreichischen Truppen erfocht Napoleon noch einmal einen glänzenden Sieg, durchbrach in zweitägigen Kümpfen die feindlichen Linien, erstürmte die Stadt und öffnete sich die Straße nach dem Rhein. Auf beiden Seiten kostete die Schlacht schwere Hpfer. Beim Sturm auf die Kinzigbrückc wurde General Wrede, ein tapferer Soldat, wenn auch kein Feldherr, schwer verwundet; trotz der verlorenen Schlacht erhielt er bald darauf den Fürstentitcl und Feldmar- schallsrang. Napoleon hätte das bairisch-österreichische Heer vielleicht noch voll ständiger zersprengen können, allein es war ihm darum zu thun, möglichst rasch den Rhein zu gewinnen. An den Thoren von Frankfurt kam es zu einem zi.Oabr. neuen Gefecht mit einer bairischen Heerabthcilung. Noch einmal betrat der Kaiser die alte Reichsstadt am Main, setzte aber alsbald den Marsch nach Mainz fort. Sein Heer zählte, als cs den Strom überschritt, noch immer 70,000 Mann, die freilich zum größte» Theil den Keim tödtlichcr Krankheiten in der Brust trugen und bald massenhaft in überfüllten Lazarethen starben. I» Frankfurt schlugen einige Tage später die drei verbündeten Monarchen ihr Hauptquartier auf. Auch als Napoleon den deutschen Boden verlassen, blieb noch eine Reihe Di- fester Plätze im Innern, an der Elbe, Oder, Weichsel bis nach Polen hinein, A von französischen Garnisonen besetzt. Einzelne hielten sich bis zur Restitution der Bourbonen, worauf die Besatzungen als Truppen eines befreundeten Fürsten ungehindert nach Frankreich zurückkehrcn konnten, andere erlagen in den nächsten Wochen nach der Leipziger Schlacht den Angriffen der Verbündeten, und die französischen Vertheidiger mußten in Kriegsgefangenschaft wander». So mußte der Marschall St. Cyr in dem ausgehungerten Dresden eine Kapitulation >>.N°»br. abschließcn, die mehr als 30,000 Mann in Gefangenschaft lieferte; ebenso erging cs dem General Rapp in Danzig, nachdem er diesen vorgeschobenen z», D«bi. Posten lauge tapfer und entschlossen vertheidigt hatte. In beiden Fällen wurde die Entlassung nach der Heimat, gegen das Versprechen, binnen einer bestimmten Frist nicht gegen die Verbündeten zu dienen, nicht bewilligt, sondern einfache Kriegsgefangenschaft verlangt. Auch Stettin, Torgau. Küstrin, Wittenberg fielen in den nächsten Monaten, andere Festungen aber, wie Magdeburg, Glogau, Erfurt, Hamburg, Mainz, hielten sich bis zum Frieden. In Ham burg widerstand der eiserne Marschall Davoust, der die Stadt durch den aus gezeichneten Ingenieur und Festungsbaumeister General Haxo vortrefflich hatte befestige» lassen, allen Angriffen und Verlockungen, mit denen ihn Bennigsen