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IV. Umsturz und Neubau. 451 auf das Gebiet am rechten Wcichsclufcr beschränkt werden, Schlesien an Oesterreich, das Ucbrige an Sachsen und Westfalen fallen. Allein mit solchen Anerbietungen, welche nur das Napoleonische System in Europa durch die österreichischen Waffen befestigen wollten und gewaltige Kriege um einen sehr unfichern Preis in Aussicht stellten, wurde jetzt schon kein großer Eindruck mehr in Wien erzielt. Die Mission des Fürsten Schwar zenberg nach Paris vermochte die Spannung und das Mißtrauen nicht mehr zu besei tigen. Insbesondere drängte jetzt Narbonne ungeduldiger, als cs Napoleon wünschte, aus die Entscheidung. Er übergab Metternich eine Rote, worin bestimmt verlangt 2e. AM war, daß der Allianzvertrag vom März 1812 treu eingehalten und namentlich auch der Führer des österreichischen Hülfscorps in Polen, General Frimont, angewiesen werde, seinen Rückzug nicht weiter sortzusctzen, eine Forderung, die Metternich wenige Tage später mit der Erklärung beantwortete, daß Oesterreich als bloße Hülfsmacht am >«. «M. Kriege nicht mehr Antheil nehmen könne und daß die Bestimmungen der Allianz von 1812 ausgehört hätten auf die gegenwärtige Lage anwendbar zu sein. Auch die Schlacht bei Lützen machte nicht den Eindruck in Wien, den Napoleon hoffte, ein Be weis, daß fie nirgends als ein entscheidender Erfolg betrachtet wurde. Es wurde jetzt Gras Bubna zu Napoleon, Graf Stadion ins Lager der Verbündeten geschickt, um die MM-Mai. österreichische Friedensvermittlung energischer zu betreiben, die als Grundlage der Aus gleichung die Abtretung Jllyriens, die Auflösung des Rheinbundes und des Herzog thums Warschau, Herausgabe der französischen Erwerbungen zwischen Ems, Weser und Elbe und Wiederherstellung Preußens vorschlug. Napoleon wies solche Anträge, obwohl sie ihm noch immer die Rheingrenze, die Schweiz, Belgien, Holland, Italien überließen, unwillig zurück ; sein Stolz sträubte sich immer mehr gegen die österreichische Vermittlung, die Miene machte, ihre Forderungen mit den Waffen zu unterstützen. Er hätte sich weit lieber unmittelbar mit Kaiser Alexander verständigt und versuchte noch einmal beim Zaren mit den Tilsiter Trugkünstcn zum Ziele zu kommen. Vor der Bautzener Schlacht wurde Caulaincourt mit lockenden Anerbietungen, welche die rus sische Herrschaft bis zur Weichsel ausgedehnt und aus Preußen einen polnisch-russischen Vasallenstaat gemacht hätten, ins Hauptquartier Alexander's geschickt. Aber diese Lockungen verfingen jetzt nicht mehr; Caulaincourt wurde gar nicht angenommen, sondern auf die verhaßte österreichische Vermittlung hingewiesen. Der Versuch, die Murten zu trennen, mißlang also und deren Einvernchinen mit Oesterreich ward täglich inniger, wie sich schon in der Reise des Kaisers Franz und Metternich's nach Gitschin, in die Nähe des Hauptquartiers der Verbündeten, kundgab. In dieser kritischen und unentschiedenen Situation wurde der Waffenstill- «cniäa-»?» stand abgeschlossen, und Napoleon gedachte seine Rüstungen so zu fördern, daß er mit den drei Mächten vereinigt fertig zu werden vermöchte. Inzwischen schloß sich die große Coalition enger zusammen. England erneuerte zu Reichenbach,4. ,z J^j. in Schlesien seine Verträge mit Preußen und Rußland, worin das Maaß der britischen Subsidien und der militärischen Leistungen der Continentalmächtc fest gestellt war. In dem englisch-preußischen Vertrag inachten sich wieder einmal die welfischen Interessen und der Einfluß des hannover'schen Ministers in London, Graf Münster, recht bemcrklich, und Hardenbcrg's schwache Nach giebigkeit ließ ganz unberechtigte Ansprüche aufkommen. Von der Herstellung Preußens war viel weniger die Rede als von der Abrundung Hannovers. Nicht nur die alten hannover'schen Crblande sollten rcstituirt, sondern die welfische