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IV. Umsturz und Neubau. 441 Benkendorf, Dörnberg, dein uns bekannten Führer der hessischen Jnsurrection, noch mancher glückliche Streifzug; in dem Gefecht von Lüneburg wurde Ge-2.«»'"im». neral Morand in heftigem Straßenkampf empfindlich aufs Haupt geschlagen. Allein es zeigte sich doch sehr rasch, daß mit so unzulänglichen Streitkräftcn in jenen niederdeutschen Gegenden gegen die noch immer überlegenen französischen Armeen nichts auszurichten war. Die Verbündeten hielten ihre Kraft für den Kampf in Sachsen beisammen und gaben in kurzsichtiger Weise die Nieder elbe preis. Die Franzosen hatten inzwischen ihre Truppenmacht im nordwestlichen Em-u,-, Deutschland reorganisier und verstärkt; der harte eiserne Marschall D a v o u st Fmnj°s,n. wurde zum Oberbefehlshaber in jener Gegend ernannt; unter ihm stand der General Vandannne, ein Mann von gigantischer Kraft und Gestalt, „der den Trotz eines Bonapartischen Soldaten mit der Wildheit eines jacobinischen Schreckensmannes verband". Furchtbare Strafgerichte ergingen über die Land schaften, wo sich Erhcbungsversuche gezeigt hatten. In Wesel, Münster, Osna brück und Bremen setzte Vandannne Militärcommissionen als Schreckensgerichte ein, die durch Bluturtheilc den Widerstand niederzuschlagen versuchten. An der untern Weser wurde gesengt und verwüstet, Geiseln wurden weggeschlcppt und „Vcrcäthcr" erschossen. Der schmählichste Mord wurde verübt an zwei Mitglie dern der provisorischen Negierungscommission von Oldenburg, die von dem flüchtigen französischen Präfecten selbst eingesetzt worden war und ihr Amt durch aus loyal verwaltet hatte. In einem empörenden Gerichtsverfahren, das seine Formen aus der alten Jacobinerzeit entlehnte, wurden die beiden angesehenen Männer, v. Berger und v. Fink, in Bremen vcrurtheilt und erschossen. Die reiche Handelsstadt an der Weser, die schon seit sieben Jahren unsägliche Drang sale erlitten, sah noch einmal die ganze erbarmungslose Härte des französische» Schreckcnssystenis über sich ergehen, durch das wohl noch für einen Augenblick die Napoleonischc Herrschaft in Nordwestdeutschland befestigt, dafür aber auä, der Haß ins Ungemessene gesteigert wurde. Auch das Schicksal Hamburgs konnte bald nicht mehr zweifelhaft sein.8all°°» Auswärtige Hülfe kam nicht und die schwachen Bürgcrwehren, die errichtet Davouft^ worden, waren im Verein mit den Tettcnborn'schen Kosaken nicht im Stande, die Stadt gegen zwei französische Armeecorps zu halten. Es schien noch einmal, als wollte sich Dänemark der bedrohten Stadt annehmen. Die dänische Regie rung schwankte, wie wir gesehen haben, lange, welche Partei sie ergreifen solle ; sie ließ Hamburg besetzen und erklärte, die Stadt im Nothfall vcrtheidigcn zu wollen. Die Franzosen aber ließen sich dadurch nicht beirren. Seit Mitte Mai wurde die Stadt heftig beschossen; die dänische Regierung schloß in jenen Tagen, als die Berichte vom sächsischen Kriegsschauplatz günstig für Napoleon lauteten und die Verhandlungen mit den Verbündeten sich zerschlugen, ihren Frieden mit dein französischen Kaiser, von de», sie in dein Besitz von Norwegen geschützt zu