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III. Die Jahre der Napoleonischcn Weltherrschaft. 389 sic sich zu gemeinsame», Vorgehen und verlangten als Preis der Bewilli gung von Donativen Reformen im Sinne einer gerechteren Besteuerung, einer besseren Rechtspflege, einer Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit. Die Kö nigin und der Minister waren entrüstet über die Haltung der Edlen; sie suchten durch eine Abgabe auf alle Urkunden und Contrakte, durch Verloosung verschie dener Domanialgüter und Stiftungen und durch eine eigenmächtige Vermögens- auflage die Leere in der Staatskasse auszufüllcn. Allein auch dieser Versuch hatte nicht die erhoffte Wirkung; die ungesetzliche Besteuerungsweise stieß allent halben auf Mißtrauen und Abneigung. Man sah darin eine Verletzung der sicilischen Constitution. Es lag aber nicht im Charakter der Königin, sich rasch einer Opposition zu beugen. Wir wissen ja, wie leicht ihr Blut in Wallung gerieth, wie heftig ihre Affekte sich regten. Sie bewog ihren Gemahl, fünf der ersten Barone, darunter Bclmonte, in Haft nehmen und in verschiedene Gefängnisse bringen zu lassen. Es hieß, sie sollten des Hochverraths angeklagt und am Leben bestraft werden. Wie mußte es nun ihren Stolz und ihren Groll reizen, als sich Lord Bentink, dem die englische Regierung neben dem Charakter eines Botschafters zugleich den Oberbefehl über die Besatzungstruppen in den verschie denen Städten der Insel übertragen hatte, Klage erhob über die Mißbräuche der Verwaltung, als er auf Beobachtung der Verfassung und auf Freilassung der gefangenen Barone drang! Die Königin, deren Selbstgefühl als Erzherzogin von Oesterreich seit der Vermählung ihrer Enkelin Maria Louise noch höher gestiegen, und die mehr geneigt war sich mit Napoleon zu verständigen als sich den Trotz und Uebcrinuth des hochfahrenden Engländers gefallen zu lassen, fragte den Gesandten, welches Recht er habe, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Sie lasse sich Nichts befehlen. Lord William Bentink. ein barscher brutaler Edelmann, gab ihr zur Antwort: „Entweder Constitution oder Revo lution !" reiste ohne Aufschub nach London und kehrte nach drei Monaten mit unumschränkter Vollmacht nach Palermo zurück. Er fand die Königin un-O-a-i. isn. crschütterlich. Weder seine Drohung, er werde sie und den König nach England einschiffcn lassen und eine Regentschaft unter dein Herzog von Orleans und dem Fürsten Bclmonte einsetzen, noch die Zusaminenziehung aller englischen Bc- satzungstruppen, 12,000 an Zahl, in der Nähe von Palermo, vermochten die Habsburger»! cinzuschüchtern. Sie wollte Gewalt mit Gewalt vertreiben. Erst als man ihr bedeutete, daß die sicilischen Soldaten ohne Sold und Kleider, ja selbst ohne Waffe» seien und weder fähig noch willig zu irgend einem Kampf gegen englische Regimenter, da beugte sich Karoline der Nothwcndigkeit. Sic zog sich auf ein entlegenes Landgut zurück und setzte dadurch den englischen Befehlshaber in Stand, die Angelegenheiten Siciliens nach seinem Willen zu ordnen. Zum Gcncralcapitän ernannt und mit dem Lommando der gesammten «-mua englisch-sicilischcn Streitkräfte auf der Insel betraut, bewog nunmehr Bentink C"nstiwaön.