Volltext Seite (XML)
III. Die Jahre der Napoleonischcu Weltherrschaft. 379 baten wurde» in das französische Heer eingerciht, der Papst selbst ini Quirinal wie ein Gefangener behandelt, Ancona, Urbino und andere Gebietsteile vom Kirchenstaate getrennt und mit dem Königreich Italien verbunden. Unter den Eindrücken der Vorgänge in Spanien trat Pius VII. in schärfere Opposition gegen die Napolconische Politik: er weigerte sich, den lehnsherrlichcn Rechten des Pontifikats auf das Königreich Neapel zu entsagen; er verbot den Bischöfen der dem Kirchenstaate entrissenen Landestheile alle Eidesleistung an den neuen Herrn, wer es thue mache sich zum Mitschuldigen des Sacrilegiums; er zeigte bei Ausbruch des Krieges vom Jahr 1809 Sympathien für Oesterreich und England; er bereitete insgeheim eine Ercommunicationsbulle vor, durch welche der kirchliche Baun über diejenigen ausgesprochen wurde, welche sich der Besitz tümer der Kirche bemächtigten. Diese Handlungen des Papstes setzten den Im perator, der gerade damals im siegreichen Vordringen gegen Oesterreich begriffen war, in heftigen Zorn und bestimmten ihn die im Stillen gehegten Pläne zu verwirklichen. Kaum hatte er daher das Schloß Schöubrunn bezogen, so ließ er „aus dem kaiserlichen Lager in Wien" ein Dekret ausgehen des Inhalts : „Karl Mai isov. der Große, Kaiser der Franzosen, Unser erhabener Vorfahr, hat dem römischen Bischofstuhl verschiedene Länder als Lehen übergeben, doch so, daß sie niemals aufhörtcn ein Theil seines Reiches zu sein. Aber von Anfang ist die Vereini gung der geistlichen und weltlichen Gewalt die Quelle vieler Streitigkeiten und Verwickelungen gewesen, da sich die Päpste oft der einen zu Zwecken der andern bedient, die ihrer Natur nach unveränderlichen geistlichen Angelegenheiten oft mit den durch Zeitverhältnisse bedingten und darum veränderlichen weltlichen Dingen vermischt haben. Deshalb wollen und befehlen wir, daß die Staaten des Papstes mit dem französischen Reich vereinigt werden, Rom eine kaiserliche freie Stadt mit eigener Regierung sein, die Einkünfte des Papstes zwei Millionen Francs betragen und seine Besitzungen und Paläste von allen Abgaben frei bleiben sollen". Zugleich wurde eine Consulta von fünf Mitgliedern, darunter Miollis und Sa- licetti als provisorische Staatsregierung eingesetzt und einige Zeit nachher die Art und Weise bestimmt, wie die Vereinigung des in zwei Departement? getheilten Kirchenstaats mit Frankreich ausgeführt werden sollte. Die Klöster wurden auf gehoben, die- Zahl der Bisthümer vermindert, die fremden Priester ausgewiesen,- den Bischöfen und Geistlichen befohlen, dem Kaiser den Eid der Treue zu leisten; wer sich weigerte, sollte Amt und Vermögen verlieren und verbannt werden. Damit wurde Rom ein Bestandtheil des Napoleonischen Weltreiches. Aber wie sehr immer die Klerikalen diese Umwandlung beklagen mochte», so hatte doch die franzö sische Herrschaft auch die gute Wirkung, daß Ordnung und Sicherheit in der Tiber stadt hergestcllt und viele Monumente des Alterthums zu Tage gefördert wurden. Das Dekret aus dem kaiserlichen Lager in Wien wurde dem Papste am W.g,üh,m,g 19. Juni bekannt. Er gab seinen Gefühle» in einer ernsten würdigen Be-^'"^' schwerdcschrift Ausdruck und veröffentlichte dann die bereits abgefaßte Bannbulle,