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III. Die Jahre der Napoleonischen Weltherrschaft. 373 des Landes, um sich der Hauptstadt zu bemächtigen. Joseph hatte bereits Ma drid verlassen, begleitet von Tausenden von Spaniern, die sich der Bonaparti-10,«uz. scheu Sache zugewcndct. Er begab sich nach Valencia, um mit Hülfe der Heere Suchct's und Soult's seinen wankenden Thron wieder aufzurichten, während Wellington unter Jubel und Festgcpränge seinen Einzug in die Hauptstadt hielt. 12. Mg. Wie wenig immer die Verfassung von Cadiz nach seinem Sinne war. so gab er doch seine Einwilligung, daß dieselbe am folgenden Tag feierlich verkündigt und beschworen ward. Wie ward jetzt der Sieger von Salamanca. der Schirmherr der Constitution vom Jahr Zwölf von der heißblütigen erregbaren Nation ver herrlicht ! Man hatte ihn schon vorher zum Granden erster Klasse und Herzog von Ciudad Rodrigo ernannt, jetzt übertrug man ihm das Oberkommando über alle spanische» Truppen. Als er im nächsten Winter in Cadix erschien, sprachen ihm die Cortes den Dank der Nation aus und erthcilten ihm die größten Voll machten in Allem was sich auf Krieg und Organisation der Provinzial- und Communal-Ordnung bezog. Aber unter der blumigen Decke der Volksbegeisterung lagen häßliche Schäden verborgen. Der Wohlstand der Nation war dahin; viele Städte waren wachs. in Trümmer und Brandstätten verwandelt; die Felder lagen wüste; Krieg und ' Seuchen hatten das Land verödet und entvölkert; die Staatskasse war erschöpft; die amerikanischen Colonien waren in Gährung und Aufruhr; in der neuge wählten Regentschaft hatten die Servilen unter der Leitung des Herzogs von Jnfantado die Oberhand ; der Klerus strengte alle Kräfte an, um das Volk gegen die Cortesvcrfassung und die neugcschaffene Ordnung, die er als ein Werk der Gottlosigkeit darstellte, aufzureizen. Und nur zu bald rüstete sich im Norden und im Süden die alrspanischc Partei zum Kampfe wider die Liberalen für die Erhaltung der alte» Einrichtungen und Zustände. Die Bonapartische Regierung in Madrid hatte zuerst ein Drittel, dann sämmtliche Klöster aufgehoben; die Cortes hatten ein Klostergcsetz erlassen, das. wenn auch mit Vorsicht und Scho nung vorgehend, dem gleichen Ziele zusteuerte. Den» unmöglich konnte doch der neue spanische Staat den ärgsten Krebsschaden des nationalen Wohlstandes bestehen lassen, eine klösterliche Uebcrmacht Herstellen, die im Jahr 1797 mehr als 3000 Häuser mit 92,727 Mönchen und Nonnen zählte. Ebenso wenig wollte die Regierung die ungerechtfertigte Steuer bestehen lassen, die vor Jahrhunderten der Erzbischof und das Kapitel von Santiago in Galicien und Leon cingeführt hatten und die allmählich über den größten Lhcil von Spanien ausgedehnt worden war. und zwar auf Grund einer königlichen Urkunde ans dem neunten Jahrhun dert. deren Unechtheit längst bewiesen war. Und sollte gar die liberale Mehrheit im Reichstag die von Napoleon abgcschaffte Inquisition wicdcrhcrstcllcn. wie die Altgläubigen verlangten? Ueber diese Lebensfragen, von deren Lösung die Zukunft Spaniens abhing, entbrannte ein heißer Kampf zwischen den Cortes und den Männern des Fortschritts einerseits, den Klerikalen und Servilen