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368 .4. Europa unter Bouapartischem Einfluß. dein bekannten strategischen Geschick seine Absicht verbergend, nordwärts ab, uni sich am Mondego festzusetze», dann aber, als die Besitznahme von Coimbra durch den Feind verhindert ward, über die Sierra EstreNa nach der spanischen Grenze zurück. Ende März 1811 erreichten die Soldaten im kläglichsten Zu stande die Stadt Ciudad Rodrigo wieder, von wo sie vor sechs Monaten zur Eroberung Portugals ausgezogen waren. Die Engländer, durch den erfolg reichen Widerstand crmuthigt und durch Verstärkung und reichliche Unterstützung gekräftigt, folgten den Abziehenden auf dem Fuße, um Estremadura und Alt- castilien in ihre Gewalt zu bringen. Als nun der alte Marschnll, dem Ney 3. und ü^Mai die weitere Mitwirkung verweigerte, bei Fuentes de Onorc, etliche Meilen von Almeida, dem Feinde noch einmal ein Treffen lieferte, erfuhr er das Schicksal von Busaco. Auf die Kunde von diesen Mißerfolgen rief der Kaiser den hoch verdienten Veteranen in zorniger Ungnade von dem Commando ab und über trug den Oberbefehl über sämmtliche Streitkräftc in Spanien dem Marschall Soult, obwohl dieser einige Tage später bei Albuera, unweit Badajoz, durch 1«. Mal. Lord Bercsford eine Niederlage erlitten, die noch weniger zu entschuldigen war als Masscna's Unfälle. Maffcna kehrte nach Frankreich zurück, verkannt, geta delt und wenig beliebt. piunAc! Während der Jnsurrectionskrieg mit entfesselter Wuth alle Provinzen der iberischen Halbinsel durchtobte, schritt auch in Cadix die gesetzgeberische Revolu- >n Cadix. tion auf der angegebenen Bahn tapfer voran. In den Sommeruionatcu des Jahres 1810 wurden im Schooße der Cortes Verhandlungen gepflogen, Rede schlachten geliefert, Beschlüsse gefaßt, welche vielfach an die Vorgänge des vierten und fünften August 1789 in Versailles erinnerten, nur daß die begeisterte Hin gebung und Selbstentsagung einer ganzen Nation, selbst der privilegirten Stände wie sic in Frankreich auf den Flügeln eines idealen Aufschwungs der Seele dahiustürmte, in dem zertretenen, zerrissenen, anarchischen Spanien nicht Platz greifen konnte. Auch in dem Congreß der Seestadt wollten die Vertreter der Nation durch tiefe Einschnitte in den verdorrten und verfaulten Staatsorganis mus thatsächlich beweisen, daß sie ein Herz hätten für das Volk, daß die Abstellung alter Lasten und Leiden, unter denen die Nation Jahrhunderte lang geseufzt, der Lohn sein sollte für die großen Anstrengungen und Frcihcits- kämpfe. Mit geschichtlichen und staatsrechtlichen Argumenten wurde dargethan, daß die Privilegien des Adels, die grundherrliche Gerichtsbarkeit, die Fcudalrechte und die da durch bedingte Belastung und Bedrückung der gutshörigen Bauern und Untcrthanen, daß die Zehnten und kirchlichen Abgaben auf ungesetzlichen Nechtstiteln beruhten und kraft der den Cortes inwohncnden Souveränität und Staatshoheit abgcschafft werden sollten, und zwar nur in solchen Fällen mit Entschädigung, wo die legitime und gesetz liche Erwerbung der Güter und Besitzthümer rechtsgültig nachgcwiesen werden könnte. Denn ein großer Theil der Nationalgüter mar auf unrechtmäßige Weise durch Ver schleuderung der Krön- und Staatsdomänen von Seiten der Könige oder durch