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III. Die Jahre der Rapolconischen Weltherrschaft. 357 rikanischcn Pflanzstaatcn zu Gunsten der Monarchie Ferdinands und über die reichen Geldsendungen, die nach so langer Unterbrechung der spanischen Regie rung durch englische Schiffe übermittelt wurden, ein Dekret erlassen, welches das22.Ian.i8v». Prinzip der Gleichberechtigung der Colonien mit dem Mutterlande verkündete. Ein Manifest hatte in edler würdiger Sprache den Völkern Europa's zu Ge- müthe geführt, daß sie die Spanier nicht allein einen Kampf dnrchfechten lasse» dürften, bei dem es sich um die Freiheit aller Nationen handelte. Und schon ging aus dem Schooße der Versammlung eine Partei hervor, welche Di-n-m». auf eine Wiedergeburt der Nation durch eigene Kraft drang, neben dem Kampfe fürPasm."^ die nationale Unabhängigkeit auch die Herstellung einer gesunden staatlichen Ordnung forderte, die nur das Werk einer Nationalversammlung, der Cortes sein könnte. Der talentvollste und eifrigste Vertreter dieser national-liberalen Partei war der Dichter Quintana, der in feurigen Liedern voll patriotischer Begeisterung die ehemalige Herrlichkeit des Vaterlandes und die Schmach der Gegenwart den Zeitgenossen ins Herz geflößt, der jetzt von der Ccntralrcgierung in Sevilla znm Secrctär ihres Bureaus ernannt, die „Patriotische Wochenschrift" ins Leben rief, ein einflußreiches Organ des Freisinns in allen Lebcnsgcbictcn. Die Annahme des Antrags von Lorenzo Calvo auf Einberufung der Cortes, ein Antrag, den bisher die Majorität der Versammlung aus selbstsüchtigen, absolutistischen und reactionären Motiven hartnäckig bekämpft hatte, und ein von Quintana verfaßtes Manifest, worin dieser Beschluß der Nation mitgetheilt r. Mm mv». ward, waren die Vorzeichen, daß eine neue Aera im Anbruch sei, daß der Gedanke einer StaatScrncuerung auf Grund der Bolkssouvcränctät, der sich bisher nur in ein zelnen Flugschriften hcrvorgewagt, mehr und mehr zum klaren Bewußtsein der Einsich tigeren gekommen. Das Manifest verhieß das Glück der Nation auf dauernden Grund lagen auszubauen. Aber die Zeitumstände und die Bedenklichkeiten der bestimmenden Persönlichkeiten in der Ccntral-Junta waren einer raschen Verwirklichung der Cousti- tutionsidcc im Wege. Die Berufung der Cortes sollte erst im kommenden Jahr erfolgen und mittlerweile die Vcrfassuugsrcform vorbereitet werden. Seitdem standen im Schooße der Ccntralrcgierung zwei Parteien, die Conservativen und die Männer des liberalen Fortschritts, einander feindlich gegenüber. Der „vereinigte Rath", ein Ausschuß von fünf Mitgliedern, welcher den Gang der Regierung leitete, hielt an den altspanischcn Ansichten fest. Doch traten von der Zeit an eine Menge von Denkschriften mit Vorschlägen liberaler Reformen an das Licht der Oeffentlichkcit, welche zu einer durchgreifenden Um- gcstaltung des spanischen Staatswescns den Weg bahnten. Bei dieser Stimmung und Richtung der Ccntral-Junta konnte man für die Di- a-»»»,. Zukunft einige Hoffnung hegen, für die Gegenwart dagegen war Spanien an andere Kräfte gewiesen — an die elementaren Volkslcidcnschaftcn der Guerillas Dl'Ä'dü und'an den energischen Beistand Englands. Wie anspruchsvoll immer die Cen- tralrcgicruug in Sevilla gegenüber Großbritannien auftrat, indem ihre Forde rungen an Geld, Waffen, Montur und andcrm Kriegsbedarf ins Maßlose gingen, und wie zurückhaltend und widerspenstig sie sich in ihren Gegenleistungen zeigte, indem sic weder eine englische Garnison in Cadix zuließ, noch den direkten Handel mit den spanischen Pflauzländern in Südamerika gestatten wollte, so war doch das Interesse Englands zu innig mit dem spanischen verknüpft, als daß das Ministerium Canning-Castlercagh in seinen Unterstützungen hätte lässig