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III. Die Jahre der Napolconischc» Weltherrschaft. 345 Feuerzeichen auf den Bergen kündigten die Stunde der Erhebung au. Die Unternehmungen, mit wunderbarer Verschwiegenheit und Ucbereinslininiung zu gleicher Zeit an verschiedenen Orten begonnen, waren von dem glücklichsten Er folg gekrönt. Während die bäurischen und französische» Truppen nach einem unglücklichen Gefechte bei Stcrzing im Pustcrthale unter steten Kämpfen und großen Beschwerden über den steile» Schcllenberg und Brenner gen Inns bruck zogen, die Niederlage durch Verwüstung und Lhatcn des Schreckens rächend, wurde die bäurische Besatzung der Hauptstadt, nach dem tapfersten Widerstande, am Berge Isel zur Ergebung gezwungen, der energische Oberst Ditfurth schwer 12. Ap-u. verwundet zum Gefangenen gemacht und Innsbruck selbst eingenommen. Unter diesen Umständen blieb dem französischen General Bisson bei seiner Ankunft am Jsel nichts übrig, als durch schimpfliche Capitulativn mit den Bauer» seine ganze Heerabthcilung, 4000 Mann stark, in Kriegsgefangenschaft zu liefern. Zugleich wurde auch im Vintschgau und im Ctschthal das verhaßte Joch abgeworfen. Trient und Novcredo den Franzosen entrissen. Ganz Europa blickte mit Bewunderung auf die Hcldcnthatcn eines Bauern- Volkes, das innerhalb fünf Tagen das Land von seinen Dränger» befreite und gegen 6000 Gefangene, darunter zwei Generale, mit Geschütz und Feldzeichen in seine Gewalt brachte, das, ohne den Sieg durch irgend eine Grausamkeit oder Unthat zu beflecken, die alte Ordnung wieder herstellte und das zerrissene Band mit Oesterreich wieder anknüpfte, auf daß es, wie der Kaiser versicherte, nun nicht mehr gelöst werden sollte. Aber die Siegesfrende wurde bald gedämpft durch die Nachricht von den Unfällen des österreichischen Donauheeres und von der Annäherung frischer Truppen unter Wrede und Lefebvre. Chastcler, in seinem militärischen Stolze der Verbindung mit den aufrührerischen Bauern ohnedies abgeneigt, war weder an Truppcnzahl noch an Kriegskunst dem Feinde ge wachsen. Als die Baiern den tapfer verthcidigtcn Strubpaß erstürmt, den".M-a. österreichischen General bei Wörgl zurückgcdrängt und den blühenden Markt- flecken Schwatz in Asche gelegt, zog sich Ehasteler, der seit Napoleon's Acht- crklürung alle geistige Spannkraft verloren, nach dem Brenner und überließ die Hauptstadt nebst dem nördlichen Tirol den baicrischcn und französischen Feld herren, die am 19. Mai ihren Einzug in Innsbruck hielten. Furchtbar wütheten r». M->. die erbitterten Soldaten gegen das bezwungene Volk. „Mit Mord, Kirchen- schändnng, Raub und Brand, Mißhandlung von Greisen, Weibern und Kin dern war ihr Vorrücken bezeichnet. Cs gab sich überall kund, daß dem Sol daten des Rheinbundes außer der Tapferkeit jede ritterliche Tugend abging und nur gemeine Leidenschaften ihn bewegten; und wie hätte cs anders sein können in einem Kampfe, dem jeder höhere Impuls fehlte?" Diese Schandthaten, über welche selbst Wrede und Lefebvre ihre Entrüstung aussprachcn, riefen die Tiroler von Neuem unter die Waffen. Andreas Hofer besetzte mit sechstausend Mann, meistens Schützen aus Passeyr, Meran und dem Vintschgau, den Jsclberg und