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232 Europa unter Bonapartischeiu Einfluß. reicher schon durch mangelhafte Vorbereitungen, durch Abänderung des ursprüng lichen Kricgsplanes und durch zu spätes Beginnen der Operationen die beste Zeit verloren, uni den noch ungerüsteten Feind zu überraschen und die deutschen Bun desgenossen durch schnelle Besetzung ihrer Länder vom Anschluß an die Franzosen abzuhalten, so wurde noch dadurch gefehlt, daß der Erzherzog Karl seine eigenen Streitkrüfte allzusehr trennte, zerstreute und zersplitterte, und damit dem ge wandten Gegner wesentliche Vortheile in die Hand gab. Der französische Kaiser, der wohl den Waffengang mit Oesterreich vorausgesehen aber nicht so bald er wartet hatte, wurde dadurch in die Lage gesetzt, die verschiedene» Heerabthei lungen seiner Marschülle, die durch Berthier's unschlüssige zögernde Haltung und strategische Unfähigkeit in Unsicherheit und Verwirrung gebracht worden waren, sowie die deutsche» Hülssarmeen an den Ufern der Donau zu concentriren, die Heerführung in die eigene Hand zu nehmen, durch sein überlegenes Feld herrntalent und seine geniale Combinationsgabe eine rasche Entscheidung hcrbei- zuführcn. Apnl Aus der Ansprache, die Napoleon in Donaulvörth an die Truppen richtete, hörte "man die ganze Siegeszuversicht heraus, die ihn selbst beseelte und die er in den Herzen seiner Soldaten weckte. „Ich komme mit der Schnelligkeit des Blitzes", sagte er, „ihr habt mich umgeben, als Oesterreichs Monarch zu meinem Bivouak in Mähren kam; ihr habt gehört, wie er meine Milde anflehte und mir ewige Freundschaft schwor. Wir waren Sieger in drei Kriegen; unserer Großmuth verdankt Oesterreich Alles; dreimal ist es meineidig geworden. Unsere früheren Erfolge sind eine sichere Bürgschaft des Sieges, der uns erwartet. Auf denn, damit bei unserem Anblick der Feind seine Ucbcr- winder erkenne!" «ag,2?D°n7u- Die Voraussagung dieser Ansprache sollte bald in Erfüllung gehen. Von fk,t;»g. Würtcmberg, Baiern und andern Staaten des Rheinbundes kräftig unterstützt, zog Napoleon mit bedeutender Heercsmacht unter den bewährten Feldherren Lanncs, Davoust, Massen«, Lefebvre, Augercau, Bernadotte, Bessieres u. A. die Donau hinab, drängte durch einen meisterhaften fünftägigen Feldzug in einer Reihe sieg- is-24. Apm reiche Gefechte und Schlachten bei Hausen oder Tann, bei Abensberg, Landshut, Eckmühl, bei Rcgcuöburg, vor dessen Mauern er selbst eine Wunde in den rechten Fuß erhielt, die Feinde über die Isar und über den Inn und rückte zm» zweitenmal in das Herz der österreichischen Staaten ein. So lange der Erz herzog glaubte, daß er es nur mit den französischen Marschällen und Generalen zu thun habe, war er voll Hoffnung und Selbstvertrauen; als er aber nach den Gefechten von Regensburg durch Gefangene erfuhr, daß Napoleon selbst das Oberkommando führe, schwand seine Zuversicht und Geistesgegenwart mehr und mehr dahin. Seine hohe Meinung von dem Feldherrntalent des Kaisers be nahm ihm den Glauben an den eigenen Sieg; auch schwächten epileptische An fälle zeitweise seine Fähigkeiten. Dennoch bewährte er sich als umsichtigen Führer, wenn gleich Unschlüssigkeit und allzugroße Bedächtigkeit ihn gegenüber einem so begabten und energischen Gegner in eine nachtheilige Stellung brachten. Die